Planlos ins Glueck
tief durch und ballte die Hände zu Fäusten. „Ich mag beide Restaurants. Die Wahl überlasse ich gerne dir.“
„Wirklich?“ Er lachte überrascht auf. „Na gut, dann hole ich dich um sieben Uhr ab.“
„Sieben“, wiederholte sie. Ihr Puls raste. Sie würde das durchziehen.
Als hätte die Welt nur darauf gewartet, dass Jane endlich Mut fasste, öffnete sich die Tür zum Konferenzraum, und Jessie und Ms Holloway kamen heraus. Janes Bruder wirkte ausnahmsweise mal nicht desinteressiert, sondern ernst und aufmerksam. Vielleicht wurde er ja wirklich endlich erwachsen.
Peter Chase stand auf und nickte in Richtung der Anwältin. „Alles klar, Billy“, sagte er zu Chase. „Dauert nur ein, zwei Minuten.“
Billy? Jane warf ihm einen Blick zu. „Billy?“, sagte sie laut und grinste. „So heißt du?“ Sie wollte gerade loslachen, da bemerkte sie, wie finster seine Miene auf einmal geworden war. „Was?“, fragte sie. Gott, er musste seinen Namen wirklich hassen.
Aber er antwortete nicht, und das verschaffte ihr Zeit zum Nachdenken.
Billy. Bill. William. Dafür stand das W auf seiner Visitenkarte.
Chase musterte sie dermaßen ernst, dass sie es mit der Angst bekam.
„Billy“, wiederholte sie. „Billy Chase.“
Und dann traf die Erkenntnis sie wie ein Faustschlag. Billy Chase .
„Oh Gott“, murmelte sie fast unhörbar.
„Jane“, sagte er und streckte die Hand nach ihr aus.
Aber sie wich mit einer ruckartigen Bewegung zurück. „Oh Gott.“
„Das ist doch keine große Sache.“
Keine große Sache? Wortlos hastete Jane auf den Ausgang zu.
„Hey!“, hörte sie Jessie sagen. „Wo geht sie denn hin?“ Aber sie wusste, dass die Schritte hinter ihr die von Chase waren.
Sie schaffte es bis zum Fahrstuhl, aber als sie auf den Knopfdrücken wollte, hielt Chase sie am Arm fest. „Ich kann nicht …“, flüsterte sie schwach.
„Jane, jetzt renn doch nicht einfach weg!“
„Du wusstest die ganze Zeit über, wer ich bin?“ Das Blut rauschte ihr so laut in den Ohren, dass sie sich selbst kaum hören konnte.
„Lass uns in Ruhe darüber reden.“
„Nein!“ Sie schüttelte seine Hand ab.
„Jane, komm schon.“
„Du wusstest es! Oh Gott.“ Billy Chase. Aus den Tiefen ihrer Erinnerung stieg ein verschwommenes Bild auf von einem niedlichen Jungen mit einer Coladose in der Hand. Auf jeder Party, auf der sie ihn gesehen hatte, hatte er nichts als Cola getrunken. Und während einer dieser Partys hatte sie sich auf seinen Schoß gesetzt und an seinem braun gebrannten Nacken herumgeknabbert und sich darüber gefreut, dass sein Schwanz mit jeder Sekunde härter geworden war.
Bei dem bloßen Gedanken riss Jane vor Entsetzen die Augen auf. „Deswegen hast du mich um ein Date gebeten!“
„Wie?“
„Weil du wusstest, wer ich bin! Deswegen hast du mich im Büro angesprochen!“
„Das ist doch albern.“
„Du wusstest, wie leicht ich rumzukriegen bin.“
„Nein“, knurrte er. „So war das nicht. Jetzt beruhig dich mal und hör mir zu!“
Jetzt verließ auch Jessie die Kanzlei und gesellte sich zu ihnen ins Treppenhaus. „Mann“, sagte er zu Jane. „Ich dachte schon, du lässt mich einfach hier sitzen!“
„Wir gehen“, sagte sie tonlos und wies auf die Fahrstuhltüren, die gerade aufglitten. Leider trat auch Chase in die Kabine. In brütendem Schweigen fuhren sie zu dritt nach unten.
Jane stellte sich vor, wie sie damals ausgesehen hatte. Ihr fast weißes Haar, der schwarze Eyeliner, hinter dem sie sich versteckt hatte wie hinter einer Maske. Die kurzen Röcke und diebauchfreien Tops. Und ihr Äußeres war bei Weitem nicht das Schlimmste gewesen. Sie hatte so verzweifelt um Aufmerksamkeit gebettelt, dass es einfach nur entwürdigend gewesen war. Gott, sie hatte auf Chases Schoß gesessen und über seine Erektion gekichert!
Was er wohl sonst noch so mitbekommen hatte?
Wie betäubt trat sie aus dem Fahrstuhl. Sekunden später fand sie sich auf dem Parkplatz wieder.
„Jane, jetzt warte doch mal, verdammt.“
„Ich muss Jessie heimbringen“, murmelte sie.
„Jessie“, schnappte Chase, „warte im Auto! Ich muss mit deiner Schwester reden.“
Jane schob das Kinn vor und beobachtete, wie sich ihr verräterischer Bruder im Eiltempo davonmachte.
„Als ich dich kennengelernt habe, hatte ich keine Ahnung, wer du bist. Aber ich fand dich süß. Und deswegen habe ich dich gefragt, ob du mit mir ausgehst.“
„Seit wann weißt du Bescheid?“ Sie fühlte sich hintergangen,
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