Planlos ins Glueck
und sie wollte ganz genau wissen, wann das alles angefangen hatte. „Seit du mich im Ryders erwischt hast?“
„Nein. Seit dich deine Grandma Dynasty genannt hat.“
Sie nickte und verschränkte schützend die Arme vor der Brust. „Klar. Natürlich.“
„Ich war ziemlich schockiert. Nicht mal als Mac gesagt hat, dass er dein Stiefvater ist, habe ich kapiert, dass Dynasty und du ein und dieselbe Person seid. Und um ehrlich zu sein, spielt es für mich auch überhaupt keine Rolle.“
„Aber für mich spielt es eine Rolle! Ich … Niemand weiß davon, Chase.“
„ Ich weiß es. Und mir ist es egal.“
Sie grub ihre Fingernägel in die Ellenbogen. „Mir ist es nicht egal! Dynasty ist tot. Einfach weg. Ich weiß nicht mal … Hab ich mit dir geschlafen?“
„Was?“
„Ob ich damals mit dir geschlafen habe!“
„Nein.“
„Es könnte nämlich gut sein, dass ich mich nicht mehr daran erinnere. Weil ich damals mit so vielen Männern ins Bett gegangen bin, dass ich völlig den Überblick verloren habe.“
„Jane!“ Seine Stimme war nur noch ein heiseres Flüstern. „Du warst doch noch ein Kind.“
Jane stand der kalte Schweiß auf der Stirn, und ihr Magen zog sich so krampfhaft zusammen, dass sie glaubte, sich gleich übergeben zu müssen. „Du hast doch gesagt, dass du aus Grand Junction kommst.“
„Das stimmt auch. Ich war sechzehn, als wir hierher gezogen sind.“
„Oh Gott“, stöhnte sie. „Ich muss weg. Ich will nicht darüber reden.“
Sie hörte ihn ihren Namen rufen, aber sie war schon auf dem Weg zu ihrem Wagen. Jessie lehnte lässig an der Motorhaube und beobachtete mit hochgezogenen Brauen, wie sie ihre Schlüssel aus der Handtasche zerrte.
„Was is los mit dir und dem Typen da?“, fragte er.
„Nichts. Steig ein!“
„Und wieso drehst du dann gerade so am Rad?“
„Halt die Klappe, Jess!“ Ihr war bewusst, wie irrational sie sich verhielt. All der Mist, den sie als Teenager gebaut hatte, all die Erniedrigungen … All das war nun mal passiert, unabhängig davon, ob Chase davon wusste oder nicht. Aber bis jetzt war ihr ihre Vergangenheit so vorgekommen wie ein alter Film. Wie Geschichtsunterricht. Ihre Erinnerungen hatten sich nicht mehr so angefühlt, als wären sie ein Teil ihres eigenen Lebens. Bis jetzt. Jetzt war alles wieder da. Und erinnerte sie daran, wer sie wirklich war.
„Oh Gott.“ Jane seufzte und zwang sich, tief durchzuatmen. Okay, dann kannte er die Wahrheit eben. Vielleicht war das alles ja nur halb so wild. Schließlich hatte er keinen Grund, jemandem davon zu erzählen. Und sie brauchte ihn niemals wiederzusehen.
Sie hatte ihn ja sowieso nicht wirklich an sich herangelassen.Sie hatte ihn auf Distanz gehalten. Am Anfang hatte sie ihn nur als Sexspielzeug benutzen und dann abservieren wollen. Trotz Loris Zuspruch würde Jane einfach zu ihrem ursprünglichen Plan zurückkehren.
Die Sache mit Chase war offiziell vorbei.
15. KAPITEL
E s schneite. Es war der zwanzigste Mai, und es schneite. Jane starrte auf die dicken Flocken, die draußen vor dem Fenster durch die Luft schwebten. Der Schnee war wie ein Befehl: Entspann dich, bleib zu Hause und mach dir einen schönen Abend! Die Pizza war schon bestellt, und in zwei Minuten startete ihr Pay-per-View-Film.
Die Welt da draußen existierte nicht mehr. Der Schnee umgab ihre Wohnung wie ein Schutzmantel, der den Wahnsinn ihres Lebens von ihr fernhielt.
Kaum hatte sie es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht und die Fernbedienung in die Hand genommen, da klopfte es hart an die Tür. Die Pizza. Einer der großen Vorteile des Daseins als einsamer Single: Sie konnte den Belag alleine zusammenstellen. Scharfe Salami mit Pilzen, Jalapeños und grünen Oliven. Und jede Menge Reste für den nächsten Tag. Vielleicht genug, um die Wohnung ein paar Tage lang nicht mehr verlassen zu müssen.
Jane schnappte sich ihr Portemonnaie und öffnete lächelnd die Tür. Doch ihr Lächeln gefror beim Anblick des Mannes, der draußen stand. Offenbar reichte eine dicke Schneedecke doch nicht aus, um sie vor dem Übel der Welt zu beschützen. Denn das Übel der Welt stand gerade auf ihrer Türschwelle.
„Hi“, sagte Chase. Sein Blick glitt über Janes Sweatshirt und die zehn Jahre alten Leggings. Jane musterte Chase ebenfalls von Kopf bis Fuß. Sein Anblick sendete kleine Stromstöße durch ihr Nervensystem.
Bisher hatte sie ihn immer nur in Jeans und T-Shirt gesehen. Aber heute trug er schwarze Stoffhosen, einen gut
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