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Planlos ins Glueck

Planlos ins Glueck

Titel: Planlos ins Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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Mädchen?“
    Chase schüttelte den Kopf. Er umklammerte das Lenkrad so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. „Keine Ahnung. Diesmal war es aber in Aspen, nicht in Carbondale oder Garfield County.“
    Die Panik schnürte Jane die Luft ab. „Mom hätte die Kaution niemals bezahlen dürfen.“
    Chase warf ihr einen harten Blick zu. „Denkst du, Jessie war es?“
    „Ich denke, dass seine Unschuld bewiesen wäre, wenn er noch im Gefängnis sitzen würde.“
    Als sie Grandma Olives Haus in Carbondale erreichten, schmerzte jede einzelne Muskelfaser in Janes Körper vor Anspannung.
    Sie bemerkte Jessie in dem Moment, in dem die Gartenbeleuchtung anging. „Er ist hier!“
    Der Truck kam quietschend zum Stehen, und Jane sprang aus dem Wagen und rannte durch den verschneiten Vorgarten zu ihrem Bruder, der auf der Bank neben der Haustür kauerte. Grandma Olive hatte sich drohend vor ihrem Enkel aufgebaut.
    „Er ist gerade zurückgekommen“, sagte Olive. „Will nicht verraten, wo er sich herumgetrieben hat.“
    „Okay“, keuchte Jane. „Okay. Ich rede mit ihm. Geh rein ins Warme, Grandma Olive!“
    „Ich will auch rein“, jammerte Jessie und sprang auf. Aber seine Großmutter knallte ihm die Tür vor der Nase zu.
    Jane packte ihn am Arm. Ihre Fingernägel gruben sich in seine Lederjacke. „Wo warst du?“
    „Ich musste mal raus, okay? Grandma hat sich den Dallas-Marathon angeguckt, und ich hab es einfach nicht mehr ausgehalten. In dieser verdammten Bude hier gibt’s nur einen einzigen Fernseher!“
    Jane schüttelte ihn heftig. „Wo warst du?“
    „Mann.“ Er schüttelte brüsk ihre Hand ab. „Bei ’nem Mädchen, okay? Und jetzt komm mal runter!“
    Ein Mädchen. Hatte er tatsächlich … „Was für ein Mädchen?“ „Das geht dich einen Scheiß an, Jane.“
    „Jessie!“, schrie sie ihn an. „Was für ein Mädchen?“
    Und dann lag plötzlich Chases Hand auf ihrer Schulter. Sie hatte ganz vergessen, dass er hier war. Und sie hatte vergessen, wie tröstlich seine Nähe sein konnte.
    „Jessie“, sagte er ganz ruhig. „Du solltest das ernst nehmen. Deine Schwester muss wissen, wo du warst.“
    Endlich schien Jessie zu begreifen. Er riss die Augen auf. Wenigstens wies nichts darauf hin, dass er sich zugekifft hatte. „Sie heißt Eve. Wir haben uns nur eine Stunde oder so gesehen, nicht lang. Sie hat mich eben hier abgesetzt.“
    Jane schluckte schwer, bemühte sich aber, vor Erleichterung nicht laut loszuschluchzen. „Sie war hier?“
    „ Ja. Mann, was geht denn ab hier?“
    Für einen kurzen Augenblick hatte sie gedacht … nein, befürchtet …
    Jane brachte kein Wort heraus. Als Chase sich räusperte und sich zwischen sie und ihren Bruder schob, war sie unendlich dankbar. „Die Polizei will mit dir reden, Jessie. Offenbar gab es noch einen Mord.“
    „Oh, fuck“, flüsterte Jessie. Selbst im Mondlicht konnte man erkennen, dass er käseweiß geworden war.
    Jetzt, wo sie keinen Zweifel mehr hatte, kam die Wut. „Deine Anwältin hat gesagt, dass du zu Hause bleiben sollst! Kein Alkohol, kein Gras und keine Frauen !“
    „Ich bin kein Scheißmönch, Jane! Und ich hab nichts Falsches getan.“
    „Denkst du, diese Eve gibt dir ein Alibi?“
    Er zuckte die Achseln. „Glaub schon. Sie hat keinen Freund oder so.“
    „Dann rufen wir deine Anwältin an. Jetzt.“
    Trotz der späten Stunde nahm Ms Holloway beim ersten Klingeln ab. Jane erzählte ihr die ganze Geschichte, und mit jeder nüchternen Frage, die die Frau ihr stellte, fühlte sie sich ein bisschen ruhiger.
    „Bleiben Sie bei ihm“, sagte Ms Holloway. „Lassen Sie ihn keine Sekunde aus den Augen. Ich melde mich in einer Viertelstunde wieder bei Ihnen.“
    Jane schleifte Jessie ins Haus, dann verzog sie sich in Grandma Olives winziges Esszimmer, wo sie die nächsten fünfzehn Minuten lang wie ein Tier im Käfig auf und ab tigerte. Die anderen saßen im Wohnzimmer. Jessie wirkte völlig entspannt: Er ließ die Beine über die Sofalehne baumeln und schien sich überhaupt nicht darüber im Klaren zu sein, dass seine Zukunft gerade an einem seidenen Faden hing. Er schaffte es sogar, ein paar Witze zu machen, und über ein oder zwei davon musste Grandma Olive tatsächlich lachen.
    Die alte Dame war gefasst genug, um eine Runde Margaritas anzubieten. Als alle ablehnten, machte sie nur sich selbst einen Cocktail, ließ sich in ihren Lehnstuhl fallen und nahm ihr Gebiss heraus, das sie auf dem Couchtisch ablegte.
    Chase wirkte erstaunlich

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