Planlos ins Glueck
Jane. „Es tut mir wirklich leid, dass ich deine Gefühle verletzt habe, Greg. Aber das hier ist wichtiger als dein gekränkter Stolz. Wir sprechen hier über das Leben eines Menschen.“
„Nein, Jane, wir sprechen über das Leben mehrerer Menschen. Zwei Frauen sind tot, vielleicht sogar drei. Und nach allem, was ich mitbekommen habe, weist einiges darauf hin, dass dein Bruder der Täter ist. Also verschwinde! Und zwar sofort.“
„Er war es nicht, und ich habe Beweise für seine Unschuld. Am Montagabend war er mit mir zusammen. Wir waren bei seiner Anwältin, und dann haben wir noch beim Supermarkt gehalten. Danach haben wir mit seiner Großmutter zu Abend gegessen. Ruf doch mal bei seiner Anwältin an! Du kannst auch die Überwachungsvideos vom Supermarkt durchsehen. Er war die ganze Zeit über bei mir.“
„Und wann habt ihr gegessen? Ich habe da so ein Gefühl, dass Grandma MacKenzie nicht erst um neun Uhr isst.“
Jane knirschte mit den Zähnen. Sie kannte den genauen Todeszeitpunkt nicht. Mr Chases Kontakt bei der Polizei hatte nur verraten, dass das Mädchen etwa vierundzwanzig Stunden vor dem Fund der Leiche ermordet worden war.
Ein scharfer Schmerz breitete sich in ihren Handflächen aus. Sie hatte nicht einmal bemerkt, wie tief sich ihre Fingernägel in ihre Haut gebohrt hatten. „Kannst du dir die Sache nicht wenigstens etwas genauer ansehen? Bitte! Betrachte das Beweismaterialaus einem neuen Blickwinkel. Stell dir nur eine einzige Minute lang vor, dass Jessie nicht der Täter ist!“
„Wir behandeln jeden Fall mit derselben Objektivität, Jane. Niemand hat es auf deinen Bruder abgesehen. Wenn er es nicht war, dann wird er auch nicht verurteilt.“
„Oh, bitte. Das glaubst du ja wohl selbst nicht!“
„Jane“, fuhr er ihr scharf ins Wort, dann hielt er inne und atmete tief durch. „Ich bin mir sicher, dass seine Anwältin beste Arbeit leistet. Ich für meinen Teil kann keine Ausnahme für dich machen. Selbst wenn ich wollte. Und ich will nicht.“
Jane sah ihm einen Moment lang eindringlich in die Augen, suchte nach einem Funken von Einsicht in seinem Blick. Bitte hilf mir, flehte sie schweigend. Aber Greg musterte sie nur streng und abweisend.
„Und wer ist der Typ dahinten?“ Er wies mit dem Kinn auf den Truck. „Kehrst du zu deinen Wurzeln zurück, oder was?“
Jane straffte die Schultern und wandte sich wortlos um.
Sie hätte mit der Trennung warten sollen. Warum nur hatte sie es so eilig gehabt? Wenn sie nur eine Woche länger durchgehalten hätte …
Aber bei dem bloßen Gedanken drehte sich ihr der Magen um. Mit seinem Verhalten hatte Greg gerade alles bestätigt, was sie instinktiv schon vor der Trennung gespürt hatte. Er mochte sie, solange sie mit ihm schlief. Jetzt war sie für ihn nur noch Abschaum. Nichts weiter als Abschaum.
Sie stieg in den Truck.
„Jane? Alles okay?“
„Ja.“
Chase fuhr los, aber Jane konnte spüren, dass seine Aufmerksamkeit noch immer auf ihr ruhte. „Scheint nicht sonderlich gut gelaufen zu sein.“
„Er weigert sich. Aber vielleicht sieht er die Akte ja doch noch durch, wenn er im Büro ist.“
„M-hm.“
Sie hatte zwar behauptet, dass alles okay war – aber stimmtedas überhaupt? Jane schloss die Augen und spürte ihren Gefühlen nach. Sie hatte Greg gegenüber gerade einen Teil ihrer Vergangenheit enthüllt, und sie fühlte sich … okay. Denn es war der Teil ihrer Vergangenheit gewesen, den sie ihm auf Dauer sowieso nicht hätte verschweigen können, wenn sie länger zusammengeblieben wären.
Ja, vielleicht tratschte er es herum. Vielleicht erzählte er jetzt allen, wo sie herkam. Aber ihre Familie war bei Weitem nicht der dunkelste Teil ihrer Vergangenheit.
Ja, sie fühlte sich tatsächlich okay.
„Und das ist also die Art Mann, mit der du gewöhnlich zusammen bist?“, fragte Chase.
„Ja.“
„Ärzte, Anwälte und so?“
„Ja.“
„M-hm“, machte er wieder. Jane fragte sich, was sein ausdrucksloses Brummen wohl zu bedeuten hatte.
Am liebsten wäre sie ohne Chase zu Greg gefahren. Aber er hatte beschlossen, dass Aspen derzeit ein gefährliches Pflaster für Frauen war. Und er schien auch beschlossen zu haben, dass Jane die eine Frau war, für deren Sicherheit alleine er zuständig war. Wahrscheinlich hätte sie ihn trotzdem davon überzeugen können, sie in Frieden zu lassen. Er konnte sie nicht kontrollieren. Sie hätte ihn einfach rauswerfen können.
Aber in Wahrheit freute sie sich, eine Ausrede dafür zu
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