Planlos ins Glueck
fürchte, ich bin kurz davor, mich in dich zu verlieben, Jane.“ Er umfasste ihr Kinn und küsste sie, ehe sie reagieren konnte. Er wusste, dass sie protestieren wollte, aber er hatte nicht vor, ihren Argumenten Aufmerksamkeit zu schenken.
Sie versuchte, den Kopf zu schütteln, aber auch das ließ er nicht zu. Einen Augenblick lang verspannte sie sich in seinen Armen, dann erwiderte sie seinen Kuss, ließ ihre Zunge um seine tanzen. Ihr Geschmack war wie eine Droge, die seine Nerven einnebelte, bis er nicht einmal mehr den kalten Schnee in seinem Nacken spürte.
Er hätte sie für immer und ewig küssen können. Sie küssen, nichts sonst. Aber das würde Jane nicht zulassen. Sie würde mehr wollen. Und er würde gar nicht erst versuchen, sich dagegen zu wehren.
Er biss ihr sanft in die Unterlippe, dann löste er sich von ihr, legte die Hände um ihr Gesicht und zwang sie, ihn anzusehen. „Ich bin verliebt in dich“, wiederholte er.
„Nein.“
Er ließ sie los. „Du kannst nichts daran ändern, tut mir leid.“ Er hielt ihr die Autotür auf. „Wohin soll die Fahrt gehen?“
„Chase, wir können nicht … Das mit uns hat doch keine Zukunft.“
„Soll ich dich zu deiner Grandma bringen?“
Sie legte ihm die Hand auf die Brust und schob ihn weg. Er wich einen Schritt zurück, damit sie das Gefühl hatte, er würde ihr ihren Willen lassen.
„Hör mir zu“, sagte sie fest.
„Ich kann tun und lassen, was ich will, Jane“, unterbrach er sie. „Ich dachte einfach nur, es wäre fair, dich zu warnen.“
„Dann musst du gehen. Lass mich einfach in Frieden.“
„Ohne mich kommst du hier nicht weg, mein Schatz. Außerdem ist dein Bruder im Augenblick wichtiger als deine panische Angst vor aufrichtigen Gefühlen.“
Offenbar hatte er sie eiskalt erwischt, denn sie warf ihm einen schockierten Blick zu. „Meine was?“
Chase verdrehte die Augen. „Steig in den Wagen, Jane! Wir reden darüber, sobald wir Jessie gefunden haben.“
Die Wut stand ihr noch ins Gesicht geschrieben, und sie starrte ihn an, als wäre ihm gerade ein drittes Auge aus der Stirn gewachsen. Aber schließlich stieß sie ein „Wie du willst“ hervor und kletterte in den Truck.
„Wie du willst“ war das „Leck mich doch“ der Jane Morgan. Chase war klar, dass die Fahrt außerordentlich ungemütlich werden würde. Trotzdem war er froh, dass er es ausgesprochen hatte. Denn der Druck, der tagelang auf seiner Brust gelegen hatte, war verschwunden. Als hätten die Worte, die er schon so lange mit sich herumgeschleppt hatte, eine Tonne gewogen. Als er auf den Highway auffuhr und den Weg nach Carbondale einschlug, verkniff er sich Jane zuliebe sein breites, erleichtertes Grinsen.
Als Chases Handy klingelte, setzte Janes Herz vor Schreck einen Schlag lang aus. Sie hatte schon einen ganz steifen Nacken, so stur blickte sie geradeaus. Aber als Chase den Anruf entgegennahm, gestattete sie sich einen kurzen Blick in seine Richtung.
Er war verliebt in sie.
Das machte alles nur noch komplizierter. Und beängstigender. Beängstigend vor allem deswegen, weil ihr Herz voller Freude auf seine Worte reagiert hatte. Janes Herz wollte, dass sie vor Glück herumhüpfte und Chase die Arme um den Hals schlang und laut jubelte.
Nur dass da gleichzeitig ein Gefühl abgrundtiefer Panik gewesen war. Aber doch nicht, weil sie Angst vor aufrichtigen Gefühlen hatte! Darum ging es hier gar nicht.
Jane warf Chase einen wütenden Blick zu. Dann bemerkte sie den besorgten Ausdruck in seinen Augen. „Wer ist das?“, flüsterte sie.
Er hob eine Hand. „Und mehr hat er nicht gesagt?“ Als er sich die Finger gegen die Schläfe drückte, wurde Jane ganz flau im Magen. „Scheiße“, murmelte Chase. „Okay, Dad, danke. Wir sprechen später noch mal.“
Chase klappte sein Handy zu und umfasste das Lenkrad wieder mit beiden Händen. „Wir haben ein riesiges Problem.“
„Und zwar?“
„Sie haben noch ein Mädchen gefunden.“
Das Entsetzen schoss durch ihr Nervensystem wie ein weit verzweigter, greller Blitz. „Ein Mädchen? Ein ermordetes Mädchen?“
„Ja.“
„Oh Gott. Oh Gott, das ist …“
„Man hat ihre Leiche heute Abend in ihrem Haus gefunden. Unnatürliche Todesursache.“
„Denken sie, dass es sich um denselben Täter handelt?“
„Mehr wollte der Informant nicht sagen. Der Todeszeitpunkt steht wohl noch nicht fest, deswegen geht mein Dad davon aus, dass der Mord länger als zwei Stunden her ist.“
„Wer ist das
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