Plantage der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
ein unmännliches Ziehen in der Brust und ballte die Faust. Hatte er sich etwa in sie verliebt? Das durfte nicht sein! Deutlich merkte er, dass er dabei war, Chantals Drohung zu verdrängen.
Er stutzte, hielt den Atem an und lauschte. Schon wieder die Trommeln. Er fühlte, wie das Grauen sich in ihm ausbreiten wollte und die Erinnerung, die stets im Verborgenen lauerte. Irgendwann hatte es angefangen, etwa zur gleichen Zeit wie Kassandra krank geworden war. Jede Nacht hatten die dumpfen rhythmischen Töne ihn entweder geweckt oder erst gar nicht zur Ruhe kommen lassen.
„Es sind die Klänge der Toten“, flüsterte Chantals Stimme an seinem Ohr. Er fuhr herum, doch neben ihm war niemand. Dupont wischte sich über die Stirn. Sie war feucht von Schweiß. Himmel, er wurde noch verrückt. Er hatte glatt gemeint, ihren Atem zu spüren. Es war wohl nur ein Lufthauch gewesen, den die Nacht hereingetragen hatte.
Kassandra, seine Frau. Ihm wurde schwer ums Herz. Gerade ein Jahr war es nun her, dass sie gestorben war. Dupont wandte sich vom Fenster ab und setzte sich in den breiten Ledersessel. Das monotone Geräusch der Trommeln schwoll an und schien näher zu kommen. Er hatte den Wunsch, sich die Ohren zuzuhalten, doch er schaffte es, sich zu beherrschen. Lächerlich! So lächerlich wie Chantals böse Verwünschungen, die sie seinerzeit in gnadenlosem Zorn ausgestoßen hatte, weil er sich nach Kassandras Tod von ihr getrennt hatte.
„Du vergisst, wer ich bin, mein lieber, ehrenwerter Jean-Claude Dupont. Wenn ich dir plötzlich nicht mehr gut genug bin, soll auch keine andere an deiner Seite sein.“
Er sah wieder ihre blitzenden schwarzen Augen vor sich, die samtene Haut, die die Farbe von Milchkaffee hatte und ihn anfangs so fasziniert hatte. Ihre vollen wogenden Brüste, die Leidenschaft und die wortlosen Verheißungen, die aus ihren lasziven Bewegungen gesprochen hatten. Wie anders dagegen war Kassandra gewesen. Helle zarte Haut, ähnlich der Madeleines, und dunkles glattes Haar. Er hatte sie wirklich geliebt. Doch bereits als sie mit Léon schwanger geworden war, hatte sie sich im Bett von ihm zurückgezogen. Nach der Geburt von Fabienne hatte sie sich endgültig verweigert. Und dann war Chantal ins Haus gekommen, um sich um die Kinder zu kümmern.
Dupont schloss die Augen. Er wollte nicht daran denken. Wenn nur die Trommeln endlich verstummt wären! Ruckartig stand er auf, um das Fenster zu schließen. Eben wollte er den Flügel zudrücken, als er eine Gestalt den Weg entlanggehen sah, den vor wenigen Minuten Madeleine genommen hatte. Der lange dunkle Frack und der aufrechte Gang ließen ihn vermuten, dass es Rodrique war.
Er fragte sich, wohin Rodrique zu dieser späten Zeit wollte. Stieg er etwa Madeleine nach? Dupont hielt unwillkürlich die Luft an. In ihm brodelte es. Waren sie gar verabredet? Wenn er sich beeilte, konnte er seinerseits hinter dem Cousin her und sehen, ob … Er knirschte mit den Zähnen. Nein! Er war nahe daran, sich lächerlich zu machen! Die Gestalt auf dem Weg blieb stehen, verharrte einige Sekunden und ging schließlich zurück Richtung Haus.
Jean-Claude atmete auf und schloss das Fenster. Vielleicht hatte Rodrique nur ein wenig frische Luft gebraucht. Er lauschte, ob er aus dem Foyer Geräusche hören konnte, doch alles blieb ruhig. Vorsichtig öffnete er die Tür einen Spalt. Wo blieb er? Wenn er zu Bett wollte, musste er die Treppe nehmen, und diese konnte er zumindest teilweise von seinem Posten aus sehen. Ruhig und verlassen lagen der dunkle Flur und die Biegung der Treppe vor ihm. War er doch wieder umgekehrt und hatte seinen Weg zu Madeleine fortgesetzt? Wenn ja, was tat er bei ihr?
Zornige Hitze lief durch Duponts Glieder. Nun war er es, der frische Luft brauchte. Entschlossen verließ er sein Büro und lief zügig die breiten Stufen hinunter. Der dicke Auslegeteppich verschluckte seine Schritte. Er öffnete die schwere Haustür und blieb auf der Veranda stehen. Große Bereiche des weitläufigen Parks von Beaupay wurden von der nächtlichen Dunkelheit verborgen. Bläulicher Mondschein tauchte einen Teil von Madeleines Unterkunft in kühles Licht. Hinter den Fenstern war es dunkel und still. Es war zu still. Sogar die Voodoo-Trommeln waren verstummt.
Dupont fröstelte. So wenig er es sich eingestehen wollte, er hatte sich in Madeleine verliebt. Und genau aus diesem Grund musste er sie fortschicken.
Madeleine schloss die Tür ihrer Bleibe hinter sich und lehnte sich
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