Plantage der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
näher an die Scheibe. Alizée? Tatsächlich, sie war es, und sie humpelte. Madeleine öffnete die Tür.
„Alizée? Haben Sie sich verletzt? Kann ich Ihnen helfen?“
Die Zofe blieb stehen und wandte sich ihr zu. Trotz des schlechten Lichtes konnte Madeleine sehen, dass ihre Augen zu schmalen Schlitzen gekniffen waren und eigentümlich schimmerten.
„Es ist nichts. Ich bin gestolpert“, erwiderte sie förmlich. Der hintere Saum ihres Rockes war ausgefranst. Offensichtlich war sie hineingetreten und hängengeblieben.
„Gute Nacht, Mademoiselle.“
„Gute Nacht.“
Alizée machte einen Schritt und blieb mit einem unterdrückten Schmerzlaut stehen.
„Nun lassen Sie sich doch helfen.“
Nach kurzem Zögern zog Madeleine die Tür hinter sich zu und sperrte sorgfältig ab. Die Zofe beobachtete jede ihrer Bewegungen.
„Stützen Sie sich auf mich“, bot Madeleine an und schnupperte. Das Dienstmädchen roch wie aus der Räucherkammer.
„Mademoiselle?“ Sie klang ängstlich und lehnte schwer auf Madeleines Arm.
„Ja?“
„Sie werden mich doch nicht verraten?“
„Verraten? Ihren kleinen Spaziergang?“
„Inés darf nicht wissen, wo ich heute Nacht war!“, flüsterte sie. „Sie hasst die Zeremonie, wissen Sie? Dabei kann sie so nützlich sein.“
Die Zeremonie? Alizée war bei der Voodoo-Versammlung gewesen? Deswegen also roch sie so nach Rauch. Madeleine fröstelte. Hatte sie sich gar beteiligt? Der Druck auf ihrem Arm wurde zum bleiernen Gewicht.
„Sie sagen ihr nichts, nicht wahr?“ Die Zofe blieb stehen und krallte die Finger in das Tuch, welches um Madeleines Schultern lag.
„Nein, sicher nicht“, beruhigte sie das Mädchen.
Wo war Rocco? Schlich er noch immer im Dunklen herum? Es war leichtfertig gewesen, das schützende Haus mitten in der Nacht zu verlassen. Sie musste allein zurück. Ein Zittern durchrann sie.
„Ist Ihnen kalt?“, fragte Alizée und streifte sie mit einem raschen Blick.
„Nein. Ich …“ Madeleine brach ab. Wie ungeschickt von ihr. „Doch, ja. Mir ist kalt“, log sie.
„Sie sollten es einmal sehen. Es ist fantastisch! Und kalt wird einem bestimmt nicht, weil das Feuer viel zu heiß ist.“ Alizée sprach schnell und lauter als zuvor.
„Sie können sich etwas wünschen. Wenn es um eine Person geht, müssen sie etwas von dieser Person dabeihaben. Ein Kleidungsstück zum Beispiel.“
„Ach ja?“ Madeleines Kehle war trocken. Die Worte des Mädchens faszinierten sie wider Willen, und doch spürte sie eine Furcht, die nicht nur mit Rocco zu tun hatte.
„Sie holen sich von der Priesterin eine der besprochenen Nadeln“, fuhr Alizée fort und senkte wieder die Stimme.
„Was ist eine besprochene Nadel?“
Unwirsch winkte die Zofe ab. Madeleine fiel auf, dass ihre Schritte zunehmend fester wurden.
„Sie stechen die Nadel durch das Kleidungsstück, oder was immer Sie haben. Und wenn die Priesterin das Zeichen gibt, werfen Sie das Teil ins Feuer!“
Die Haut auf ihrem Kopf zog sich zusammen, und Kälte rieselte von dort bis hinunter zu den Zehen. Alizée blieb stehen und starrte Madeleine ins Gesicht. In ihren Augen lag ein entrückter Glanz.
„Es funktioniert, glauben Sie mir“, hauchte sie. Madeleine wusste keine Erwiderung, stattdessen spürte sie eine seltsame Leere im Kopf.
„Nehmen Sie den Weg hinter der Hütte. Achten Sie auf die Markierung.“
Alizée löste ihren Griff. Madeleine rutschte das Tuch von den Schultern und die Zofe bückte sich danach.
„Danke“, murmelte sie.
„Gute Nacht, Mademoiselle.“ Mit raschen Schritten lief die junge Frau seitlich am Haupthaus vorbei zu den Unterkünften für die Bediensteten. Sie schien keine Schmerzen mehr zu haben.
Kapitel 9
Die Morgensonne schien durch das hohe Fenster des Esszimmers. Madeleine bestrich mit gesenktem Kopf die Brioches der Kinder mit Butter und Pfirsichkonfitüre. Sie spürte Rodriques Blick, ohne aufzusehen.
„Mademoiselle Madeleine, so entzückend Sie auch aussehen, Sie machen heute einen müden Eindruck, wenn ich das erwähnen darf“, sagte er in besorgtem Tonfall.
Ihr stieg die Hitze in die Wangen.
„Ist Ihnen nicht wohl?“
„Doch, Monsieur, vielen Dank.“
„Möglicherweise setzen Mademoiselle noch die Folgen des Unglücks zu“, warf Dupont ein und sah flüchtig zu Madeleine.
„Oder sie hatte eine unruhige Nacht?“, mutmaßte Rodrique mit einem Schmunzeln und lehnte sich im Stuhl zurück. „Es ist sicher dreist, mich derart direkt zu
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