Plantage der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
erklärte Léon und zeigte auf ein paar licht gewachsene Sträucher. Madeleine warf ihm einen Blick zu. Offensichtlich hatte sich der Junge hier schon öfter die Zeit vertrieben. Betreten sah der Kleine zur Seite. Madeleine teilte die Äste. Tatsächlich wand sich ein schmaler steiniger Pfad zwischen den Hügeln durch.
„Ihr bleibt hinter mir“, beschied sie und schob sich durch die Zweige. Bereits bei den ersten Schritten rutschte das Geröll unter ihren Schuhen weg.
„So geht das nicht. Léon, Fabienne, ihr wartet hier. Ich sehe kurz nach, wie weit ich komme“, beschloss sie. Trotz des Protestes der Kinder drängte sie die beiden auf den Hauptweg zurück.
„Ich bin gleich wieder da“, versprach sie und machte sich verdrossen auf den Weg. Dieser führte nach wenigen Metern steil bergan, wurde aber wieder breiter. Madeleine blieb stehen. Ihr war warm geworden. Die Sonne schien mit aller Kraft und fand auch ihren Weg zwischen die Felsen. Soviel sie erkennen konnte, war der Drachen nirgends zu sehen. Es tat ihr leid für den Jungen, aber sie hatte ehrlich keine Lust, sich länger nach dem Spielzeug umzutun. Musste Dupont eben einen neuen bauen.
Gerade wollte sie umkehren, als sie meinte, doch eine Ecke orangefarbenes Papier im Dickicht aufblitzen zu sehen. Seufzend stieg sie noch ein Stück bergan, bis sie die besagte Stelle erreicht hatte. Das Gebüsch war dichter als vermutet und zudem dornig. Sie bahnte sich einen Weg außen herum und atmete auf. Das abgängige Geschenk lag flach am Boden, auf reichlich Laub und dürren Zweigen. Sie bückte sich danach und stutzte.
Einen guten Meter vor ihr war eine hölzerne Tür in einen Felsen eingebaut und mit einem starken Vorhängeschloss gesichert. Ein greller Sonnenstrahl traf darauf und ließ das Metall blitzen. Während die Tür einen maroden Eindruck machte, schien das Schloss neu zu sein.
Zögernd trat sie näher und beugte sich vor. Zwischen den morschen Holzlatten gab es hier und da Spalten. Sie blinzelte und versuchte, etwas im Inneren des Felsens zu erkennen. Langsam gewöhnten sich ihre Augen an das trübe Licht in der Höhle, und sie erfasste Umrisse dessen, was darinnen war. Madeleine zuckte zurück, als habe jemand sie geschlagen. Eisige Kälte durchdrang sie, obgleich ihr eben noch zu warm gewesen war. Sie umklammerte den Drachen, hörte einen der Holzstäbe unter ihren Fingern knacken und sah sich voller Panik um. Sie musste hier weg, und zwar so rasch als möglich.
„Da bist du ja! Das hat aber lange gedauert“, empfing Fabienne sie vorwurfsvoll.
„Mein Drachen! Du bist die Beste!“, rief Léon und schlang stürmisch seine Arme um Madeleines Bauch.
Sie drückte ihn kurz. Ihre Nerven flatterten. Weg, nur weg!
„Aber er ist kaputt“, klagte der Junge und ließ die Schultern sinken.
„Vielleicht kann dein Papa ihn richten“, bemühte sich Madeleine, ihn aufzumuntern. „Kommt, wir müssen zurück. Rasch! Es ist spät geworden, und Inés wartet vielleicht schon mit dem Essen.“
Eilig schob sie die Kinder vor sich her. Sie musste mit Dupont reden! Unbedingt! Oder nicht? Vielleicht lieber mit Rodrique? Nein, das war unmöglich. Schon einmal hatte er ihr Vertrauen aufs Übelste missbraucht. Sie konnte auch Gaston eine Depesche schicken, doch das dauerte zu lange und kostete nebenbei Geld. Sie hatte kein Geld. Schließlich arbeitete sie nur für Kost und Logis und hatte nichts zusätzlich zu verlangen gewagt in Anbetracht ihrer Situation. Und sie hatte Angst, und sie war unglücklich, sie fühlte sich allein und wusste nicht weiter. Sie musste handeln, und zwar sofort.
„Lauf doch nicht so schnell“, jammerte Fabienne.
„Du bist bloß zu langsam. Das hat Chantal auch immer gesagt!“, rief Léon, der zufrieden voraussprang, über die Schulter.
„Aber dann hat sie mich getragen. Trägst du mich auch?“, bat die Kleine und sah nach oben.
„Nein, mein Schätzchen. Du bist zu groß“, wehrte Madeleine ab. Wer war Chantal?
Endlich hatten sie den sandigen, von Palmen eingefassten Pfad erreicht, der sich sanft nach oben wand, nach Beaupay, welches ihr im Augenblick wie ein schützender Hafen erschien.
„Gehen wir wieder durch die Bäume?“, fragte Léon und machte Anstalten, den Weg zu verlassen. Madeleine wollte schon ihre Zustimmung geben, als sie es sich anders überlegte.
„Nein. Du machst deinen Drachen gar ganz kaputt.“
„Und ich vielleicht das Kleid“, ergänzte sie in Gedanken.
Gleich darauf bereute sie ihren
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