Plantage der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
Feuerstätte hindurchreiten wollen, ohne nach links und rechts zu sehen. Trotzdem war ihm, als würde ihn etwas zum Verharren zwingen. Sacht zog er an den Zügeln, und das Tier blieb stehen. Einsam und verlassen lag die mysteriöse Stätte vor ihm. Es war doch nicht möglich, dass von hier aus Geschicke geleitet wurden? Das mit undurchschaubaren Zeremonien Schicksale beeinflusst wurden?
Er lauschte. Letzte Regentropfen fielen schwer von den Blättern. Er hörte kräftiges Flügelschlagen und das Rascheln von Laub. Vermutlich bahnte sich ein Papagei den Weg durch die Bäume. Er musste zurück. Vielleicht hatten Rocco und er einander in der Zeit missverstanden und sich schlicht verfehlt.
Dupont wollte eben seinem Pferd die Sporen geben, als dieses sich mit lautem Wiehern aufbäumte und erschrocken nach hinten setzte. Im Gras lag eine dicke schwarze Boa von enormer Größe. Ihr Körper war zusammengerollt, ihr Kopf schnellte nach vorn, und Dupont sah die gespaltene Zunge und das hinterhältige Glitzern der dunklen Augen. Er kämpfte mit seinem aufgeregten Gaul. Mit größter Not gelang es ihm, im Sattel zu bleiben und das scheuende Tier zu beruhigen. Vorsichtig leitete er das Pferd in einem weiten Bogen um das Reptil herum, ehe er es zur Eile antrieb. Aus den Augenwinkeln meinte er, eine Bewegung neben der Ruine des kleinen Hauses zu sehen. Chantal? Er wollte nichts mehr wissen. Er wollte nur noch weg.
Madeleine saß auf ihrem Bett. Sie hatte die Arme um die Brust geschlungen und wiegte sich in hilfloser Qual vor und zurück. Über die Fensterscheiben rann der Regen.
Wie konnte Dupont so grausam sein? Einerseits verhielt er sich, als sei er eifersüchtig auf Rodrique, und vermutlich war er dies auch, andererseits verwies er sie von Beaupay. Hatte Rocco längst geredet? Wieso war er überhaupt am Leben? Sie war so sicher gewesen, ihn getötet zu haben. Eine Welle der Erleichterung durchlief sie. Sie war keine Mörderin. Andererseits würde Rocco den Vorfall nicht auf sich beruhen lassen, dessen war sie sich sicher. Plante er schon den nächsten Überfall auf sie? Und was wusste Dupont? Letzten Endes war es egal.
Völlig abgestumpft hörte Madeleine auf zu schaukeln. Morgen musste sie fort, und sie wusste nicht wohin. Und sie würde Dupont niemals wiedersehen. Ob das Geld, von dem er gesprochen hatte, reichen würde, um nach Martinique zurückzureisen? Wie sollte sie Gaston unter die Augen treten, nach all dem? Die Gewürze – sie hatte noch immer nichts unternommen! Sie konnte nicht ewig warten. Die Gefahr war zu groß, dass die Piraten ihr Diebesgut weiterveräußerten, ehe Gaston einschreiten konnte.
Madeleine legte den Kopf auf die Knie. Schwere Müdigkeit saß ihr in allen Gliedern. Sie rollte sich auf dem Bett zusammen und schlief ein.
Als sie wieder aufwachte, war tiefschwarze Nacht, nur eine schmale silberne Mondsichel schickte ein wenig Licht ins Zimmer. Madeleine lag still, und nach wenigen Augenblicken hatte sie eingeholt, was geschehen war. In ein paar Stunden musste sie Beaupay verlassen. Jeder Knochen und jeder Muskel ihres Körpers schmerzte. Ihre Kehle war trocken, und ihr Hals tat weh. Sie rappelte sich hoch und ging in die Küche, wo ein Krug mit Wasser auf dem Tisch stand. Mit zitternder Hand goss sie ein Glas voll. Es brannte beim Schlucken, und sie spürte, wie wund ihr Rachen war. Eindeutig, sie wurde krank.
Aus der Ferne klangen die dumpfen Töne der Voodoo-Trommeln. Madeleine ging zum Fenster und legte ihr Gesicht an die kühle Scheibe. Der Regen hatte aufgehört, stattdessen stiegen dampfige Schwaden aus den nachtschwarzen Wiesen wie dicke graue Gestalten. Das Geräusch der Trommeln schwoll an.
Madeleine fröstelte und zog ihr Tuch fester um die Schultern.
„… kalt wird einem bestimmt nicht, weil das Feuer viel zu heiß ist! “
Bitter verzog sie den Mund. War es wirklich erst gestern gewesen, dass Alizée dies zu ihr gesagt hatte?
„Sie können sich etwas wünschen! Es funktioniert!“
Ja, sie hätte so manchen Wunsch gehabt. Welchen genau, wusste sie selbst nicht. Hierzubleiben? Duponts Liebe zu gewinnen? Gaston sollte seine Ware wiederbekommen und von ihr ein Lebenszeichen. Flüchtig musste sie an Gastons verstorbene Tochter denken, doch ihr eigener Kummer wog zu schwer. Sie konnte den Gedanken nicht festhalten.
„Nehmen Sie den Weg hinter der Hütte. Achten Sie auf die Markierung.“
Den Weg hinter der Hütte? War dies der Pfad, den sie nach dem Kampf mit Rocco
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