Plantage der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
seinen Platz eingenommen hatte, stand Chantal auf, klatschte in die Hände und spazierte mit wiegenden Schritten zu dem Kreis der Wartenden. Ihr buntes Kleid, an sämtlichen Säumen mit dicken roten Rüschen besetzt, schillerte in unzähligen Farben. Sie begann zu tanzen und mit den Füßen zu stampfen, und die Gruppe fiel mit ein.
Immer heftiger dröhnten die Trommeln, und ihre Laute wurde zu einem Wirbeln. Immer schneller bewegten sich die Männer und Frauen, verfielen in eine Art Trance und schienen wie von selbst vorwärts getrieben. Die Erde bebte, und Madeleine war es, als würde sie in einen Rausch hineingezogen, ohne sich wehren zu können. Urplötzlich verstummten alle Klänge. In Madeleine dröhnten sämtliche Eindrücke nach und ihr Herz schlug hart und schnell. Chantal hob die Arme. Silberne, blitzende Nadeln, die in mancherlei, auf die Entfernung nicht erkennbaren, Gegenständen steckten, wurden in die Flammen geworfen.
„Stechen Sie die Nadel durch das Kleidungsstück oder was immer Sie haben …“
Chantal ließ die Arme sinken. Etliche der Tänzer lösten sich eilig aus der Gruppe, verschwanden im Dunklen und tauchten Sekunden später wieder auf. Sie hatten hölzerne Gefäße dabei aus welchen sie Wasser auf die Feuerstätte schütteten. Die Flammen brachen zischend zusammen, und zügig versank die Szenerie in der Nacht. Sachte schnelle Schritte, das Rascheln von Blättern und das Knacken von Zweigen verrieten Madeleine, dass sich die Versammlung geschwind und wortlos auflöste. Jemand huschte an ihr vorbei, so dicht, dass sie den Atem desjenigen hörte. Sie hielt die Luft an und lauschte, bis die letzten Geräusche verklungen waren.
Sie wurde ruhiger. Das also war eine Voodoo-Zeremonie gewesen? Ein Tanz um ein Feuer, getanzt von Menschen, die eigentümlich gekleidet und geschmückt waren? Dazu die Trommeln, die Nadeln und eine sehr reale Priesterin namens Chantal? Hätte sie je darüber nachgedacht, hätte sie sich eine Voodoo-Herrin rätselhaft und magisch vorgestellt, diese Frau hingegen war ihr äußerst echt in Erinnerung. Für einen irrwitzigen Moment wollte ein Kichern in Madeleine aufsteigen. Sie musste daran denken, wie Rodrique und Chantal sich unweit, auf einer anderen Lichtung, lustvoll vergnügt hatten.
Gleich darauf fiel die kurze Heiterkeit in sich zusammen. Am besten sie ging zurück und versuchte, noch etwas zu schlafen. In der nächsten Nacht würde sie möglicherweise kein Bett haben.
Kapitel 12
Madeleine erwachte früh am Morgen. Sie hatte Kopf- und Gliederschmerzen, ihr Hals fühlte sich nach wie vor wund an, und jede Bewegung fiel ihr schwer. Sie schlüpfte in eines der beiden Kleider, die ihr Inés kurz nach ihrer Ankunft auf Grande-Terre gebracht hatte, und legte ihr Tuch um die Schultern. Wenn Dupont besonders hart mit ihr sein wollte, konnte er tatsächlich sogar die Kleidung zurückverlangen. Schließlich hatte diese, wie sie inzwischen von dem Hausmädchen wusste, dessen verstorbener Frau Kassandra gehört. Heiße Tränen stiegen Madeleine in die Augen. Sie musste sich von Léon und Fabienne verabschieden, von Inés und von Dupont. Rodrique? Nein, ihn hoffte sie gar nicht anzutreffen. Mit ihm hatte das ganze Leid begonnen. Was hatte dieser schöne Mann für einen schäbigen, kalten Charakter. Er benutzte die Menschen, wie er sie gebrauchen konnte, und stieß sie dann von sich. Wie naiv war sie gewesen, auf ihn und seine schönen Worte hereinzufallen. Sie trocknete sich das Gesicht. Ohne sich noch einmal umzusehen, verließ sie das kleine Haus, welches die letzte Zeit ihre Zuflucht gewesen war. Sicher warteten die Kinder schon im Frühstückszimmer.
„Du gehst weg?“ Mit großen Augen betrachtete das kleine Mädchen sie, rutschte vom Stuhl und schlang die Arme um Madeleines Bauch. „Warum?“
Sie streichelte das Köpfchen des Kindes. „Du weißt doch, weshalb ich überhaupt hergekommen bin. Dein Papa hat mir sehr geholfen, aber jetzt muss ich weiter.“
Léon saß am Tisch, baumelte mit den Beinen und starrte böse vor sich hin, ohne Madeleine zu beachten.
„Ihr habt ja noch gar nichts gegessen“, versuchte sie die Kinder abzulenken.
„Ich ess auch nix!“, fauchte der Junge, und seine Wangen röteten sich.
„Aber Léon.“
„Alle gehen! Immer wieder! Erst Mama, dann Chantal, jetzt du. Und Papa ist auch dauernd weg.“
„Papa war jetzt ganz viel mehr da“, tröstete Fabienne ihren Bruder, ohne Madeleine loszulassen.
„Ja, aber erst,
Weitere Kostenlose Bücher