Plantage der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
der Stelle des Schlosses war zersplittert, ebenso das Fenster, durch welches er vor Kurzem noch gespäht hatte. Madeleine war fort.
Als Madeleine zu sich kam, lag sie in absoluter Dunkelheit. Ihre Hände und Füße waren zusammengebunden, unter sich spürte sie feuchte Erde. Sie bewegte den Kopf, noch immer benommen, und versuchte, etwas zu erkennen. Nirgends schimmerte ein Lichtstreifen, es gab keine Umrisse zu sehen, die auf ihren Aufenthaltsort hingewiesen hätten, und sie hörte auch keine Geräusche. Das Einzige, was sie wahrnahm, war ein modriger Geruch. Mit dieser Erkenntnis jagten Kälte und Furcht in ihre Glieder. Ob sie sich in einem Erdloch befand? Sie rollte sich von einer Seite auf die andere. Platz schien es zu geben, sie stieß nirgends an eine Wand oder Begrenzung. Was war passiert? Jäh fiel es ihr wieder ein. Dupont war kaum weg gewesen, als ein Stein durchs Fenster geflogen war und gleich darauf die Haustür aufkrachte. Zwei dunkle Gestalten waren hereingestürmt, jemand hatte ihr ein eigenartig riechendes Tuch aufs Gesicht gedrückt, danach wusste sie nichts mehr.
In ihrem Magen begann es zu rumoren. Sie war entführt worden. Ihr Herz begann hart zu schlagen. Die Frage danach, wer sie entführt oder dies veranlasst hatte, stellte sich für sie nicht. Ihr fiel nur Chantal ein. Panik biss sich in ihrem Nacken fest. Ebenso verzweifelt wie vergeblich versuchte Madeleine, die Fesseln zu lösen.
„Du kannst es aufgeben“, hörte sie eine leise Stimme. „Es sind spezielle Knoten. Unlösbar, zumindest für dich.“
Der Schreck fuhr wie glühende Lava durch ihre Adern. „Chantal“, flüsterte sie.
„Du kennst mich also.“ Die Stimme kam näher.
„Warum?“
„Warum? Du bist im Weg, Schätzchen, das ist alles.“ Sie sprach gleichmütig.
„Aber wieso? Was habe ich getan?“ Chantals Atem glitt hörbar durch die Dunkelheit.
„Du gehörst nicht hierher. Alles andere spielt keine Rolle. Ich habe lange genug gewartet.“ Leise Schritte entfernten sich.
„Chantal! Nicht! Wo gehen Sie hin? Was wird jetzt mit mir?“ Hysterische Furcht schüttelte sie.
„Mit dir? Nichts.“
„Nichts?“
„Nichts. Du kannst hier liegen bleiben. Den Rest besorgt die Zeit.“
„Chantal! Nein!“ Sie schrie und kreischte, schlug mit den zusammengebundenen Beinen auf den Boden, warf sich hin und her bis zur völligen Erschöpfung und wusste doch, es half alles nichts. Chantal war längst fort.
Dupont stand, eine Laterne in der Hand und Inés neben sich, am Fuß der Haustreppe. Die Schar Männer, die er mit Pierres Hilfe auf die Schnelle hatte zusammentrommeln können, warteten auf seine Anweisungen.
„Ihr müsst alles absuchen! Jede Ecke, jeden Winkel, je verborgener, desto wichtiger!“ Verdammt, seine Stimme klang nicht fest genug. Er hatte Angst und das hörte man.
„Aber Chef, sollen wir nicht warten, bis die Sonne aufgeht? Es ist einfach zu dunkel, trotz der Laternen. Und gefährlich auch. Wenn jemand stolpert, dann haben wir noch einen Waldbrand.“ Pierre kratzte sich am Kopf.
„Nein! Morgen kann es zu spät sein!“
„Na gut. Sie sind der Boss. Männer!“ Der Aufseher gab ein Zeichen. Die Wartenden schwärmten aus, ihre Lichter schwankten durch die Dunkelheit und wurden zusehends kleiner.
„Und du, Jean?“ Fragend sah Inés zu ihm hoch. Er registrierte, dass sie unvermittelt die vertraute Anrede verwendet hatte.
„Ich gehe allein. Ich suche jeden ihrer Orte ab. Jeden!“
„Sie ist gefährlich. Du wirst nichts tun können.“
„Sie ist unberechenbar und durchgedreht. Und sie hat Madeleine!“
„Sie ist eine Voodoo-Priesterin! Denk an Kassandra!“
„Kassandra war krank. Das hatte mit Chantal nichts zu tun.“
„Sie hat ihr die Krankheit an den Hals gehext, um dich ganz für sich zu haben. Du hast keine Chance!“
„Ich lasse nicht zu, dass ich keine Chance habe! Voodoo! Geisterbeschwörung! Alles fauler Zauber!“
„Mach dich nicht unglücklich! Die Trommeln sind still! Du weißt, was das heißt.“
„Du passt auf die Kinder und das Haus auf. Ich verlasse mich auf dich, Inés.“ Rasch legte er den Arm um ihre fülligen Schultern, drückte sie und lief in die Nacht.
Stunden später, als sich die Sonne gerade über den Horizont schob, wankte Dupont zurück nach Beaupay. Er war dreckig und verschwitzt, unendlich erschöpft, und er war allein. Egal wo er gesucht hatte, er hatte weder Chantal gefunden noch Madeleine oder eine Spur von ihnen. Was hatte sie mit ihr
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