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Plasma City

Plasma City

Titel: Plasma City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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Leute werden hinter den Barrikaden stehen. Sie brauchen nichts weiter zu tun als dort zu bleiben. Ihre Leute müssen sich aufraffen, einen Gegner anzugreifen, der bereits seine Stellung bezogen hat, dessen Stärke sie nicht kennen und der die gleichen Uniformen trägt wie sie selbst … das sind ungünstige Umstände, und wenn wir Glück haben, fehlt ihnen die nötige Entschlossenheit.«
    Drumbeth nickt. »Ich mache mir nur Sorgen«, sagt er, »weil ich nicht über Ihre militärische Erfahrung verfüge. Keiner von uns hat Ihre Erfahrung. Wir haben in einem Land gelebt, in dem es seit fünfhundert Jahren keinen Krieg gegeben hat.«
    »Unsere Feinde leiden unter den gleichen Schwierigkeiten«, erklärt Constantine. »Und wir haben Geymard und seine Brigade aus der Timokratie.«
    Ein nicht zu deutender Ausdruck macht sich in Drumbeths Gesicht breit. »Ja«, sagt er. »Wir haben Geymard.«
    Die Besprechung dauert noch zwei weitere Stunden, die Pläne sind schon weit fortgeschritten. Constantine gibt Drumbeth schließlich die Hand, umschließt mit seiner riesigen Pranke die zerbrechlich wirkenden Finger des kleinen Mannes. Dann verlässt der Colonel die Suite und Constantine kommt sofort zu Aiah herüber.
    »Pack deine Sachen«, sagt er. »Wir sollten jetzt nach Jaspeer zurückkehren.«
    Der Luftwagen schießt von der Landefläche des Vulkanhotels hoch, schwebt über unzähligen Menschen, über den Milliarden, die sich auf der Erdoberfläche drängen. Es ist der Beginn der dritten Schicht, denkt Aiah. Die meisten Menschen schlafen noch. Sie hält Constantines Hand und schaut nach unten. Aus dieser Höhe ist die Welt ein konturloses Graubraun von Beton und Ziegelsteinen, nur da und dort blinken Glasscheiben … direkt unter ihnen zieht ein Unwetter vorbei, eine Landschaft dunkler Wolken, in denen unablässig Blitze zucken, mehrere hundert Radien groß.
    Aiah wendet sich an Constantine und bemerkt, dass er sie amüsiert beobachtet. »Danke, dass du mir die Welt zeigst.« Sie küsst ihn und atmet während des Kusses seinen Duft ein. Sie fragt sich, ob es vielleicht doch nur ein Traum ist, eine Seifenblase, die platzen muss, sobald sie in die kalte Realität von Jaspeer zurückkehren.
    Die Turbinen drehen sich, das Motorengeräusch verändert sich von lautem Heulen zu einem dumpfen Grollen. Inzwischen ist die Erde völlig unter einer dichten dunklen Wolkendecke verborgen. Künstliches Licht sieht sie nicht mehr, aber die zuckenden Blitze sind dem Neonlicht der Städte nicht unähnlich. Später sinkt der Luftwagen wieder hinunter, die Scheinwerfer fressen einen hellen Tunnel in die Wolken, wie es Constantines Motorboot in der Dunkelheit unter Caraqui getan hat. Dann teilen sich die Wolken unvermittelt, und sie sieht Jaspeer. Unter den schwarzen Wolken erkennt sie jetzt die Sturmbeleuchtung, ein helles, sternförmiges Muster, das der Stadt das Aussehen eines Spinnennetzes gibt, in dem die großen Gebäude sitzen wie funkelnde Tautropfen …
    Die Landefläche riecht nach frischem Regen, das Licht der Natriumlampen spiegelt sich in den Pfützen. Martinus begrüßt sie, der riesige Leibwächter steht schon neben dem großen Wagen bereit. Wie üblich warten drinnen Früchte und Wein auf sie. Aiah lässt das Fenster herunterfahren, damit sie die Luft riechen kann. Die Straßen sind fast menschenleer. Ihr Herz verkrampft sich, als sie in der Ferne die Loeno Towers sieht.
    »Ich habe noch nicht gesehen, wie du wohnst«, sagt Constantine, als hätte er ihre Gedanken gelesen. »Darf ich raufkommen?«
    »Natürlich.« Hier im Wagen mit Martinus und dem zweiten Leibwächter hat Aiah sich zurückgehalten und Constantine nicht mehr berührt, hat nicht einmal den Kopf an die breiten Schultern gelehnt. Ihr Apartment ist der richtige Ort, um sich zu verabschieden.
    Constantine bemerkt Martinus’ warnenden Blick im Rückspiegel. »Um diese Zeit wird uns niemand sehen, und ich werde nicht lange bleiben.«
    Der Elton gleitet sanft zu Aiahs Wohnturm, ein Leibwächter springt als Erster hinaus und öffnet die hintere Tür. Constantine ist so höflich, ihre kleine Tasche zu tragen. Niemand sieht Aiah und Constantine an den eingetopften Chrysanthemen vorbei und durch die versperrten Türen gehen. Der Türsteher schläft in seinem Büro. Wer ohne Schlüssel herein will, muss ihn mit der Schelle wecken. Im Aufzug können sie sich im Angesicht ihrer Spiegelbilder kurz umarmen, während der Kasten im hohen Turm nach oben fliegt.
    »Ich habe ein Geschenk

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