Plasma City
nicht gesehen?« Wieder eine Überraschung.
»Das wäre zu gefährlich. Er ist der Leiter der Spionageabwehr und kann sich nicht frei bewegen. Aber …« Constantine hebt die Hand. »Wenn irgendjemand in der Armee eine Revolte befürchtet, an wen wird er sich wohl wenden? An Drumbeth. Das ist sehr praktisch.«
Er sieht sie an. »Wir warten hier auf ihn. Er will kommen sobald er kann.«
Aiah lächelt. Blut steigt warm in ihr auf. Sie drückt das spitze Kinn in die Muskeln auf Constantines breiter Brust, bis er zusammenzuckt. »Und was sollen wir in der Zwischenzeit tun?«
Er streckt die großen Hände aus, legt sie auf ihre Schultern und zieht sie an sich, um sie zu küssen. »Ich hätte da ein paar Ideen, auf die du nie im Leben von allein gekommen wärst«, sagt er.
■ ■ ■
Drumbeth kommt spät und ohne Begleitung. Er ist ein kleiner Mann, wirkt aber dank der militärisch aufrechten Haltung und des buschigen grauen Haars etwas größer. Das Gesicht ist routiniert ausdruckslos, die Augen schmal. Mit Constantines Zustimmung sieht Aiah vom Nachbarzimmer aus zu und beobachtet die Männer durch den Spalt in der Tür. Drumbeth und Constantine trinken Tee und essen kaltes Hühnchen, während sie ihren Staatsstreich besprechen.
Von Constantine hat Aiah erfahren, dass die jüngeren Offiziere der Armee einem Putsch eher wohlwollend gegenüberstehen oder sich zumindest nicht aktiv widersetzen würden. Sie brennen darauf, ihre korrupten Vorgesetzten loszuwerden, und wenn sie selbst dabei noch eine Beförderung einheimsen können, umso besser. Wenn die Generäle nicht dafür sorgen können, dass die Leute ihre Befehle befolgen, dann spielen sie keine Rolle mehr, ganz egal, auf wessen Seite sie sich letztlich schlagen. Die Marine ist ein Unsicherheitsfaktor, aber sie kann ohnehin nicht viel tun, um einen Coup zu verhindern, weil alle Wasserwege von Gebäuden beherrscht werden, die man von der Armee besetzen lassen kann. Die Polizeistreitmacht ist zwar groß, aber über die Metropolis verstreut und nur leicht bewaffnet. Die Spezialeinheiten, vor allem die politische Polizei, die wegen ihrer weit reichenden Vollmachten und ihrer allgegenwärtigen Informanten gefürchtet wird, sind den Keremaths treu ergeben, doch es sind nur relativ wenige Leute, die außerdem nicht über militärisch brauchbare Waffen verfügen. Die Spezialeinheiten sind vor dem Putsch am gefährlichsten, doch sobald der Aufstand begonnen hat, kann man sie ignorieren.
Die Metropolitengarde wird die größten Schwierigkeiten machen. Eine überdimensionierte Söldnerbrigade, die von den Keremaths rekrutiert und von Kadetten aus der Familie selbst angeführt wird. Die Kämpfer sind den Zahlmeistern treu ergeben und haben den ersten Zugriff auf alle Geräte und Vorräte. Die reguläre Armee ist dreimal größer als die Garde, aber die Garde ist in Kasernen in unmittelbarer Nähe des Luftpalastes und der wichtigsten Regierungsgebäude untergebracht und verfügt über eine beachtliche Zahl von Magiern. Außerdem hat sie unbeschränkten Zugang zum Plasma.
Die Stimmen der Verschwörer werden lauter, als sie über die Garde sprechen. Die Söldner kann man nicht ohne weiteres außer Gefecht setzen und sie können aufgrund ihrer zentralen Stellung auch nicht einfach ignoriert werden. Kämpfe in der Stadt führen wahrscheinlich zu schweren Verlusten unter der Zivilbevölkerung. Constantine ist der Ansicht, dass sich der Kampf nicht vermeiden lässt, aber Drumbeth hofft, es müsse nicht unbedingt so kommen.
»Vielleicht gelingt es, wenn wir genug Angehörige des Keremath-Clans töten«, sagt Constantine. »Aber wir müssen dafür sorgen, dass die Garde in ihren Quartieren bleibt, was auch immer geschieht.«
Drumbeth sieht ihn unsicher an.
»Ich gehe jedenfalls davon aus, dass uns das später eine Menge Arger erspart.«
Drumbeth schüttelt den Kopf, aber dann sagt er: »Na gut.«
Eine weitere Meinungsverschiedenheit entsteht über die Frage, was mit den Delphinen werden soll. Constantine betrachtet sie als nützliche Hilfstruppen, aber Drumbeth will sie nicht bewaffnet sehen. Aiah kann nicht erkennen, wie die Meinungsverschiedenheit beigelegt wird.
»Vergessen Sie nicht«, sagt Constantine schließlich, »Ihren Leuten zu sagen, dass sie überall im Regierungsviertel Straßensperren errichten sollen. Die psychologische Wirkung der Straßensperren übertrifft den militärischen Wert bei weitem. Es ist der Ort, wo die Fronten aufeinander prallen. Unsere
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