Plasma City
muss«, erwidert Aiah. »Ich bin in einer sehr ähnlichen Gegend aufgewachsen. Lassen Sie mich einen Augenblick überlegen.«
Sie sucht in ihren Erinnerungen, während der Halbkreis gespannter Gesichter sie beobachtet. Sie versucht sich an den Terminal zu erinnern, an das Pochen der Musik, an den Duft von Essen, das stark mit Cumino gewürzt war, an die Geschäfte, die sich unter den Gerüsten drängten, an den kleinen alten Mann, der ihr ein billiges Trigramm von einem wackligen Tisch verkauft hat …
»Welchen Tag haben wir heute?«, fragt sie schließlich. »Dienstag? Mittwoch war in meinem Viertel immer Zahltag. Ich frage mich, ob das auch am Terminal so ist.«
»Was meinen Sie mit Zahltag?«, fragt der Mann mit der Brille.
»Es ist der Tag, an dem die illegalen Geschäfte ihre Schutzgelder abliefern«, erklärt Aiah. »Beispielsweise die kleinen Geschäfte unter den Gerüsten. Was glauben Sie denn, wie viele von denen eine Genehmigung haben und Steuern zahlen? Und selbst wenn, würde die Polizei sie schützen? Nein. Sie zahlen an die Eintreiber, die das Geld bei den Straßencapos abliefern. Die Straßencapos kümmern sich um die Polizei und geben den Rest an die Colonels und Generäle weiter. Wenn wir dem Geld folgen, wissen wir, wer die Macht hat.«
»Woher sollen wir wissen, ob das wirklich am Mittwoch passiert?«, fragt Sorya.
Aiah zuckt die Achseln. »Wenn jemand eine bessere Idee hat …«
Schweigen. Sorya fischt eine neue Zigarette aus dem goldenen Etui.
»Es gibt noch weitere Dinge, auf die man achten muss«, fährt Aiah fort. »Normale Bürogebäude, die ungewöhnlich gut bewacht sind – Außenkameras und so weiter. Türsteher, die aussehen, als wären sie in Wirklichkeit Leibwächter. Das Gleiche gilt auch für Wohnblocks, aber bei manchen Bauten am Terminal kann man suchen, bis man schwarz wird, es muss dort über tausend Wohneinheiten geben. Manchmal macht die Operation auch Werbung. Sehen Sie im Telefonbuch unter «Privatclub» nach. Das sind wahrscheinlich nicht die Orte, an denen sie das Plasma aufbewahren, aber dort finden Sie die Leute, die es verwalten. Können Sie es erkennen, wenn jemand vor kurzem Plasma benutzt hat, indem Sie ihn einfach nur ansehen?«
»Anima-Suche aus der Luft«, sagt Constantine. »Von hier aus.« Er wendet sich an Sorya. »Rufe alle unsere Magier her.«
»Das verstößt aber gegen die Sicherheitsregeln, Metropolit«, sagt Martinus. »Es ist vielleicht unklug, diese Menschen direkt hierher zu bringen.«
Constantine nickt. »Na gut«, sagt er. »Mieten Sie drei Suiten mit Plasma-Zugang im Landmark Hotel. Benutzen Sie die Kreditkarten von BMG. Ich komme hin und erkläre den Leuten, was sie suchen müssen.«
»Ich würde mich gern persönlich am Terminal umsehen«, ergänzt Aiah. »Kann ich einen Wagen und einen Fahrer bekommen?«
»Ja.« Constantine sieht sie kurz an. »Erstatten Sie mir später im Landmark Bericht.«
»Ich glaube, Miss Aiah kennt den Weg bereits.« Soryas Stimme ist samtweich, die Angst läuft wie ein kalter Wasserfall Aiahs Rücken hinunter.
Constantines Gesicht bleibt unbewegt. »Lasst uns anfangen«, sagt er.
■ ■ ■
»Mr. Rohder? Hier ist Aiah.«
Sie ruft aus einem überfüllten Restaurant irgendwo zwischen den Mage Towers und dem Terminal an. Die zerfetzte Polsterung der schweren Keramikkopfhörer kann den Lärm und die Unterhaltungen nicht ganz ausblenden und sie muss fast in die Sprechmuschel, die in der Wand steckt, hineinschreien.
»Ah, ja?«
Aiah hat starkes Herzklopfen. Sie wusste nicht, ob Rohder um diese Zeit noch im Büro sein würde, aber andererseits, hat sie sich überlegt, wohin sollte er schon gehen? Anscheinend hat er niemanden.
»Ich habe über den Terminal nachgedacht«, sagt sie.
»Ja, ich habe mich schon dort umgesehen.«
Aiah beißt sich auf die Lippe, um nicht vorschnell zu fragen, ob Rohder etwas entdeckt hätte.
»Ich glaube, ich kann Ihnen helfen, Sir«, sagt sie. »Mir ist eingefallen, dass ich die Aufzeichnungen und Abrechnungen der Plasmazähler durchsehen könnte, ob es irgendwelche verdächtigen Aktivitäten gegeben hat.«
»Ah, ja?« Er denkt längere Zeit darüber nach. »Das ist eine langwierige Sache. Woher wissen Sie überhaupt, wo Sie nachschauen müssen?«
»Messgeräte mit kürzlich vorgenommenen Veränderungen. Geschäfte, die in den letzten Jahren aufgemacht haben und der Behörde eine Menge Plasma verkaufen. Außerdem könnte ich zum Terminal fahren und mich vor Ort
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