Plasma City
unbedingt jeden Schnüffler in ganz Jaspeer einbezieht, sondern höchstwahrscheinlich nur von einem einzigen alten Mann im Alleingang betrieben wird.
Aber sie weiß genau, was dann passieren würde, und hält den Mund.
Sie folgt Constantine in seine Wohnung, der breite Rücken ragt vor ihr auf wie eine mit Leder verkleidete Wand. Er bewegt sich mit höchster Geschwindigkeit, der ganze Körper bringt seine Anspannung zum Ausdruck, die langen Beine tragen ihn mit großen Schritten über den Teppich. Aiah hört Soryas Worte – »Was, zum Teufel …« –, noch bevor sie die Frau selbst sieht. Sie steht am Fuß der Wendeltreppe, tippt mit einer Stiefelspitze nervös auf die unterste Stufe und zielt mit der Zigarette zur Decke, als hätte sie eine Waffe gezogen. Sie scheint halb wütend und halb beunruhigt und würdigt Aiah keines Blickes. Geymard der Soldat ist bei ihr, außerdem ein kleiner Mann mit einer Brille, den Aiah nicht kennt.
»Die Behörde«, sagt Constantine, während er, immer drei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinaufläuft. Aiah hält sich dicht hinter ihm, Sorya folgt als Dritte, dann kommen Geymard, Martinus und die anderen. Im Kontrollraum dreht Constantine sich geschmeidig wie ein Tänzer herum, richtet die brennenden Augen auf Aiah und sagt: »Erklären Sie es.«
Aiah verrät so viel, wie sie zu sagen wagt. Eine größere Aufmerksamkeit wurde ihr noch nie von Zuhörern entgegengebracht als von diesem Halbkreis von gespannten, konzentrierten Gesichtern.
»Wie lange wird es dauern?«, fragt Sorya. Aiah bekommt eine Gänsehaut, als sie den Ausdruck in Soryas grünen Augen erkennt.
»Ich weiß es nicht«, erwidert Aiah.
Sorya wendet sich an Constantine. »Obvertag ist heute beim Frühstück zu uns übergelaufen, damit haben wir auch die Marinebrigade auf unserer Seite. Aber wenn wir zu lange warten, könnte er Angst bekommen und es sich wieder anders überlegen.«
»Wir werden den Plan nicht umstoßen«, entscheidet Constantine. »Nicht wenn es nicht unbedingt nötig ist. Die weiteren Arbeiten mit dem Plasma«, er wendet sich an den Mann mit der Brille, »können auch von hier aus erledigt werden. Das wird teuer, aber …« Er zuckt die Achseln. »Das lässt sich in dieser Situation wohl nicht vermeiden.«
Der Mann nickt eifrig. »In Ordnung«, sagt er.
Sorya und Constantine überlegen sich verschiedene Pläne, um die Arbeiten in der Fabrik fortzusetzen und Aiah lässt die Seifenblasen der Reihe nach platzen.
»Wenn die Behörde nicht genau hinschaut, passieren viele Dinge«, erklärt Aiah schließlich. »Es gibt eine Million Löcher im Netz. Aber wenn irgendetwas ihre Aufmerksamkeit erregt, dann sind sie – wir – nicht aufzuhalten.« Sie seufzt. »Wir sind in dieser Hinsicht sehr gründlich.«
Sorya staucht die Zigarette in den Aschenbecher. »Was können wir dann tun? Die ganze Sache abblasen?«
»Unmöglich«, murmelt Constantine.
»Findet einen Plasmadieb«, sagt Aiah. »Einen möglichst großen aus der Nachbarschaft. Wir verpacken ihn mit Geschenkband und liefern ihn mit besten Grüßen der Behörde aus.«
Aiah ist zufrieden, dass sie wieder die ungeteilte Aufmerksamkeit der Zuhörer genießt.
»Aber wen nehmen wir?«, fragt Constantine.
»Jemanden aus der Operation«, erklärt Aiah. »Einen Straßencapo oder einen höheren Mitarbeiter. Ei nen Colonel oder einen General, wenn wir einen finden können. Oder die Jaspeeri Nation. Oder eine erstklassige Hexe oder vielleicht auch einen Priester, der ein paar Nebengeschäfte macht. Egal.« Sie zuckt die Achseln. »Aber wir müssen ihnen jemanden liefern.«
Es entsteht ein kurzes, angespanntes Schweigen, einer schaut den anderen an. Schließlich beginnt Constantine schallend zu lachen. »Also gut«, sagt er. »Die nächste Herausforderung.«
Sorya verzieht empört das Gesicht. »Dann sollen wir jetzt alles stehen und liegen lassen und die Arbeit der Behörde erledigen?«
»Nicht alles«, gibt Constantine zurück. »Wir müssen eine Einsatzgruppe rings um Miss Aiah bilden, die anderen machen weiter wie gehabt.«
»Ich werde versuchen, die Behörde zu bewegen, mich für die Fahndung einzuteilen«, sagt Aiah. »Dann kann ich sie auf die Art und Weise steuern, wie wir es für richtig halten.«
»Natürlich müssen wir vorher klären, was wir für richtig halten«, sagt Sorya.
Wieder ein kurzes Schweigen. »Wie finden wir das Zielobjekt?«, fragt Geymard. Die Frage klingt sehr militärisch.
»Man muss wissen, was man suchen
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