Plasma City
die aus Toiletten steigen und ihre Opfer niedermetzeln. »Gibt es die wirklich?«
»Oh, ja. Aber sie sind selten.«
»Senko sei Dank.«
Sie erreichen die Tür, und Constantine zieht sie auf. Aiah torkelt in die kühle Luft des Pumpenraums hinaus. Sie wischt sich mit einem Taschentuch den Schweiß vom Gesicht und rückt ihren Rock zurecht. Eine feuchte Stelle, wo sie im Wasser gesessen hat, klebt an den Schenkeln.
Constantine überholt sie und öffnet die Tür zur Garage. Aiah folgt ihm hinaus.
»Du kanntest dieses Wesen«, sagt sie. »Wie kommt das?«
»Es gibt Menschen, die die Gehenkten anbeten oder mit ihnen Geschäfte machen. Eine Weile …« Er holt Luft, atmet wieder aus. »Eine Zeit lang habe ich einem solchen Kult angehört. Es war eine Phase, in der ich jeden Glauben an die Menschheit verloren hatte und … die Extreme gesucht habe. In dieser Zeit habe ich Einiges über die Gehenkten gelernt und erfahren, wer sie sind und was sie wollen.«
»Was …« – Aiah bleibt die Frage fast im Hals stecken. – »Was wollen sie denn?«
»Sie wollen wieder sein, was sie einst waren.« Constantine hält ihr die Wagentür auf. Sie setzt sich, Constantine lässt sich ihr gegenüber nieder. Er öffnet die Bar und gießt Brandy in zwei Kristallgläser.
»Nimm einen steifen Drink«, sagt er und bietet ihr ein Glas an. »Er wird dir gut tun.«
Aiah kippt den Brandy und freut sich über das sehr reale Brennen, das durch den Hals zum Magen wandert. Constantine nippt etwas vorsichtiger an seinem Drink. Martinus lenkt den Wagen bereits die Rampe hinauf zur Straße.
»Dieses Wesen war früher einmal ein ganz normaler Mensch«, erklärt Constantine. »Du weißt ja, dass das Plasma Mutationen verursachen und Wesen verwandeln kann und manchmal aus normalen Tieren Ungeheuer macht.«
Aiah erinnert sich an das Wesen in der Pneumastation, an die silbernen Bauchschuppen, die jetzt, im Nachhinein, den an eine Flüssigkeit erinnernden Mustern auf dem Körper des Gehenkten sehr ähnlich sehen. Ihr kommt fast der Brandy wieder hoch. Schaudernd wendet sie sich ab, Magensäure brennt in der Kehle. Sie zwingt den Schnaps wieder hinunter.
Constantine starrt sein Glas an, hat anscheinend nichts bemerkt. Der Wagen fährt die spiralförmige Rampe hinauf.
»Manchmal, wenngleich seltener, geschieht es auch mit Menschen«, fährt er fort. »Es sind mitunter Gelehrte oder Philosophen, die ständig in der Nähe des Plasmas leben und praktisch darin baden. Sie bemerken es nicht, wenn sie aus der Realität herausgleiten und Gefangene des Plasmas werden. Manchmal geraten auch sehr mächtige Menschen, Tyrannen oder Industriekapitäne, die sich so viel Plasma leisten können, wie sie haben wollen, auf diesen Weg. Auch Politiker und andere Anführer … aber es geschieht nicht sehr oft. Die alltäglichen Realitäten der Politik, die vielen Entscheidungen, die man treffen muss, bieten einen guten Anker, um in der Realität der Welt verhaftet zu bleiben. Nun ja, wenn dann jemand ganz im Plasma aufgegangen ist …« Constantines tiefe Stimme klingt, als wäre er innerlich weit weg.
»Wenn ihre körperliche Substanz aufgezehrt oder vergangen ist, dann sehnen sie sich nach dem zurück, was sie einmal waren. Doch es gibt kein Zurück, sie können nicht mehr mit der Materie arbeiten. Alles Lebendige, mit dem sie in Berührung kommen, vergeht. Sie können leicht und mühelos töten, aber sie können nichts erschaffen, sie können nichts wirklich berühren, und das Leben selbst, das Leben in einem warmen Körper, ist für sie nur noch ein Traum, eine Sehnsucht, die sie sich nicht erfüllen können.«
Eine kalte Hand legt sich auf Aiahs Nacken. »Und was wollen sie nun?«, fragt sie noch einmal. Der Wagen erreicht das Straßenniveau, vor ihnen ist das Schildlicht zu sehen. Dort wartet die ganz normale, sichere Welt der Menschen.
Constantine seht Aiah an, die Augen sind hart. »Er will Leben. Er will die Nähe lebender Menschen spüren, den Wind auf der Haut, den Geschmack von Wein, fleischliche Freuden. Ohne Hilfe kann er das nicht erreichen, weil er nicht mehr materiell ist und die Materie nur noch zerstören kann … aber mit der Hilfe eines fähigen Magiers – mit meiner Hilfe in diesem Fall – kann er einen Körper übernehmen und bewohnen. Ihn für eine Weile benutzen.«
Der Brandy kommt wieder hoch und Aiah kämpft ihn erneut nieder. »Was passiert mit den Menschen, die von diesem Wesen besessen sind?«
»Der Körper wird verzehrt«, sagt
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