Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Plasma City

Plasma City

Titel: Plasma City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
Vom Netzwerk:
Neuen Stadt beinahe überquillt, genießt Aiah die Fahrt im Wagen mit dem gewohnten Früchtekorb und der Flasche Wein. Auf dem Heimweg liest sie Rohders Protokolle mit zunehmendem Interesse. Rohder behauptet, er hätte »Ganzzahlverhältnisse« entdeckt, durch die sich die Erzeugung von Plasma steigern ließe. Ähnliche Prinzipien sind schon seit langer Zeit aus anderen Bereichen bekannt. Man weiß beispielsweise, dass sich die Wirkung des Plasmas abhängig vom Radius um den Ausgangspunkt verstärken kann. So werden große Gebäude in genau berechneten Abständen voneinander errichtet, um durch die ›Resonanz‹ die Erzeugung des Plasmas zu begünstigen. Dabei sind die Quadratzahlen und die Quadrate von Quadraten besonders interessant. Nach den Bauvorschriften der großen, wohl geordneten Metropolen müssen die Straßen in bestimmten Abständen angelegt werden, um die Plasmaproduktion so weit wie möglich zu fördern.
    Aber an beiden Enden des Spektrums werden die Effekte wieder schwächer. Die Krümmung des Planeten verhindert die Platzierung von Gebäuden in den idealen Abständen. Umgekehrt werden die Effekte wieder schwächer und verschwinden ganz, wenn die Gebäude weniger als einen Viertelradius voneinander entfernt sind.
    Rohder behauptet nun, er hätte eine weitere Maßeinheit entdeckt, die in kleinerem Maßstab den gleichen Gesetzmäßigkeiten unterworfen ist wie der Radius und auf ähnliche Weise Energie produziert. Der Effekt sei bisher übersehen worden, weil man die geringen Zuwächse an Plasma nicht vom Grundrauschen unterscheiden konnte. In seiner typischen, wenig phantasievollen Sprache nennt er diese Maßeinheiten ›Wirkstrecke‹ oder ›WS‹. Gebäude von ausreichender Größe müssten in präzisen Verhältnissen zueinander gebaut werden, um den Effekt zu nutzen. Die Folge sei eine Zunahme der Plasmaproduktion, die unter idealen Bedingungen bei etwa zwanzig Prozent liegen könne.
    Und deshalb, erfährt Aiah aus dem Buch, fordert Rohder ungerührt den Umbau der ganzen Welt, damit der Effekt tatsächlich genutzt werden kann. Er gibt eine ganze Reihe von Empfehlungen, wie dies zu erreichen wäre, doch die Vorschläge sind überwiegend undurchführbar. Einzig realistisch ist die Anregung, neue Bauvorschriften zu erlassen, mit denen die Bauherren verpflichtet werden, die Gebäude in entsprechenden Abständen zu errichten.
    Immerhin, denkt sie, eine zwanzigprozentige Zunahme der Plasmaproduktion ist nicht zu verachten.
    Nach Constantines Vorstellungen entspricht das einer zwanzigprozentigen Zunahme des Reichtums der ganzen Welt.
    Sie bekommt Lust, sich die Daten der Untersuchung selbst anzusehen und fragt sich, ob die Ergebnisse jemals außerhalb der Protokolle publiziert worden sind.
    Zu Hause wartet eine Nachricht von Rohder auf sie. Er hat Kremag und Partner überprüft und tatsächlich klare Beweise für den illegalen Gebrauch von Plasma gefunden. Er konnte sogar beobachten, wie Plasma von Sendeantennen im obersten Stockwerk abgestrahlt wurde.
    So viel zu ihrer Theorie, die schmiedeeisernen Verzierungen wären Antennen gewesen, denkt Aiah.
    Rohder fährt fort, dass er das Gebäude bei nächster Gelegenheit von einer taktischen Eingreiftruppe stürmen lassen will. Aiah sei hoffentlich bereit, in der Zwischenzeit auch die Bänder des Intendancy-Viertels durchzusehen, die im sechzigsten Stock des Behördengebäudes archiviert sind. Die großen Gebäude in diesem Viertel wurden nach viel strengeren, wissenschaftlichen Vorgaben errichtet als diejenigen bei Rocketman, und wenn hier Plasma gestohlen werde, dann geschehe es in noch größerem Ausmaß.
    Aiah ruft Rohders Büro an. Seine Stimme klingt abwesend.
    »Ich möchte mich bei Ihnen dafür bedanken, dass Sie meine Versetzung verlängern wollen«, sagt sie.
    »Keine Ursache«, gibt er zurück. »Genaugenommen muss ich mich sogar bei Ihnen bedanken«, fügt er hinzu.
    »Ich bin neugierig, was jetzt mit Kremag und Partnern passiert und ob und wann überhaupt etwas geschieht.«
    »Ach.« Ein gedehntes Schweigen. Die Antwort kommt zögernd und von Pausen unterbrochen, in denen Rohder nachdenklich an der Zigarette zieht oder den Rauch wieder ausstößt. »Nun ja«, seufzt er, »ich habe mich mit dem Richter in Verbindung gesetzt, der gewöhnlich mit uns zusammenarbeitet, und er will die Hausdurchsuchungsbefehle ausstellen. Wenn das geschehen ist, schicken wir das Einsatzkommando los, aber es hilft uns natürlich, wenn in dem Augenblick, wo wir das

Weitere Kostenlose Bücher