Plasma City
Gebäude stürmen, tatsächlich illegale Plasmaaktivitäten stattfinden. Dies wiederum bedeutet, dass wir genügend Magier zusammenziehen müssen, um die Sicherheit des Teams zu gewährleisten, während die Leute dort eindringen und die Verhaftungen vornehmen.«
»Wie lange wird das alles dauern?«
»Wie spät haben wir es denn?«
»Dreiundzwanzig Uhr. In einer Stunde haben wir Freitag.«
»Wahrscheinlich in vierundzwanzig Stunden, würde ich sagen. Spät in der zweiten Schicht am Freitag oder gleich nach Mitternacht in der dritten Schicht.«
»Das ist ja ziemlich schnell. Gut.« Aiah fragt sich, ob sie vielleicht Dr. Chandros unterrichten soll.
»Ich überwache die Gegend gerade«, erklärt Rohder. »Wir sollten das Gespräch jetzt beenden.«
Seine Anima ist irgendwo in der Nähe von Kremag und Partner unterwegs. Kein Wunder, dass er so abwesend wirkt.
»Dann sehen wir uns morgen«, sagt Aiah. »Gute Nacht und noch einmal vielen Dank.«
Sie trennt die Verbindung und hängt den Kopfhörer auf. Vor dem inneren Auge sieht sie Rohder, wie er in seinem verräucherten Büro sitzt und auf einem Strom von Plasma durch die Stadt fliegt, hinter sich die Engel der Kraft mit den glänzenden Bronzeaugen.
Aiah wirft einen Blick zu dem Band der Protokol le, der auf dem ungemachten Bett liegt, und denkt über Rohder nach. Sie weiß nichts über ihn. Nichts abgesehen von dem, was in dem rot eingebundenen Buch steht. Der letzte von vierzehn Bänden, die niemals von denen gelesen wurden, für die sie bestimmt waren, obwohl in ihnen angeblich eine revolutionäre Neufassung der fundamentalen Gleichung zwischen Geist und Materie zu finden ist.
Sie sieht ganz hinten im Buch nach und stellt fest, dass die Mitarbeiter ihre Lebensläufe angefügt haben. Nachdem sie die ersten Zeilen in Rohders Abschnitt gelesen hat, läuft es ihr kalt den Rücken hinunter.
Er ist mehr als dreihundert Jahre alt. Nach kurzem Kopfrechnen hat sie das genaue Ergebnis: dreihundertsiebzehn Jahre.
Rohder arbeitet für die Behörde, seit er im Alter von fünfundzwanzig Jahren seinen Doktortitel bekommen hat. Anscheinend hat er zwischendurch einige Beurlaubungen in Anspruch genommen, um sich der Lehre zu widmen. Kein Wunder, denkt Aiah, dass man ihn wegen seines Alters loswerden wollte. Kein Wunder, dass er so freizügigen Zugang zum Plasma genießt. In einem System, das ausschließlich auf Alter und Erfahrung basiert, muss er beinahe unbesiegbar sein.
Sie schaut zur Kommunikationsanlage und fragt sich erneut, ob sie die Nummer anrufen soll, die Constantine ihr gegeben hat. Wenn er wüsste, dass das Kommando in den nächsten vierundzwanzig Stunden zuschlägt, könnte er seine Pläne weiterverfolgen. Vielleicht würde das sogar seine Wut ein wenig dämpfen.
Sie seufzt, verlässt die Wohnung und geht zum Aufzug. Im Freizeitbereich im Erdgeschoss, zwischen dem Swimmingpool und den Tennisplätzen, stehen ein paar öffentliche Telefone. Eigentlich müsste es sicher genug sein, wenn sie von dort aus anruft.
■ ■ ■
Am nächsten Morgen wartet Khoriak vor den Loeno Towers auf sie. »Hallo«, sagt sie. »Ist etwas passiert?«
Khoriak wischt sich blonde Strähnen aus der Stirn. »Ich habe eine Nachricht vom Boss«, sagt er und reicht ihr einen Umschlag.
»Danke«, sagt sie überrascht.
»Soll ich Sie zur Arbeit bringen?«
»Oh.« Sie betrachtet den Verkehr, der sich kaum bewegt, und rechnet es im Geiste durch. »Ich glaube, mit Ihnen wäre ich nicht rechtzeitig da. Ich nehme die Pneuma.«
Auf dem Weg zur Pneumastation blickt ständig das Gesicht des Schauspielers Kherzaki vom Himmel zu ihr herunter. Aiah überlegt schon seit Wochen, ob sie sich das Chromoplay nach der Arbeit ansehen soll, aber sie ist unsicher, ob es möglich ist, eine Karte zu bekommen. Das Interesse an dem Chromo ist so groß, dass möglicherweise sämtliche Theater in Jaspeer ausverkauft sind.
Doch als sie Constantines Brief öffnet, rutschen zwei Karten heraus. Ich würde dich gern zur offiziellen Premiere einladen, hat er mit Hand geschrieben. Aber ich fürchte, es wäre nicht sehr klug, wenn wir uns auf diese Weise in der Öffentlichkeit sehen lassen. Nimm die Karten mit meinen besten Empfehlungen und benutze sie selbst oder verschenke sie, wie es dir gefallt. Wenn du nicht zu müde und mich noch nicht leid bist, triffst du mich ab 2.00 Uhr im Landmark, alles andere wie gehabt.
Unterzeichnet ist der Brief mit Dein erwartungsvoller Freund.
Die Karten gelten für ein
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