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Plasma City

Plasma City

Titel: Plasma City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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eine dicke Zweistärkenbrille zu ihr herunterschaut.
    »Brauchen Sie Hilfe, Lady?«
    »Danke, es geht schon.«
    Er ist ein Rentner, der sich etwas Geld dazuverdient. Vor einem verfallenen, mit Gerüsten eingerahmten Gebäude hat er ein Stück Gehweg gemietet und bietet auf einer alten grauen Metalltür, die auf Betonklötzen ruht, eine traurige Versammlung von Waren feil – alte Küchenutensilien, verbeultes Kinderspielzeug, ein paar vergilbte Bücher, die von Isolierband zusammengehalten werden.
    Plasma scheint durch Aiahs Muskeln zu fluten, als sie den Deckel wieder aufs Loch schiebt. »Sie sind ziemlich kräftig«, sagt der alte Mann. Er sitzt auf einem Klappstuhl. »Wollen Sie was kaufen?«, fragt er hoffnungsvoll.
    Aiah betrachtet den Müll auf der alten Stahltür. Sie bemerkt ein paar billige Glücksbringer, die an Halsketten aus Metall hängen. Einer ist geformt wie das Trigramm im Lehrbuch – ein nützliches Werkzeug, das zu wertlosem Aberglauben verkommen ist. »Das nehme ich«, sagt sie. Der alte Mann steckt ihr Geld ein und sie legt die Halskette an. Das Symbol stopft sie unter den hohen Kragen ihres Overalls. Das Symbol der Kraft ruht kühl auf dem Brustbein.
    Aiah fragt nach dem Weg zur Trackline-Station. »Direkt um die Ecke«, erklärt der alte Mann. Aiah bedankt sich höflich bei ihm und geht zur Station. Unterwegs riecht sie etwas Essbares und bleibt an einem anderen primitiven Stand stehen. Eine mütterliche Frau mit rosigen Wangen steht hinter der Theke und lächelt verlegen.
    »Tut mir Leid«, sagt sie. »Der Eintopf ist ausverkauft und die nächste Fuhre ist noch nicht fertig. Die Taube war zu lange im Feuer und ist ganz vertrocknet, die würde ich Ihnen nicht mehr gern verkaufen.«
    »Kein Problem. Vielen Dank jedenfalls.«
    Auf der anderen Straßenseite sieht Aiah einen weiteren Stand mit Essen. Dort kauft sie eine Schale Suppe mit Nudeln und Gemüse, das offenbar aus dem Dachgarten eines Anwohners stammt. Es ist mit zu viel Cumino gewürzt, wie es die Jaspeeri meistens tun, aber es ist warm und schmeckt jemandem, der gerade mit drei schweren Plasmabatterien im Sack aus der Unterwelt aufgestiegen ist, auf jeden Fall gut genug.
    Während Aiah am Stand steht und die Suppe löffelt, sieht sie, wie die Frau mit den rosigen Wangen an mindestens drei Passanten Eintopf und gegrillte Taube verkauft.
    Aiahs Wangen brennen.
    Sie ist nicht daran gewöhnt, von Leuten hereingelegt zu werden, die so hilfsbereit lächeln.
    Sie gibt der Verkäuferin die leere Suppenschale zurück und geht zur Trackline-Station. Ein paar junge Jaspeeri-Männer lümmeln an der Straßenecke und starren ihr düster nach. Ja, ich bin im Gebiet der Jaspeeri Nation. Barkazil müssen leider draußen bleiben.
    Aber immerhin, denkt Aiah, kennt sie jetzt die Gegend und weiß, was sie hier zu erwarten hat.

 
     
     

     
    Zwei Tage später ist Senko’s Day. Aiah hat frei, weil Mengene die Suche nach der Plasmaquelle inzwischen mit noch geringerem Eifer angeht. Aiah zieht schwarze Sachen an, die bei richtigem Licht rot und grün und golden schimmern, und arrangiert ihr Haar zu den wundervollen langen Locken, die ihr sonst eher lästig sind. Sie trägt das Armband mit der kleinen geätzten Elfenbeinscheibe, das Gil ihr geschenkt hat, und den Glücksbringer unter der Bluse. Dann schwingt sie sich den Beutel über die Schulter und marschiert zur Trackline-Station. Wenn sie Urlaub und Geschäft verbinden kann, umso besser.
    Aiah schleppt den schweren Beutel aus der Station ans Tageslicht und entdeckt, dass die Straßen voller Menschen sind. Es ist schönes Wetter, unter dem Schild treiben nur ein paar dünne Wolken dahin. Frauen in bunten, fließenden Kleidern haben sich auf Balkonen eingerichtet und lassen sich bewundern. Lauthals lachende Männer mit hochgesteckten Haaren und nackten, bunt angemalten Oberkörpern schlendern die Straße entlang und trinken Bier und Wein aus Dosen. Die Anwohner haben Lautsprecher auf die Fensterbänke und Balkone gestellt, und die Musik hallt zwischen Ziegeln und Beton, lässt Fenster scheppern und fährt den Müßiggängern unter die Haut. Der Bass lässt sogar das Pflaster unter Aiahs Füßen beben. Sie muss unwillkürlich breit grinsen, und ihr Schritt wird leichter, obwohl der Riemen des Beutels in die Schulter schneidet.
    Die Straße ist für den Verkehr gesperrt und mit Unrat übersät. Aiah bahnt sich im Zickzack einen Weg durch die Menschen, die auf dem Pflaster tanzen. Stelzengänger kommen ihr

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