Plasma City
etwas dazugelernt, meine kleine Dame?«, haucht sie. »Das will ich doch hoffen.«
Aiah hat den Blick auf Constantine gerichtet. Sein Gesicht ist ernst, der Kopf gesenkt, aber in den Augen ist ein amüsiertes Blitzen zu sehen.
»Kommen Sie herein, meine Tochter«, sagt er. »Ich glaube, wir sollten mit Ihrer Ausbildung beginnen.«
Aiah schnauft leise und bemerkt erst jetzt, dass sie unwillkürlich den Atem angehalten hat.
»Mein Geschäftsessen hat länger gedauert als ich dachte«, fährt Constantine fort. Er zieht sich die Jacke aus, wirft sie über einen Stuhl und krempelt sich die Ärmel hoch. »Essen Sie nur, wenn Sie wollen.«
»Ich habe schon im Wagen gegessen.« Sie betrachtet das Büffet, den edlen Blumenstrauß in der Mitte, davor ein schmales Etui aus Edelmetall, in dem ein Halsband aus Gold und Platin liegt. Der Anhänger funkelt vor Diamanten. Constantine bemerkt ihren Blick, schlendert gemächlich zum Büffet und hebt die Halskette an einem Finger aus dem Etui.
»Die wollte ich Sorya gerade schenken«, erklärt er. »Ein Forlong-Stück. Und dann haben wir uns auf einmal gestritten. Ich frage mich warum.«
»Bei Ihrem Streit schien es nicht um Schmuck zu gehen.«
»Die Worte haben sich um ein Thema gedreht, die Leidenschaft um ein anderes.« Er hält Aiah die Halskette an einem Finger hin. »Sie scheint Sorya nicht zu gefallen. Wenn Sie wollen, können Sie sie haben.«
Aiahs Mund wird trocken. Eine kleine Stimme heult in ihrem Kopf, eine kleine, klagende, gierige Stimme, die Zahlen herunterschnattert, Zahlen in der Größenordnung von einigen zehntausend Dalder, die sofort noch einmal multipliziert werden, weil es ein Forlong-Stück ist … Sie sieht erst das funkelnde Diamantennest und dann Constantine an, sie sieht das kleine kalte Lächeln auf seinen Lippen, das gefährliche Leuchten in den Augen, und fragt sich, ob es eine Prüfung ist, ob er ihren Charakter prüfen will. Als ob es eine richtige Wahl geben könnte … kann sie es wagen, das Geschenk zurückzuweisen? Aber kann sie wagen, es zu nehmen, obwohl sie weiß, dass es Sorya gehört?
Aber als sie ihn anschaut, dämmert ihr allmählich, dass sie die Kette nehmen kann, weil ihm in diesem Augenblick wirklich egal ist, was damit passiert. Aus irgendeinem Grund wird ihr bei diesem Gedanken kalt. Eine Kälte, die ihr bis in die Knochen fährt … sie leckt sich die Lippen.
»Metropolit«, sagt sie, »ich glaube, ich würde mich damit nicht sicher fühlen.«
Er zuckt die Achseln, sieht sich nach dem Müllschacht um und wirft die Kette hinein. Mit einem schmatzenden Geräusch landet sie auf den Speiseresten. Aiah muss einen Teil in sich bändigen, der kreischend losrasen und die Kette aus dem Müll retten will.
»Setzen Sie sich, dann können wir beginnen«, sagt Constantine.
»Warum tun wir es hier und nicht im Terminal?«
»Ich habe keine Lust, durch eine Höhle zu klettern. Das Plasma vom Terminal wird die Verluste ausgleichen, die ich hier habe.«
Vielleicht, denkt Aiah, hätte sie doch noch mehr Geld herausschlagen können. Sie stellt die Aktentasche ab und setzt sich aufs Sofa. Sie versinkt beinahe in den Polstern aus weichem Kalbsleder. Constantine nimmt einen kupfernen Handsender vom Schreibtisch. Er setzt sich neben Aiah und steckt das T-förmige Stück Metall in eine Halterung am Sofa. Überrascht stellt Aiah fest, dass sie auf einer starken Plasmaquelle sitzt.
Dann sieht sie zu den Reihen der Videoschirme hinauf, und ihr wird klar, dass sie sich in einer Art Steuerzentrale befindet. Die Bildschirme dienen der Manipulation von entferntem Plasma. Die Anlage war gut genug verborgen oder eigenartig genug aufgebaut, sodass sie bisher noch nicht bemerkt hat, wozu der Raum eigentlich dient.
Sie wendet sich an Constantine und sieht jetzt, dass er nur wegen der langen Beine so groß wirkt. Im Sitzen ist sie sogar größer als er.
Eine unwichtige Information, aber was will man machen.
Erkenne deinen Passu. Ein Sprichwort der Barkazil.
Constantine blickt sie fragend an. »Sorya sagte mir, dass Sie in der alten Pneumastation eine Speiseleitung für das Plasma aufgemalt haben, um die Illusion aufzubauen. Haben Sie es getan, um nicht direkt mit der Quelle in Berührung zu kommen?«
»Ja«, bestätigt Aiah. »Sonst habe ich Batterien benutzt. Ich will nicht enden wie die Flammenfrau.«
Constantine nickt. »Das war klug. Dann werde ich jetzt als Ihre Isolierung dienen. Ich nehme den Handsender und gebe so viel Plasma an Sie weiter,
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