Plasma City
Leibwächter zielt und schießt.
■ ■ ■
Das Fabriktor öffnet sich und der Elton gleitet heraus. Während ein Wächter hinter ihnen die Tür versperrt, warten Martinus und der zweite Leibwächter angespannt und behalten aufmerksam die Straße im Auge. Dann setzt sich der erste Wächter rasch auf den Beifahrersitz, und die Limousine fährt sofort an.
Constantine, der an derlei Vorsichtsmaßnahmen gewöhnt ist, achtet nicht weiter darauf und langt in eine Tasche seiner weichen Lederjacke, um einen Notizblock hervorzuholen. Er und Aiah sitzen einander gegenüber im Fond des Wagens, Constantine mit dem Rücken zur Fahrtrichtung.
»Was werden wir brauchen?«, fragt er.
Aiah klopft noch einmal mit einem Taschentuch ihr Kostüm ab und denkt über Rechnungen für die Reinigung nach, bis ihr einfällt, dass sie sich so etwas neuerdings durchaus leisten kann. Sie fragt sich, was für ein Wesen das Biest im Keller früher einmal war, bevor es unter den Einfluss des verborgenen Plasmas gekommen ist. Eine Ratte? Eine Maus? Eine Schnecke?
Oder vielleicht sogar ein Mensch. Hier haben Obdachlose gehaust. Vielleicht ein Trinker oder ein Drogenabhängiger, der ein neues Suchtmittel gefunden hat.
Es läuft ihr kalt den Rücken hinunter, als sie daran denkt.
Aiah räuspert sich und überlegt. »Zuerst müssen wir den ganzen Schutt entfernen«, sagt sie. »Vielleicht entdecken wir dabei sogar einen leichteren Zugang. Wenn nicht, müssen wir den Boden aufbrechen und uns die Sache näher ansehen. Die Spuren der Elektrolyse weisen uns den Weg zum Ziel. Aber Sie sollten Ihre Leute mit isolierten Geräten arbeiten lassen.«
»Es muss in der Gegend noch weitere Keller geben«, sagt Constantine. »Es muss auch anderswo Spuren von Elektrolyse und ähnliche Biester geben. All das deutet auf das hin, was da unten wartet. Je eher wir die Quelle anzapfen und in Batterien abfüllen, desto besser.«
Der Elton hält an der Ecke, und Aiah fährt zu Tode erschrocken zusammen. Sie macht sich klein, dreht sich zur Seite und hebt die Hand, um ihr Gesicht abzuschirmen.
»Was ist los?« Constantine hat sofort bemerkt, dass etwas nicht stimmt.
»Einer dieser Männer da«, sagt sie. »Er hat mich angegriffen.«
Constantine beugt sich vor und schaut hinaus. »Welcher?«, fragt er. »Sie brauchen sich hier nicht zu verstecken. Durch die getönten Scheiben kann er Sie nicht sehen.«
Die Angst droht ihr die Zunge zu lähmen. Widerstrebend dreht sie sich zum Fenster um und betrachtet den dürren Mann, den Flaschenwerfer. Er sitzt auf einem Rohr, das zu einem Gerüst gehört, und spricht mit ein paar Freunden. »Der Dünne da«, sagt sie. »Der mit der spitzen Kappe und den grünen Hosen.«
Constantine prägt sich den Mann ein, dann wendet er sich an einen der Leibwächter. »Sehen Sie ihn, Khoriak?«
»Ja, Metropolit.«
»Wenn wir um die Ecke gebogen sind, steigen Sie aus und finden heraus, wer er ist.«
Khoriak ist hell und blond und wird hier nicht auffallen. Er zieht sich die Jacke aus.
Ein Lastwagen, der den Elton nicht überholen kann, beginnt zu hupen. Constantine sieht Aiah an und nickt in Richtung des dünnen Mannes und seiner Gefährten. »Haben Sie seine Freunde schon einmal gesehen?«
»Nein. Die anderen Angreifer wurden schwer verletzt, vielleicht sind sie noch im Krankenhaus.«
Constantine sieht sich über die Schulter zum Fahrer um. »Fahren Sie um die Ecke, Mr. Martinus.«
»Ja, Metropolit.«
Khoriak hat Jacke und Rüschen abgelegt und seinen Kragen aufgeknöpft. Er legt Pistole und Schulterhalfter aufs Armaturenbrett und als der Wagen sich ein Stück von Aiahs Angreifer entfernt hat und bremst, springt er rasch hinaus und knallt energisch die gepanzerte Tür zu.
Constantine lehnt sich bequem an und lächelt Aiah beinahe träge an.
»Vergessen Sie den Mann«, sagt er. »Vergessen Sie ihn und seine Freunde. Das Problem ist gelöst.«
Aiah sieht ihn an, ihr Herz macht einen Satz. Das Problem ist gelöst? Aber wie?
»Es tut mir Leid«, fährt Constantine fort, »aber heute haben wir keine Zeit für neue Lektionen. Ich habe …« Er hält inne und sucht nach dem richtigen Wort. »Ich habe eine Konferenz. Aber morgen werde ich Mr. Martinus zur gewohnten Zeit schicken.«
■ ■ ■
Tellas Kind schaukelt auf der elektrischen Wiege hin und her, jedes Klicken und jedes Pendeln hakt einen langweiligen Moment ab und bringt das Ende der Schicht etwas näher.
»Erzähl mir von ihm«, drängt Tella. Sie haben
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