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Plasma City

Plasma City

Titel: Plasma City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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sollte.«
    Martinus’ Gesichtsausdruck ändert sich nicht. »Ja, Miss«, sagt er.
    Aiah lehnt sich bequem an und schließt die Augen.
    Sie atmet tief ein, und die Luft prickelt wie der Schaumwein.

 
     
     

     
    »Glauben Sie, das wird reichen?«
    Constantine steht mitten auf dem fleckigen Betonboden einer alten, aus roten Ziegeln erbauten Fabrik. Bogenfenster lassen graues Licht herein, eine doppelte Reihe runder Eisenträger stützt das Spitzdach. Es riecht nach Staub und Urin, in verdreckten Ecken liegen alte Matratzen und Decken herum. Anscheinend hat hier jemand gelebt.
    »Ob es reicht? Ich denke schon«, sagt Aiah. Zwischen den Deckenträgern flattern Tauben.
    Die zweite Schicht hat begonnen, Constantine und Martinus haben Aiah nach der Arbeit hergebracht. In den letzten Tagen hat Aiah drei weitere Lektionen in den Mage Towers bekommen. Jedes Mal hat sie auf dem Ledersofa neben Constantine gesessen, der leicht ihr Handgelenk gehalten hat, und nach jeder Lektion folgte eine ausführliche Diskussion mit Sorya über Möglichkeiten der Sabotage, Schaltpläne, Leitungsnetze und Handbücher, über Einbruch, Manipulation von Geräten und Sprengstoff … und diese Unterhaltungen kamen ihr sogar noch unwirklicher vor als die Phantome, die sie heraufbeschworen hat.
    Constantine hat sie nicht wieder geküsst und sie nicht mehr berührt, abgesehen von dem Griff um ihr Handgelenk während der Lektionen. Und selbst dabei, während er sie mit Plasma versorgte und mit Anleitungen unterstützte, hatte sie den Eindruck, dass seine Aufmerksamkeit ganz woanders war.
    »Wir werden die Halle in ein Lagerhaus verwandeln«, erklärt Constantine. »Und was werden wir lagern? Plasmaakkumulatoren, würde ich sagen.«
    Seine Sicherheitskräfte, Martinus und zwei weitere Männer, wandern in Kreisen um Constantine und den Elton herum. Ihre Schritte knirschen laut im großen Raum. Constantine geht zur Nordmauer, dreht sich um, geht fünf Schritte in den Raum zurück. »Hier unter mir müsste das Fundament der alten Plastikfabrik sein«, sagt er. »Können wir es erreichen?«
    Aiah runzelt die Stirn. »Gibt es einen Keller?«
    »Ja.«
    Der Aufzug sitzt fest, deshalb steigt Aiah die alte Betontreppe hinunter. Sie kommt direkt von der Arbeit und ist für solche Unternehmungen nicht richtig angezogen. Mit den hochhackigen Schuhen muss sie vorsichtig auftreten.
    In den Kellerräumen stehen Träger, die den Boden der eigentlichen Fabrikhalle stützen. Verrostete Drehbänke, alte Kisten, olivgrüne Metallschränke mit verschimmelten Akten sind im niedrigen Gewölbe achtlos aufeinander geworfen. In all dem Abfall bleiben nur ein paar schmale Wege frei. Mit der Taschenlampe findet Aiah eine Schalttafel mit fleckigen, halbkugelförmigen Knöpfen. Sie drückt darauf und zu ihrer Überraschung flammen schwache gelbe Birnen in Metallkäfigen auf.
    Sie geht nach Norden zum Ende des Kellers und wühlt im Schutt herum, um einen Weg zum Fundament zu suchen. Eine dicke Ratte mit langem Schwanz, die es anscheinend überhaupt nicht eilig hat, läuft quer über den Gang und verschwindet im Müll. Irgendetwas fällt mit leisem Plätschern in eine große, flache Pfütze. Aiah entdeckt ein altes Wasserrohr und verfolgt es mit dem Strahl der Taschenlampe. Ihre Nerven kribbeln, als sie eine schwache Rostspur sieht, die sich schräg über eine gemauerte Stütz säule zieht. Der Rost stammt nicht von der Wasserleitung selbst, sondern vom helleren Metall einer Klammer. Elektrolyse, genau wie an der Säule in der alten Pneumastation. Eine Spur oxidiertes Metall, die wie ein Finger zur verborgenen Energiequelle zeigt …
    Aiah geht näher heran, aber unter der Leitung rollt sich etwas auf und zischt sie an.
    Sie fährt zurück, prallt gegen die Säule und stürzt beinahe. Das Wesen ist bleich, glitschig und erinnert an eine Schnecke. Es ist so lang und so dick wie ihr Bein, die Lippen sind rot wie bei einer Frau in einer Werbung für Mode. Aiah bringt sich taumelnd in Sicherheit, das Herz hämmert gegen ihre Rippen.
    Als sie wieder in der Fabrikhalle steht, empfindet sie nur noch Wut und Gereiztheit. Sie wischt sich den Dreck vom Kostüm und geht zu Constantine, der am Wagen wartet.
    »Ja«, sagt sie. »Ich glaube, da ist ein Zugang möglich. Aber da unten ist ein Biest, das getötet werden muss.«
    Constantine zieht eine Augenbraue hoch, dann winkt er einem seiner Wächter.
    Aiah zeigt ihm das Wesen aus sicherer Entfernung und hält sich die Ohren zu, als der

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