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Plasma City

Plasma City

Titel: Plasma City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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Glanzzeit zurückblicken. Es wird für sie im Rückblick die Zeit sein, in der sie – was nur wenigen jungen Menschen heute gelingt – entdeckt haben, wer sie sind und wozu sie fähig sind. Und wenn sie diese Phase nicht überleben …« Ein rascher Schritt, und er steht vor Aiah und legt ihr eine schwere Hand auf die Schulter. Harte Augen sehen sie an. »Ich habe schon vor langer Zeit gelernt«, fährt er fort, »dass jede Tat eines mächtigen Menschen Konsequenzen hat. Als Konsequenz meiner Taten sind Tausende von jungen Männern und Frauen gestorben. Und Kinder und Tausende gewöhnlicher Menschen, die überhaupt nichts mit mir zu tun hatten. Ich habe sie nicht mit eigener Hand getötet, ich wollte nicht, dass sie sterben. Und wenn ich es hätte verhindern können, dann hätte ich es getan, aber sie sind dennoch gestorben. Diese Jungen da«, er weist in Richtung der beiden Magier, »haben sich wenigstens freiwillig gemeldet.«
    Aiah hatte ganz vergessen, welch hohen Tribut die Cheloki-Kriege gefordert hatten. Eine ganze Metropolis ist so gründlich zerstört worden wie Barkazi. Sie leckt sich die Lippen. »Ich würde so eine Verantwortung nicht tragen wollen«, gesteht sie.
    Er beugt sich zu ihr, die tiefe Stimme fast zu einem Flüstern gesenkt, aber immer noch voller ungestümer Energie und grollend. »Miss Aiah, Ihre Bedenken kommen zu spät. Sie haben mir die Macht gegeben und sind für alles, was jetzt folgt, so verantwortlich wie jeder andere. Übrigens hat es bereits Tote gegeben.«
    Aiah starrt ihn entsetzt an. Vergessen Sie den Mann, das Problem ist erledigt. So hat er sich ausgedrückt.
    »Es waren, glaube ich, böse und gefährliche Menschen«, fährt Constantine fort. »Falls Ihnen dieses Wissen dabei hilft, ruhig zu schlafen.«
    »Ich glaube nicht«, meint Aiah.
    Er weicht etwas zurück, nimmt die Hand von ihrer Schulter und mustert sie nachdenklich. »Auch ich habe manchmal schlecht geschlafen«, sagt er. »Aber das geht vorbei.« Er fasst ihr Handgelenk, wie er es bei den Lektionen bisher immer getan hat. »Wollen wir jetzt Ihren Unterricht fortsetzen?«, fragt er. »Oder reichen Ihnen die letzten paar Minuten als Lektion?«
    Wir wollen unseren Einfluss vergrößern. Unsere Macht. So ähnlich hat Sorya sich ausgedrückt.
    Macht, denkt Aiah. Vielleicht sollte sie sich daran gewöhnen.
    »Die Lektion, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    Er führt sie zu einem Terminal.
     
    Gargelius Enchuk trägt Gulman-Schuhe!
    Sie noch nicht?
     
    »Die Schule von Radritha kennt drei Arten der Macht«, erklärt Constantine. »Die Macht über das eigene Selbst, die Macht über andere und die Macht über die Realität. Die erste gilt allerdings als das einzig wertvolle Ziel, weil das Einzige, was ein Mensch wirklich kennen kann, sein eigenes Bewusstsein ist. Das Wissen um alles andere ist nichts als eine Reflexion der inneren Ansichten. Deshalb habe ich schließlich auch mit ihnen gebrochen, denn ihr Ansatz war auf die Selbsterkenntnis und die Beherrschung des eigenen Selbst beschränkt, doch es fehlte jegliches Konzept, warum man überhaupt die Macht über sich selbst gewinnen sollte. Ich stimme natürlich damit überein, dass die Macht über das eigene Selbst das Primäre ist«, fährt er fort und nickt, »denn aus der Selbsterkenntnis und der Macht über das eigene Selbst erwächst letztlich die Macht über andere und über die Realität. Die Schule hatte Macht – dort haben einige der mächtigsten Geister gewirkt, die ich jemals gesehen habe –, aber sie hat sich völlig auf die Kontemplation des eigenen Selbst beschränkt und war darin, wenn ich ehrlich sein soll, sogar ein wenig überheblich.«
    Aiah trinkt in kleinen Schlucken ihren Wein, während der Elton das Fabrikgelände verlässt. Nach der Lektion ist sie vom Plasma beflügelt. Die Energie summt in ihrem Blut, ein kleiner Chor begeisterter, beflügelter Stimmen singt in ihrem Kopf. Aber heute findet sie den Wein etwas bitter und Constantines Erläuterungen über die Macht sind nicht das, was sie hören will.
    Es hat bereits Tote gegeben … Sie hat sich geweigert, darüber nachzudenken, bis Constantines Flüstern sie gezwungen hat, den unangenehmen Tatsachen ins Auge zu schauen. Und jetzt muss sie sich fragen, ob ihr Wunsch, den Umgang mit dem Plasma zu lernen, die Todesfälle wert ist.
    »Die Schule wollte ihren Anhängern die Freiheit schenken«, fährt Constantine fort. »Freiheit von der Leidenschaft, von Impulsen, letztlich von der ganzen Welt.

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