Plasma City
Herzschlag widerstrebend zu den Lungen getrieben werden. Dann ist die Zwangspause vorbei und der Schlitten taucht mit lautem Zischen in schwappendem, öligem Wasser endgültig auf.
Constantines Leibwächter ziehen Aiah mit routinierten Bewegungen aus dem Wasser und befreien sie von der Taucherweste und den Schwimmflossen. Die Haube zieht sie sich selbst ab, schüttelt die Haare aus und greift nach einem Handtuch. Auf einmal zittert sie vor Kälte. Ein heißes Bad scheint das Begehrenswerteste auf der ganzen Welt zu sein.
Die Leibwächter kümmern sich schon um Constantine. Aiah reißt sich den Anzug vom Körper und zieht den Pullover und die weiten Hosen über den Badeanzug. Constantine und die Leibwächter kämpfen mit dem Schlitten, bugsieren ihn aufs Boot der Wächter und binden ihn fest. Aranax schwebt unterdessen als weißer Fleck im ausgeleuchteten Wasser. Auf einmal tauchen noch weitere Delphine auf, mindestens ein Dutzend brechen im gleichen Augenblick durch die Wasseroberfläche, schweben danach still im Wasser und beobachten Constantine mit ihren Knopfaugen. Die Leibwächter wirken nervös. Aiah schaudert und betrachtet die wachsende Pfütze vor ihren Füßen.
Constantine hat noch eine längere Unterhaltung mit Aranax, aber Aiah kann nichts verstehen, weil Constantine die Plasmabatterien des Begleitbootes benutzt, um sich direkt von Geist zu Geist auszutauschen. Auf diese Weise über dieses und jenes sprechen, um Missverständnisse zu vermeiden.
»Erleuchteter«, sagt Constantine schließlich laut, »Ihre Weisheit wird meine ungeschickten und dummen Bemühungen gewiss zum Erfolg führen.« Nach einigen weiteren Höflichkeiten ist die Unterhaltung beendet. Die Delphine werfen die Füße hoch und verschwinden.
»Ich glaube, das ging ganz gut«, meint Constantine, als er zur Steuerkanzel des Bootes zurückkehrt.
»Ist Aranax wirklich ein Prinz?«, fragt Aiah. Der Titel klingt verstaubt und eigenartig, wie aus den sagenhaften Zeiten von Karlo oder Vida dem Mitfühlenden.
Constantine grinst sie an, als er die Motoren startet. »Mir ist noch nie ein Delphin begegnet, der kein Prinz gewesen wäre. Oder ein König, eine Königin oder ein Pascha. Die Delphine gehen mit Titeln großzügig um. Aber Aranax genießt unter ihnen einen gewissen Einfluss, soweit man das überhaupt von jemandem sagen kann. Und er ist so ehrlich, wie man es von einem Delphin nur erwarten kann.«
»Was hat er überhaupt davon?«
Diesen Blick, mit dem Constantine ihr antwortet, kennt Aiah schon. Diese verschlagene, verstohlene Freude, wenn man ein Geheimnis teilt. »Würde es Sie überraschen, wenn Sie erfahren, dass auch Delphine Bankkonten haben?«
»Wohl nicht, wenn ich richtig darüber nachdenke. Woher kennen Sie ihn?«
»Ach.« Constantines Augen blitzen im reflektierten Licht. »Ich war schon einmal hier. Ich habe die soziale Organisation der Delphine studiert … was sie haben, ist zu lose gefügt, um Regierung genannt zu werden. Außerdem gibt es ja nur Adlige und kein gemeines Volk. Ich dachte, wir könnten daraus vielleicht etwas lernen.«
»Und? Können wir etwas lernen?«
»Nur wenn wir uns entschließen, unter Wasser zu leben. Aber es ist ein interessantes Modell.«
Constantine springt nach vorn, bindet das Boot los und kehrt in die Steuerkanzel zurück. Er lenkt das Boot ein Stück vom Begleitboot weg, schiebt die Hebel nach vorn und beginnt die Rückfahrt. Aiah lässt sich neben ihm nieder, wo sie von der Windschutzscheibe geschützt wird und sich die kalten Knochen wärmen kann.
»Es tut mir Leid, dass ich nicht helfen konnte«, sagt sie.
»Schon gut. Sie bringen einen neuen Blickwinkel mit, was sich schon anderswo als nützlich erwiesen hat. Es war einen Versuch wert.« Er sieht sie lächelnd an. »Außerdem haben Sie einen Urlaub gebraucht.«
Das soll ein Urlaub sein?, denkt sie. Vielleicht kann Constantine so einen Einsatz ja wirklich als Urlaub empfinden.
»Vielen Dank«, sagt sie trotzdem. »Mir fällt leider nichts anderes ein, als es mit den Kontrollstationen oder bei den Schaltern zu versuchen. Sie müssen Schalter haben, mit denen sie festlegen, über welche Leitungen das Plasma transportiert wird. Die Schalter werden mit Strom betrieben und wenn man sie von der Stromversorgung abschneidet … nun ja, das könnte sie beschädigen.«
Constantine nickt und lächelt. Er hat wieder diesen verschlagenen Ausdruck, als hätte sich etwas bestätigt, das er insgeheim schon wusste.
»Ja«, sagt er, »darum
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