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Plasma

Plasma

Titel: Plasma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Carlson
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Nichts hatte sich verändert, trotz der Rebellen-Botschaft, die sie in der letzten Nacht aufgefangen hatten. Sie befanden sich immer noch hier, unter einem Himmel voll von Flugzeugen, ganz gleich, ob sich die Rebellen als die rechtmäßige amerikanische Regierung bezeichneten oder nicht. Beide Seiten hatten das wiederholt behauptet. Na und? Es waren Worte, mehr nicht, und doch lieferten sie Newcombe ein neues Argument.
    Newcombe hatte noch nicht aufgegeben, ihnen seinen Plan schmackhaft zu machen, und er würde es vermutlich auch weiterhin versuchen. Das ließ das Funkgerät noch wichtiger für ihn werden. Es war sein einziger Freund, und Cam musste zugeben, dass es nicht dumm war, das Ding so oft wie möglich einzuschalten. Wann immer sie anhielten, um etwas zu essen oder ein wenig auszuruhen, hörten die beiden Männer den Äther gemeinsam ab. Cam wollte sichergehen, dass Newcombe niemals selbst sendete. Er schob sich den Rucksack mit den Funkgeräten zum Schlafen unter den Kopf – ein hartes Kissen, in dem er auch Newcombes Pistole aufbewahrte.
    »Jeder Tag, den wir jetzt nach Osten marschieren, ist ein Tag, den wir später auf der Umkehrschleife verlieren«, sagte Newcombe. »Sie werden es niemals wagen, uns in der Nähe des Leadville-Stützpunkts aufzunehmen. Schon der erste Versuch bedeutete ein hohes Risiko.«
    »Ein hohes Risiko – Sie sagen es«, entgegnete Cam. »Wir könnten jederzeit abgeknallt werden, wenn wir uns an Bord einer Rebellen-Maschine begeben.«
    Er scherte plötzlich nach links auf einen freien Platz aus, der an eine bizarre Asphaltwiese erinnerte. Dann knirschten ihre Stiefel durch eine Glaspfütze neben einem Buick, der in einen winzigen Geo gekracht war und ihn gegen zwei andere Fahrzeuge geschoben hatte.
    »Verdammte Scheiße.« Newcombe ruderte hilflos mit den Armen. »Wenn wir nicht bald an die Funkgeräte gehen, halten die uns für tot und blasen die ganze Operation ab.«
    »Wir können Kontakt aufnehmen, wenn die Zeit reif ist.«
    »So ein Irrsinn!«
    »Die Sache ist längst entschieden, Mann. Hören Sie endlich auf, gegen uns zu arbeiten.«
    Ruth atmete keuchend. Sie stieg über einen gebrochenen Oberschenkelknochen und einen zerfetzten Koffer, und dann bogen die drei wieder nach links, um einem kleinen Ölteppich auszuweichen. Offenbar hatte ein SUV beschleunigt, dann den Rückwärtsgang eingelegt, erneut beschleunigt und sich auf diese Weise dreißig Fuß durch den Stau geschoben, bis seine Reifen platt waren und der Motor blockierte, weil der Kühler geplatzt war. Dieses Rammen war etwas, das sie immer wieder gesehen hatten – Sterbende versuchen alles, um dem Tod zu entkommen. Und jedes Mal fühlte sich Ruth elend und verloren.
    Sie trottete weiter und ließ sich von ihren Gedanken wie von einem Leuchtfeuer führen. Sie krochen unter einem verbogenen Fahrradständer durch. Ruth stolperte. Sie rappelte sich sofort wieder hoch, benommen und mit trockenem Mund, und drehte sich nach der Insektenwolke um. Senkte sich der Schwarm auf sie herab? In ihrem Blickfeld kreisten schwarze Fäden, und sie wandte sich ab ...
    Der Asphalt schien eine Ewigkeit entfernt. Als sie in dem feuchtheißen Kokon ihrer Jacke und Gesichtsmaske aufwachte, pulsierte ein neuer Schmerz durch ihren Arm.
    Cam beugte sich über sie. »Sachte«, sagte er.
    Ich war ohnmächtig, dachte sie, aber die Erkenntnis erschien ihr vage und bedeutungslos, bis er versuchte, ihr auf die Beine zu helfen. Offensichtlich war er selbst nahe daran, unter dem Gewicht seines Rucksacks und des Sturmgewehrs zusammenzubrechen. Sein linker Arm zitterte, als er nach ihrer Jacke fasste.
    Newcombe wollte ihm zu Hilfe kommen, aber Cam sträubte sich. Das war unverkennbar, trotz der Schutzkleidung, die sein Gesicht und den Körper verhüllte. Genauso hatte sich der dämliche kleine Terrier ihres Stiefvaters angespannt, wenn er ein Kissen oder einen Schuh stibitzt hatte und jemand außer dem geliebten Herrchen auch nur in seine Nähe kam.
    Cam schüttete Wasser aus einer Feldflasche in seinen Handschuh und verteilte es auf ihrer Kapuze und beiden Schultern. Ruth runzelte verwirrt die Stirn. Die Besorgnis, die sie in Cams Augen las, beschwor die Vergangenheit herauf, den Blick ihres Stiefbruders, als er sie fragte, ob sie den anderen erzählen sollten, was mit ihnen los war – dass sie miteinander geschlafen hatten, nicht nur während Ruths Besuch zum Chanukka-Fest, sondern auch später in Miami. Der Funke zwischen ihnen hatte ein Feuer

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