Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Plastikfreie Zone

Plastikfreie Zone

Titel: Plastikfreie Zone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Krautwaschl
Vom Netzwerk:
alles entsorgt.«
    »Na ja, im gelben Sack wahrscheinlich, zum Plastikmüll, oder?«
    »Glaube ich eher nicht. Der ist doch für Verpackungsmaterial. Außerdem ist das alles noch in Ordnung, hat Geld gekostet. Das kann man nicht so einfach wegwerfen …«
    »Na, vielleicht will’s ja irgendjemand haben?«
    »Großartig, wir misten unser Plastikzeug aus, weil wir nicht mehr so viel im Haus haben wollen, und verschenken es dann an Freunde und Bekannte. Kommt sicher gut an!«
    »Man kann ja mal fragen. Ich meine, bevor die Leute das Zeug neu kaufen, nehmen sie besser unsere gebrauchten Sachen her …«
    »Dann hör dich gleich mal um, wer gerade eine Tortentransportform braucht. Die ist nämlich nagelneu!«
    Es war eine bewusste Spitze in Peters Richtung, denn dieses Teil hatte er selbst erst vor wenigen Wochen beim Hofer (Aldi) erstanden, nachdem unser alter Behälter – Tupperqualität wohlgemerkt – im Zuge eines Festes verschwunden war.
    Mein Mann lässt das nicht auf sich sitzen. Er habe das gewissermaßen als »Auftragsarbeit« betrachtet, weil ich dem verlorenen Stück ständig hinterhergejammert hätte.
    Eine Weile ergehen wir uns noch in derartigen Reibereien, bis wir merken, dass wir so nicht weiterkommen. Deshalb einigen wir uns schließlich darauf, ein vorläufiges Zwischenlager für unser Kunststoffinventar im Stallgebäude einzurichten, neben Peters Elektroschrott, und die endgültige Entscheidung über Wegwerfen oder nicht zu vertagen.
    Peter verdächtigte mich auch in der Folgezeit nach wie vor, die Zustände in unserem Haushalt verschleiern zu wollen, indem ich vorsortierte und in Kisten packte. Mag sein, dass er nicht ganz unrecht hatte, denn je länger ich das Plastikvolumen unseres Haushalts in Augenschein nahm, desto peinlicher fand ich es. Und die Vorstellung, dass fremde Leute beim Ausräumen das ganze Ausmaß sahen, war mir, gelinde gesagt, mehr als unangenehm.
    Und so verfiel ich mit Näherrücken des Termins in ein zunehmend hektisches Treiben. Immer wieder ertappte ich mich dabei, dass ich das eine oder andere unansehnliche Stück unauffällig »verschwinden« ließ. Da unsere gesamte Familie leider zur Spezies der Sammler zählt, wurde bei uns bislang alles aufgehoben – angefangen bei kaputten Musikkassetten über undichte Wärmflaschen und neongelben Modeschmuck aus den Achtzigerjahren bis zu lädierten Schwimmflügeln für Babys. Nach dem Motto, es könnte ja noch mal gebraucht oder repariert werden.
    Vor allem die defekten Gegenstände waren mir ein Dorn im Auge, denn ich wollte auf keinen Fall, dass man uns zu allem Überfluss womöglich für Messies hielt. Dass wir Plastikjunkies sind, dürfte sich hingegen kaum verheimlichen lassen. Zu meiner Schande muss ich in diesem Zusammenhang gestehen, dass ein beträchtlicher Teil der vorhandenen Kunststoffartikel erst in den letzten Jahren und noch dazu hauptsächlich durch mich in unser Haus gelangte.
    Doch das alles war nichts gegen die wirklich große Bewährungsprobe, die uns bevorstand: die Sichtung der beiden Kinderzimmer.
    Hände weg von der Ritterburg
    Mal davon abgesehen, dass Kinderzimmer heutzutage naturgemäß meist kleine Plastikwelten darstellen, ist bei uns im Rahmen dieser Aktion eine generelle Grundsanierung gefragt, die ich an einem meiner freien Vormittage in Angriff nehmen will.
    Samuel, Marlene und Leonard teilen sich mit wechselnder Besetzung zwei relativ große Zimmer, was einige Vorteile, aber ebenso einen entscheidenden Nachteil hat. Letzterer besteht darin, dass – egal, wen von den dreien ich auf das Chaos anspreche – prinzipiell immer »die anderen« dafür verantwortlich gemacht werden. Die wiederum sind der Meinung, dass nicht sie die Urheber der Unordnung seien, und so wird die Verantwortung meist so lange hin und her geschoben, bis sich schließlich alle drei durch ein elterliches Machtwort – von den Kindern meist Erpressung genannt – zum gemeinsamen Aufräumen genötigt fühlen. Danach sieht es in den Kinderzimmern ungefähr für einen Tag einigermaßen ordentlich aus, bevor das ganze Spiel von vorne beginnt.
    Ein entscheidender Grund für diesen fast aussichtslosen Kampf gegen das ständig wiederkehrende Chaos ist schlicht und einfach die Menge der Spielsachen. Trotz aller guten Vorsätze, sich diesbezüglich eine gewisse Selbstbeschränkung aufzuerlegen, findet sich in beiden Kinderzimmern so ziemlich alles, was der Markt in den letzten Jahren hergab. Das Einzige, was ich konsequent und erfolgreich

Weitere Kostenlose Bücher