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Plastikfreie Zone

Plastikfreie Zone

Titel: Plastikfreie Zone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Krautwaschl
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zahlreicher scherzhaft gemeinter Vorschläge ergibt sich insgesamt keine schlechte Ausbeute, und das lässt mich für den geplanten Gedankenaustausch via Weblog hoffen.
    Der Höhepunkt des Abends jedoch steht noch aus: die Geschenkübergabe von Sonja und Gerhard. Weil die beiden erst recht spät eintreffen, sind Werner Boote und Thomas Bogner bereits aufgebrochen. Zu meiner Erleichterung, weil ich Unrat wittere, zu Sonjas Enttäuschung dagegen, die sich auf ein großes Spektakel mit Film gefreut hat.
    Was die beiden schließlich anschleppen, ist in der Tat unglaublich. Was heißt hier schleppen? Vor unserem Eingangsbereich haben sie zwei ausrangierte Nachtkästchen, verschiedene Behälter aus Glas, eine alte Alubox von der Art, wie Gerhard sie mir geborgt hat, einen Uraltnachttopf aus Emaille samt Holzdeckel und andere große und kleine Überraschungen aufgetürmt. Vieles davon stammt aus dem Nachlass von Peters Großvater und anderer Verwandter oder gehört zu Altlasten aus früheren Mietverhältnissen. Jedenfalls haben Sonja und Gerhard all diese Dinge auf dem Dachboden gefunden. Eine wirklich kluge Idee, uns das alles zu vermachen, denn damit schlagen sie zwei Fliegen auf einen Streich: Zum einen ist der Dachboden entrümpelt, zum anderen erfüllen sie meinen Geburtstagswunsch nach alten, plastikfreien Sachen mehr als reichlich. Und das allgemeine Bedürfnis nach Spaß ebenso. Mir hat es besonders der Nachttopf angetan, der einen perfekten Abfalleimer für das WC abgeben wird, der uns bislang ebenfalls noch fehlte.
    Alles in allem werte ich die Geburtstagsparty als vollen Erfolg, privat ebenso wie hinsichtlich unseres nunmehr gestarteten Projekts, und ich sehe dem ersten Weblog Kein Heim für Plastik gespannt entgegen.
    Schweineborsten made in Germany
    Ständig schauen wir in der Folgezeit nach, ob sich was auf der Website tut. Zunächst ist nichts zu sehen außer den Filmsequenzen über unsere gigantische Entrümpelungsaktion und die Geburtstagsfeier sowie einer Beschreibung unseres Experiments samt zugrunde liegender Idee und angestrebten Zielen. Doch schon einen Tag später entdecke ich die ersten Kommentare.
    Gerry: Ich find das super, dass sich eine Familie dazu bereit erklärt, ohne Plastik leben zu wollen. Bin gespannt, was so in den nächsten Wochen passieren wird. Bin sehr skeptisch, ob dieses Experiment ohne Spannungen innerhalb der Familie laufen wird. Aber man wird ja sehen. Wünsche viel Erfolg dabei.
    Eddi: Super Idee – aber welche Alternativen gibt es zu Zahnbürste, Zahnpasta und Co. Und beim Essen ist ja auch schon fast alles in Plastik verschweißt!?
    Robert: Eben deswegen bin ich ja gespannt, wie die das machen! Zähneputzen mit Weidenstöcken?
    Um Himmels willen, die Zahnbürsten! Höchste Zeit, mich wieder darum zu kümmern. Zwar habe ich bei meinen Internetrecherchen Holzzahnbürsten entdeckt, die man in Deutschland bestellen kann, doch bin ich bislang nicht dazu gekommen, die Sache weiterzuverfolgen. Das würde ich unbedingt nachholen müssen, denn ich kann ja schlecht über Dinge berichten, die ich gar nicht ausprobiert habe.
    Als die Zahnbürsten einige Tage später geliefert werden, erlebe ich leider eine ganz und gar nicht plastikfreie Überraschung! Die Bürsten selbst sind zwar eindeutig »sauber« – der Griff aus Holz, die Bürste aus hochgereinigten Schweineborsten –, aber jede einzelne steckt in einer Plastikhülle. Und nicht nur das! Sie sind zusätzlich mit Plastik verpackt, als handle es sich um zerbrechliche Gegenstände.
    Ich bin fassungslos: Wovor bitte muss eine robuste hölzerne Zahnbürste beim Transport geschützt werden? Wie schon des Öfteren in den letzten Wochen wird mir wieder einmal deutlich bewusst, dass man bei allem Bemühen um einen ökologisch vernünftigen Lebensstil ständig Gefahr läuft, in die Absurdität abzugleiten. Holzzahnbürsten, die extra aus Deutschland angeliefert werden, in Plastik verpackt und überdies mit einer Extraportion Plastikmüll garniert sind: Das ist zumindest in puncto Müllvermeidung ein ziemlicher Reinfall. Da fragt man sich wirklich, ob das noch durch gesundheitliche Bedenken in Bezug auf Plastikzahnbürsten, wie ich sie habe, zu rechtfertigen ist.
    Immerhin zeigt sich meine Familie auf Anhieb begeistert von den neuen Zahnbürsten – alle zunächst und insbesondere Marlene, die sofort einen Versuch starten will. Wohlweislich verschweige ich meiner kleinen Vegetarierin, woraus die Borsten bestehen. Also nehmen wir Aufstellung

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