Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Plastikfreie Zone

Plastikfreie Zone

Titel: Plastikfreie Zone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Krautwaschl
Vom Netzwerk:
zum gemeinschaftlichen Zähneputzen, und hier scheiden sich dann die Geister.
    Marlene, obwohl sie das Gesicht im ersten Moment ein wenig verzieht, kann sich mit dem neuen Putzgefühl anfreunden: Es sei eigentlich »ganz normal«, erklärt sie, nur »ein bisschen anders«. Ich muss lachen, doch als ich die Zahnbürste selbst probiere, kann ich Marlenes merkwürdig widersprüchliche Aussage durchaus bestätigen. Im Grunde fühlen sich die Borsten nicht wesentlich anders an, das rauere Holz ist es vermutlich, was den Unterschied ausmacht. Jedenfalls kommen die Zahnbürsten bei den Frauen der Familie gar nicht so schlecht an.
    Heikler sieht die Sache bei den Männern aus. Peter beklagt sich gleich beim ersten Putzen, das Holz reize seine empfindliche Mundschleimhaut so sehr, dass bestimmt wunde Stellen entstünden. Samuel und Leonard sind zwar von dem neuen Zahnputzwerkzeug ebenfalls nicht sonderlich begeistert – ohne Angabe von näheren Gründen –, signalisieren aber immerhin Bereitschaft, es eine Zeit lang damit zu probieren. Die Kinder und ich halten durch, während Peter mir seine Bürste nach einigen Tagen schweigend überreicht, damit ich sie künftig zum Schuheputzen verwenden kann. Ein kurzer Spaß für 5 Euro!
    Wenig später stoße ich auf eine österreichische Firma, die ebenfalls solche Zahnbürsten herstellt und vertreibt. Um nicht wieder ein blaues Plastikwunder zu erleben, rufe ich dort an und frage nach den Verpackungsmodalitäten. Die Firmeninhaberin, mit der ich mein Anliegen bespreche, zeigt sofort Verständnis und versichert mir, sie werde die Zahnbürsten in Papierversandtaschen und ohne zusätzliche Plastikumhüllungen verschicken. Wir unterhalten uns noch eine Weile recht angeregt, und am Ende des Gesprächs bestelle ich gleich zehn Stück, mit denen ich in nächster Zeit mehrere meiner Freundinnen beglücken werde – mit dem Hintergedanken, auf diese Weise den Bekanntheitsgrad der alternativen Zahnputzgeräte zu steigern.
    Auch in einem anderen Bereich unseres Einkaufsexperiments erfolgte etwa zu dieser Zeit ein entscheidender Durchbruch: Taschentücher. Wieder kam der Hinweis von Sabine. Nachdem sie uns bereits die Einmalpapierhandtücher als Toilettenpapierersatz »vermittelt« hat, vermeldete sie jetzt eine neue Entdeckung. Beim Drogeriemarkt DM gebe es eine offenbar neue Sorte von Taschentüchern, bei denen nichts aus Plastik sei, nicht einmal die Verschlusslasche der Kartonbox.
    So langsam begann ich zu glauben, dass eine höhere Macht unser Experiment begünstigte. Sabine schien meine Gedanken zu erraten: »Hast du irgendwelche Beziehungen spielen lassen, oder ist das wirklich nur Zufall, das gerade jetzt diese Taschentücher auf den Markt kommen?«
    Ich zuckte mit den Schultern. Manchmal gibt es halt einfach glückliche Fügungen.
    Es folgte gleich die nächste Offenbarung, denn meine unermüdliche Freundin glaubte außerdem eine Lösung für das Geschirrspülproblem gefunden zu haben, und zwar in Form von Tabs, die in wasserlöslicher Folie angeboten würden, ebenfalls bei DM. Zwar war ich skeptisch, was das mit der Folie auf sich haben mochte und ob die nicht aus dem gleichen Grundmaterial bestand wie anderes Plastik, aber anschauen wollte ich mir die Sache, denn es musste eine Lösung her. Das Abwaschen mit der Hand gestaltete sich nämlich zunehmend mühsam und beeinträchtigte meine Laune gewaltig, zumal Peter sich nicht mehr an seine vollmundigen Versprechungen erinnerte, dass es ihm nichts ausmachen würde, den Geschirrspüler stillzulegen.
    Ständig führten wir Diskussionen und hatten beide das subjektive Gefühl, öfter und gründlicher abzuwaschen als der/die jeweils andere. Und wenn dann noch die Kinder ins Spiel kamen, die sich bei jeder Gelegenheit um den Abwasch drückten, stellte ich mir sehr wohl die Frage, ob es das alles wert sei. Mehr und mehr holte uns die Realität ein und bereitete uns auf die Notwendigkeit weiterer Kompromisse vor. Etwa beim Staubsauger, wo die Situation zwar nicht ganz so konfliktträchtig war, aber die Kehrvariante, das ließ sich absehen, würde langfristig nicht durchzusetzen sein, zumindest nicht ausschließlich.
    Die von Sabine empfohlenen Tabs erwiesen sich übrigens leider als Niete. Nachdem ich bei meinem nächsten Besuch im DM-Markt auf der Packung vergeblich nach Informationen zur Zusammensetzung der Folie gesucht hatte, rief ich die Telefonnummer des Kundenservice an und erfuhr nach mehreren Warteschleifen, dass es sich um

Weitere Kostenlose Bücher