Plastikfreie Zone
sogenannten Polyvenylalkohol handle, einen wasserlöslichen Kunststoff also. Damit zerplatzte meine Hoffnung, die Folie könnte aus irgendeinem Biokunststoff und damit aus nachwachsendem Material bestehen, wie eine Seifenblase. Falls ich meinen Geschirrspüler wieder in Betrieb nehmen wollte, würde ich wohl auf das Pulver aus dem Biosupermarkt zurückgreifen müssen. Da befindet sich zumindest nur eine einzige Plastikhülle im Karton.
Spannender Medienrummel
Auch die mediale »Vermarktung« unseres Experiments ging voran. Kurz vor dem ersten Adventssonntag besuchte uns die Mitarbeiterin jener überregionalen Tageszeitung, die Peter anfangs nicht gerne dabeihaben wollte. Doch die Journalistin vermittelte mir nicht nur einen kompetenten, sondern auch engagierten Eindruck, und zudem vertraute ich Werner Bootes positiver Einschätzung. Während der Adventszeit und kurz nach Weihnachten sollten insgesamt drei Berichte über unser Experiment und seinen Verlauf in der farbigen Sonntagsbeilage erscheinen. Das Interview war sehr anregend, und es machte mir Spaß, unsere Idee von Grund auf zu erklären.
Anstrengender fand ich es da schon, den extra angereisten Fotografen zufriedenzustellen. Es war mir nahezu unmöglich, freundlich in eine Kamera zu lächeln, während ich den Käse aus unserer neuen Edelstahlbox hole oder mir mit der Holzzahnbürste die Zähne putze. Diesen Part übernahm zum Glück Marlene, die völlig ungehemmt wirkte und es tatsächlich schaffte, mit einem Mund voller Schaum noch immer hübsch auszusehen und für den Fotografen nett zu lächeln.
Als »Belohnung« für den ganzen Aufwand überreichte mir Werner Boote, der vorsichtshalber mit dem Team angereist war, endlich die Überraschung, die er mir bei meiner Geburtstagsfeier als Ersatz für die hässliche blaue Kunststoffleselampe versprochen hatte. Ein wunderschönes, exklusives Modell einer Wiener Firma aus Edelstahl mit einem hellgrauen Leinenschirm, kunststofffrei bis auf Kabel und Stecker, das mir mein allabendliches Lesevergnügen endlich wieder sicherte.
Da die Berichte in der Vorweihnachtszeit erscheinen sollten, kam vorzeitig auch ein Adventskranz zum Einsatz, um den Fotos eine entsprechende Stimmung zu verleihen. Nach rund zweieinhalb Stunden war es geschafft, und die Presseleute einschließlich Werner verabschiedeten sich – nicht ohne dass ich der Journalistin das Versprechen abgenommen hätte, ihren Bericht nicht allzu übertrieben oder reißerisch zu gestalten.
Als am ersten Advent Bericht Nummer eins in der Sonntagsbeilage erschien, stürzten wir uns alle gespannt darauf, und vor allem Leonard war hellauf begeistert, sein Bild in einer Zeitung zu sehen. Zu meiner großen Erleichterung fand ich den Artikel im Großen und Ganzen sehr treffend. »Sechs Wochen ohne Plastik« lautete die Überschrift, was zwar nicht ganz zutraf, in der Folge jedoch relativiert wurde, sodass unser Experiment letztlich recht authentisch rüberkam – von ein paar kleinen Ungenauigkeiten und Verkürzungen abgesehen, die allerdings nicht weiter tragisch waren.
»Siehst du, sie hat ihr Versprechen gehalten«, sagte ich zu Peter, doch der blieb skeptisch.
»Na ja, warten wir mal ab, wie die anderen beiden Berichte ausfallen …«, antwortete er, aber ich sah ihm an, dass er mit dem Ergebnis unseres ersten Interviews ebenfalls ganz zufrieden war.
Am nächsten Tag berichteten uns Samuel und Marlene bei der Heimkehr von der Schule ganz aufgeregt, dass eine ganze Reihe von Mitschülerinnen und Mitschülern den Bericht gelesen hätten und das alles toll fänden. Nicht nur weil wir in der Zeitung waren, sondern auch unser Experiment betreffend. Lediglich in Leonards Klasse war unsere Medienpräsenz kein Thema, was er sich selbst damit erklärte, dass die meisten Zweitklässler halt noch keine Zeitung lesen.
Das war erst der Anfang, denn als Nächstes folgten Drehtermine mit zwei österreichischen Fernsehsendern. Inzwischen fühlte ich mich viel sicherer als noch bei dem Zeitungsinterview. Während ich damals vor allem daran dachte, was alles schiefgehen könnte, begriff ich das Interesse der Medien zunehmend als große Chance – und es machte mir außerdem langsam Spaß, vor der Kamera zu stehen und von unserem Experiment zu erzählen. Auch die Kinder und selbst Peter fanden Gefallen an der Sache.
Als dann nach der Ausstrahlung der Reportagen viele wirklich positive Rückmeldungen eintrafen, war ich vollends begeistert. Zu sehen, wie viele Leute sich dafür
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