Plastikfreie Zone
Skihütte und trotz einer skeptischen Grundhaltung eine sehr wichtige Erkenntnis daraus gezogen: Wenn wir alle »nur« 50 Prozent reduzieren würden, wie anders könnte es auf der Welt aussehen?
Der Ausklang unseres Hüttenurlaubs gestaltete sich übrigens komplikationslos. Die Lebensmittelvorräte waren mehr als ausreichend, sodass wir sogar noch einiges Essbare mit ins Tal zurücknahmen. Lediglich Sonjas eiserne Käsenotration musste am vorletzten Tag noch dran glauben, wofür vermutlich allerdings eher Schwangerschaftsgelüste als echte Verknappung verantwortlich waren.
Sogar das Trinkwasser reichte. Und da die Behälter nach einer Woche fast leer waren, gestaltete sich der von Gerhard in seinem Kommentar beklagte mühselige Transport diesmal für die Männer zum Glück einigermaßen schmerzfrei.
III. Wir machen weiter
Zwischenbilanz zum Jahreswechsel
Nachdem die ersten Wochen des Experiments vorüber sind und ein neues Jahr angebrochen ist, in dem wir weitermachen wollen, scheint es an der Zeit, eine persönliche Bilanz zu ziehen. Was haben wir erreicht und was nicht? Was erwarten wir uns für 2010?
Besonders erfreulich für mich ist, dass wir es an den wirklich wichtigen Stellen tatsächlich geschafft haben, Plastikverpackungen fast auf null zu reduzieren. Das betrifft vor allem die Bereiche Ernährung, Körperpflege, Waschen und Putzen, wo Plastik einerseits aus gesundheitlichen Erwägungen, andererseits wegen des anfallenden Mülls aus meiner Sicht inakzeptabel ist. Bestimmte Produkte kommen bei uns einfach nicht mehr vor wie etwa WC-Steine, fast alle herkömmlichen Putzmittel, Küchenrollen, Abschminkpads, Abwaschtücher und noch viele andere Produkte und Gebrauchsartikel, die sich in unserem Alltag mittlerweile als überflüssig erwiesen haben beziehungsweise durch einfache, günstige und umweltschonende Alternativen ersetzt worden sind.
Mein primäres Anliegen und Ausgangspunkt unseres Experiments, den Plastikmüll in unserem Haushalt so weit wie möglich zu minimieren, wurde mehr als erfüllt. Der Plastikmüll der letzten beiden Monate bestand im Wesentlichen aus einigen Verpackungen von Mitbringseln und Geschenken, Postsendungen und ein paar Altbeständen und fand in einem kleinem Säckchen Platz – wenn man den Inhalt zusammenpresste, war es nicht einmal halb voll. Gleiches gilt für Altmetall und sogar für Altglas, weil wir mittlerweile viel häufiger Pfandflaschen und -gläser verwenden als früher. Und auch Altpapier fällt sicher nicht mehr an, weil wir zum Beispiel Papiersackerl zum Abfüllen von Getreide, Trockenfrüchten und Gewürzen so oft wie möglich wiederverwenden.
Ganz nebenbei hat uns die Suche nach plastikfreien Alternativen bisher unglaublich viel Spaß gemacht, wozu sicher auch beitrug, dass sich viele unserer Freunde und Bekannten mit großem Eifer daran beteiligten. Und natürlich unsere Kinder, die ihre bereinigten Zimmer sehr genießen, wenngleich die Ritterburg inzwischen wieder im Haus steht. Für mich war und ist das ganze Projekt so gesehen zugleich ein kreativer Akt, der in vielen Bereichen unsere Fantasie und unser Improvisationstalent sehr beflügelte. Was mich wiederum hoffen lässt, dass wir noch nicht den Endpunkt erreicht haben.
Besonders froh bin ich darüber, dass wir bei aller Leidenschaft für unser Experiment nicht begonnen haben, Kunststoff gänzlich zu verteufeln, wodurch wir uns vermutlich in eine Außenseiterrolle manövriert hätten. Wir überlegen und entscheiden zwar viel kritischer, wo wir solche Produkte verwenden wollen und wo nicht, aber trotz des medialen Interesses ist es zumindest bislang nicht dazu gekommen, dass unser Experiment »radikalisiert« wurde.
Was die für viele Menschen entscheidende Frage nach den finanziellen Auswirkungen betrifft, so kann ich nicht mit genauen Zahlen aufwarten. Da mich die jährliche Erstellung meiner Steuererklärung schon über Gebühr fordert, habe ich auf eine detaillierte Auflistung unserer Ausgaben verzichtet. Allerdings denke ich nicht, dass der plastikfreie Einkaufsstil unser Budget belastet. Die Tatsache, dass heuer am Jahresende sogar mehr auf dem Konto übrig war als sonst und unsere Ersparnisse ebenfalls unangetastet blieben, bestätigt mir diese Vermutung, weshalb ich diese Form des Einkaufens getrost weiterempfehlen kann. Allerdings, das muss man wissen, liegt das Einsparungspotenzial nicht im Bereich Lebensmittel, sondern eher darin, sich generell und vor allem bei Wasch- und Putzmitteln sowie
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