Plastikfreie Zone
bei Kosmetika ein reduziertes Einkaufsverhalten zuzulegen.
Für uns jedenfalls gibt es kein Zurück mehr.
In den Wochen nach den Weihnachtsferien kehrte zunächst einmal Ruhe ein, und ich bemerkte erstmals seit Beginn unseres Experiments, dass mein Bedürfnis nach Aktivitäten und Kommunikation etwas nachzulassen begann. Dafür hatten wir jetzt mehr Zeit, unsere neu gewonnenen Erkenntnisse in aller Ruhe im Alltag zu etablieren. Ich berichtete zwar auf dem Weblog weiter über unsere Erlebnisse, doch nachdem der erste und offizielle Teil unseres Experiments mehr als geglückt war, sah ich dem weiteren Verlauf ziemlich entspannt entgegen, denn es mussten keine Beweise mehr angetreten werden. Höchstens ging es noch um Verfeinerungen und Optimierungen.
Speziell erwartete ich mir einen Fortschritt in einigen Plastikproblemzonen wie zum Beispiel der Tatsache, dass oft gerade Bio- oder Fair-Trade-Produkte in Plastik verpackt sind und beschloss, mich zudem mehr mit Themen zu beschäftigen, die im Zusammenhang mit Kunststoff regelmäßig auftauchen und mir gezeigt haben, dass dem Plastikvermeiden nicht immer und überall oberste Priorität zukommt.
In vielen Bereichen müssen unterschiedliche gesundheitliche Aspekte gegeneinander abgewägt werden, und auch was die Problematik der Müllvermeidung und Ressourcenschonung allgemein anbelangt, ist es sicher nicht in jedem Fall sinnvoll, Plastik einfach durch ein anderes Verpackungsmaterial zu ersetzen. Jedenfalls habe ich festgestellt, dass man, sobald man sich mit einem Problem zu beschäftigen beginnt, laufend auf weitere stößt.
Wie so etwas aussieht, lässt sich gut am Beispiel meines Feindbilds Nummer eins verdeutlichen: den Reinigungsmitteln für den Geschirrspüler, die es scheinbar nirgendwo plastikfrei zu kaufen gibt. Was ich da im Verlauf meiner verzweifelten Suche alles zu hören bekam, spottet jeder Beschreibung.
Sie müssten aus hygienischen Gründen in Plastik verpackt werden, weil sie mit Geschirr für Lebensmittel in Berührung kämen. Oder: Sie seien so giftig, dass man die Haut besser vor einer direkten Berührung schütze. Hier stimmt doch etwas nicht! Warum muss giftiges Zeug hygienisch verpackt werden? Da sollte man sich besser überlegen, ob man es überhaupt im Haushalt einsetzt.
Eine Frage, die gleich eine neue aufwirft: Ob sich nicht auch aus dem Kunststoff des Geschirrspülers durch hohe Temperaturen und Feuchtigkeit für die Gesundheit schädliche Stoffe lösen. Es ist eine schier endlose Spirale, die sich ganz ähnlich bei anderen Problemfeldern stellt – so auch bei Bisphenol-A-Schnullern, wo die Plastikmüllfrage sicher gegenüber erwiesenen gesundheitlichen Schäden die geringere Sorge darstellt. Und jedes Mal ist die eigene Entscheidung gefragt, ob man ein Risiko um jeden Preis meiden will oder es gegen die Vorteile abwägt, die mit Nutzung oder Gebrauch eines Gegenstands verbunden sind.
Ich habe mich für den Geschirrspüler entschieden, zum Glück jedoch mittlerweile eine Firma gefunden, die Geschirrspülmittel aus Altspeiseöl herstellt und die Verpackung (5-, 10- oder 25-Kilo-Plastikkübel) wieder zurücknimmt, um sie neu zu befüllen. Ein Kompromiss, zu dem ich ohne Probleme stehen kann.
Egal, ob es um Gesundheit, Konsum, Hygiene, Energieverbrauch, Ernährung oder Mobilität geht – bei genauem Hinsehen stellt sich nicht nur die Frage nach der Bedeutung – und Gefahr – von Plastik, sondern auch immer und überall nach dem »richtigen« Lebensstil und den wirklich sinnvollen Alternativen. Das viel strapazierte Wort Nachhaltigkeit spare ich in diesem Zusammenhang bewusst aus, weil es mir um eine rein subjektive Einschätzung von »richtig« oder »gut« geht. Meine ganz persönliche Theorie dazu lautet, dass sich das Leben einfach besser anfühlt, wenn man sich und anderen durch die eigene Art zu leben weniger Schaden zufügt. Oder, um es positiv, wenngleich ein wenig pathetisch zu formulieren: Wenn man es schafft, im Einklang mit der Natur und anderen Menschen zu leben, fühlt es sich einfach richtig an.
Das neue Jahr, so mein Fazit, soll also nicht mehr hauptsächlich der Suche nach plastikfreien Alternativen gelten, sondern verstärkt der Auseinandersetzung mit komplexen Themen gewidmet sein, in denen Kunststoffe eben nur einen Teil des Problems oder manchmal vielleicht auch einen Teil der Lösung darstellen. Und wie es meinem Naturell entspricht, möchte ich da ganz praktisch herangehen, sodass es für möglichst viele
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