Plastikfreie Zone
hervorragende Waschwirkung. Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass alle flüssigen Mittel in 5-Liter-Kanistern erhältlich sind, die zwar aus Plastik bestehen, aber zurückgenommen, gereinigt und anschließend wieder befüllt werden. Ein echtes Mehrwegsystem also!
Bei meinem ersten Telefongespräch mit der Firmeninhaberin erfuhr ich schließlich zudem, dass der hauseigene Allzweckreiniger sogar als Duschbad und Shampoo verwendet werden kann und damit tatsächlich ein wirklicher Allzweckreiniger ist. Hier scheint sich eine Universallösung für verschiedene Probleme aufzutun. Auch vom Geschirrspülmittel dieser Firma habe ich gleich einen 5-Liter-Kanister besorgt, und da ich zudem keine Schwammtücher aus Kunstfaser mehr verwende, sondern alte Waschlappen oder kompostierbare Zellulosetücher, fällt durch den Abwasch nun so gut wie kein Müll mehr an.
Was unser Putzmitteldepot angeht, stehen wir eigentlich nur noch vor dem Problem, was mit den Altbeständen geschieht, die wir zu Beginn unseres Experiments in den Stall geräumt haben. Nach Ablauf der ursprünglich vereinbarten Zeit schien es uns nicht sinnvoll, sie einfach zu entsorgen, doch langsam werde ich unsicher, ob wir sie wirklich noch einmal benutzen sollen. Zwischenzeitlich ist nämlich meine Skepsis gegenüber diesen Mitteln deutlich gewachsen, weil ich angefangen habe, die Angaben über die Inhaltsstoffe genau zu lesen und im Internet zu recherchieren. Dabei ist mir bereits mehrfach der schon in anderem Zusammenhang geäußerte Verdacht gekommen, die Plastikverpackung könnte sogar der harmloseste Teil des Problems sein.
Obwohl sich der Verbrauch an solchen Mitteln in unserer Familie generell seit jeher ebenso in überschaubaren Grenzen hielt wie die Freude am Putzen, haben wir gerade im Sanitärbereich immer wieder relativ »scharfe« Mittel verwendet, womit ich speziell stark riechende und meist auch als ätzend deklarierte meine. Irgendwie assoziierte ich damit gewisse Kindheitserinnerungen von keimfreier Sauberkeit, wie sie in Werbesendungen immer propagiert wurde und wird. Das ist zwar nach heutigem Wissensstand eher gesundheitlich bedenklich als nützlich, aber damals hat es mich genauso beeindruckt wie die blütenweiß im Sommerwind flatternde Wäsche, und ich redete ständig auf meine Mutter ein, dieses spezielle Waschmittel auch für unsere Tischtücher und Kleidungsstücke zu kaufen.
Die letzten Reste dieses naiven Kinderglaubens hielten sich bei mir recht hartnäckig, denn es gelang mir relativ lange nicht, mich dem berühmten Vorher-nachher-Effekt zu entziehen. In den letzten Jahren habe ich allerdings festgestellt, dass gerade dieser scharfe, absolute Sauberkeit verheißende Geruch bei mir zunehmend Kopfschmerzen und Hustenreiz auslöste, was schließlich zu einem gewissen Umdenken führte.
Obwohl es mir als durchschnittlicher Konsumentin mit eher unterdurchschnittlichen chemischen Kenntnissen nicht möglich war und ist, die Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit diverser Mittel allein anhand der Inhaltsstoffe zu überprüfen, setzte ich bereits vor Beginn des Experiments vermehrt auf milde, biologisch abbaubare Produkte, was ein besseres Gefühl beim Einkaufen mit sich brachte, unseren Putzeifer jedoch nicht sonderlich beeinflusste und hinsichtlich einer Plastikvermeidung sowieso prinzipiell keine Alternative darstellte.
Inzwischen haben wir unsere Putzmittel drastisch reduziert. Wo früher WC-Reiniger, Kalklöser, Allzweckreiniger, Glasreiniger und Co. in vielen bunten Plastikflaschen standen, gibt es jetzt nur mehr eine Flasche Tafelessig und einen Karton mit Zitronensäure in Pulverform. Beide Mittel eignen sich hervorragend zur Kalklösung, wobei ich die Zitronensäure in erster Linie als WC-Reiniger benutze und mit dem Essig die empfindlicheren Flächen reinige. Beides funktioniert hervorragend und kommt dazu bedeutend günstiger als herkömmliche Mittel. Und die hygienischen Zustände in unserem Badezimmer haben sich meiner Meinung nach dadurch keineswegs verschlechtert. So wollte meine Freundin Sonja vor Kurzem wissen, womit ich die Glastür unserer Dusche so glänzend rein bekommen hätte. Nach solchen »Putzgeheimnissen« wurde ich früher nie gefragt.
Sogar Fenster werden zu meiner großen Freude mit Essig oder verdünnter Zitronensäure sauber. Jetzt muss ich mir auch nicht mehr nachsagen lassen, mein Kopfweh beim Fensterputzen habe wohl mehr mit der ungeliebten Tätigkeit als mit dem Geruch des Glasreinigers zu tun.
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