Plastikfreie Zone
Stifte fast vollständig aufbrauchen, was in Hinblick darauf, dass wir in Zukunft eher Hochwertiges kaufen wollen, natürlich sehr sinnvoll wäre. In der Regel schmeißt man sonst etwa ein Drittel weg. Da rentiert es sich durchaus, für etwa 2 Euro einen solchen Stiftverlängerer anzuschaffen.
Dass es auch nachfüllbare Klebstoffe gibt, war uns ebenfalls neu. Wir erfuhren, dass bei der Verwendung von normalen Klebestiften annähernd gleich viel Plastikmüll anfällt, wie Klebermasse verbraucht wird! Ganz zu schweigen von den Kosten, die bei der nicht nachfüllbaren Variante achtmal höher sind. Sogar eine Rechnung über versteckte Energie in Klebstoffverpackungen wird da angestellt: Mit der Energie, die im Kunststoffabfall von Klebestiften steckt, wobei ein Verbrauch von zwei Klebestiften pro Schuljahr und Kind angenommen wurde, könnten 225 Dreipersonenhaushalte mit durchschnittlichem österreichischem Verbrauch ein Jahr lang mit Strom versorgt werden. Es war eine wirklich erschütternde Erkenntnis, wie gedankenlos wir bisher mit solchen Dingen umgegangen sind. Ich beschloss, diese Information an Leonards Volksschullehrerin weiterzugeben, damit sie vielleicht einen Großkanister Klebstoff mit der entsprechenden Anzahl an Nachfüllflaschen für die ganze Klasse bestellt.
In einem anderen Kapitel der Broschüre geht es um die besonders umwelt- und gesundheitsgefährdenden Eigenschaften von PVC (Polyvinylchlorid), speziell von PVC-Radiergummis. Warum hatte ich solche Informationen bisher nicht bekommen? Oder besser gesagt, warum hatte ich sie bisher nicht wahrgenommen? Und anderen ergeht es vermutlich ebenso. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, dass irgendjemand aus unserem recht großen Freundes- und Bekanntenkreis sich jemals über die Schädlichkeit von PVC in Schulartikeln oder über die Geld- und Energieverschwendung durch Klebstoffverpackungen geäußert hätte. Höchste Zeit, daran etwas zu ändern und den Kauf solcher Produkte zu verweigern.
Auf unserer privaten Einkaufsliste für den Schulbedarf standen schließlich folgende Posten: drei Konverter, drei Naturkautschukradiergummis, ein Stiftverlängerer, ein Metallspitzer, sieben einzelne unlackierte Farbstifte, ein Tintenfass sowie Wachsmalkreiden mit Papiermanschette und vier Heftumschläge aus Papier. Letztere für Marlene, da ihre Englischlehrerin darauf bestanden hat, dass Hefte und Bücher eingebunden werden. Eigentlich dachten wir, als wir die Plastikfolien abschafften, dass sich Umschläge im Sinne der Ressourcenschonung überhaupt erübrigen würden, aber in diesem speziellen Fall mussten wir wieder mal einen Kompromiss schließen.
Das Telefonat, das ich am nächsten Tag mit Leonards Lehrerin führte, verlief sehr positiv. Sie möchte das Thema Müllvermeidung ohnehin mit den Kindern behandeln und bat mich, den Kanister und die Nachfüllflaschen für die ganze Klasse zu besorgen. Das wiederum brachte mich auf die Idee, direkt bei der Klebstofffirma anzufragen, ob es möglich wäre, diesen ersten Kanister zu sponsern. Im Gegenzug wollte ich der Firma anbieten, auf dem Weblog zu werben. Müsste doch funktionieren, dachte ich mir. Denn warum sollte man in der Firmenzentrale kein Interesse an dieser Art der Verbreitung haben?
Nachdem ich circa fünfmal verbunden wurde, hatte ich endlich die zuständige Dame am Apparat. Sie hörte sich mein Anliegen an, danach herrschte Stille. Anscheinend verschlug mein ungewöhnlicher Wunsch ihr zumindest kurzfristig die Sprache. Schließlich sagte sie: »Nein, so was machen wir nicht«, und beendete das Gespräch ohne weitere Erklärungen.
Peter, dem ich am Abend entrüstet diese Geschichte erzählte, fand die Reaktion allerdings gar nicht verwunderlich. »Was hast du eigentlich erwartet? Die haben gar kein Interesse, diese Großpackungen im großen Stil zu bewerben. Schließlich verdienen sie an den kleinen Tuben viel besser.«
»Die dürften an den Großpackungen noch genug verdienen, sonst würden sie die ja nicht anbieten!«
»Du bist halt zurzeit ziemlich idealistisch unterwegs. Du musst ja nicht gleich die ganze Idee fallen lassen, nur weil die Firma den Klebstoff nicht sponsert. Die Eltern werden kaum etwas dagegen haben, einen Kanister für die Klasse zu kaufen.«
Mag sein, doch mit dieser Firma nicht. Bei meinen Internetrecherchen fand ich schließlich einen anderen Anbieter, der zudem um einiges günstiger ist als der bekanntere Wiener Hersteller. Weil Leonards Lehrerin dem preiswerteren Kleber
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