Plastikfreie Zone
Versand. Alle Hefte und Papierwaren dieses Anbieters sind aus Recyclingpapier und preislich sogar günstiger als beim Schreibwarendiscounter. Aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen mit Versandhäusern rechnete ich zwar kompromissbereit damit, dass sich in der Verpackung diverse Plastikhüllen verstecken würden, doch wurde ich ausnahmsweise einmal positiv überrascht. Ein zusätzliches Plus für die neue Einkaufsvariante.
Was die Ausstattung aller drei Kinder mit Schulpatschen (Hausschuhen) sowie Hallen- und Laufschuhen für den Turnunterricht und Fußballschuhen für den Verein anbelangt, kenne ich leider bisher keine wirklich befriedigende Lösung. So weit möglich werden diese Schuhe natürlich unter den Geschwistern weitergegeben, und ich tausche überdies ständig mit Nicole, aber nichtsdestotrotz muss jedes Jahr einiges neu angeschafft werden.
In diesem Bereich allerdings nach Plastikfreiheit zu fragen ist absurd. Die meisten Sportschuhe für Kinder bestehen sowieso vollständig aus Kunststoff – Ledervarianten gibt es nur vereinzelt und zu horrenden Preisen, die ich maximal für Schuhe auszugeben bereit wäre, die täglich getragen werden. Bleibt eigentlich nur, um zumindest nicht allzu viel neue Kunststoffprodukte anzuschaffen, den Tauschhandel weiter zu intensivieren und notfalls zusätzlich ein paar Secondhandshops abzuklappern. Diese Strategie wenden wir inzwischen übrigens in vielen anderen Bereichen an, wo sich Plastik nicht vermeiden lässt und wir nur versuchen können, unseren Umgang damit zu verändern, indem wir möglichst auf gebrauchte Dinge zurückgreifen – egal, ob bei Kleidung, Schuhen, elektronischen Geräten oder Sportaurüstung.
Diesmal gelang es mir jedenfalls, bis auf ein Paar Fußballschuhe für Samuel und ein Paar Schulpatschen für Marlene den gesamten Schuhbedarf der Kinder im Freundeskreis aufzutreiben, und im Gegenzug gab ich sechs Paar Schuhe aus unserem Fundus weiter. Das Geld, das wir auf diese Weise sparten, können wir später für die Anschaffung neuer Winterschuhe gut brauchen.
Nicht lange nach Schulbeginn, Anfang Oktober, steht Samuels Geburtstag an. In diesem Jahr wünscht er sich ein Handy. Nun gut, in seinem Alter muss man damit rechnen, und überdies bemühen sich beide Omas seit Langem nach Kräften, meinen massiven Widerstand und Samuels Desinteresse zu durchbrechen. Jetzt aber scheint der Wunsch eindeutig von ihm selbst auszugehen. Meine anfängliche Taktik, einfach nicht darauf zu reagieren, scheitert daran, dass plötzlich die ganze Familie – bis auf Leonard, für den das Thema noch völlig uninteressant ist – beginnt, sich mit der Handyauswahl zu beschäftigen.
Und einfach ein Veto einlegen? Schwierig, denn unbemerkt und klammheimlich hat sich Peter auf Samuels Seite geschlagen. Und zwar mit einer Begründung, die ganz typisch ist für meinen Mann. Er argumentiert nämlich keineswegs damit, dass unser Sohn als Einziger in der Klasse noch kein Handy hat, sondern er behauptet, ich sei durch mein ausgiebiges Telefonieren ein so schlechtes Vorbild, dass ich Samuel ein eigenes Handy schwerlich weiterhin verweigern könne.
Er hat nicht ganz unrecht. Seit ich vor fünf Jahren ein eigenes Handy angeschafft habe, telefoniere ich viel mehr als früher – zu viel, wie er meint. Und durch unser Experiment hat sich die Menge der Telefonate zugegebenermaßen noch um einiges gesteigert. Obwohl ich weiß, dass Peter mich mit dieser Aussage ein wenig provozieren will, sehe ich mich doch genötigt, mich langsam mit dem Gedanken an ein Handy für Samuel anzufreunden.
Unser Ältester ist indes nicht untätig geblieben und hat auf eigene Faust im Internet recherchiert, um mir stolz ein Gerät aus Bioplastik zu präsentieren. Allerdings kostet das gute Stück über 200 Euro und wird von einer Umweltorganisation trotz Biomaterial nicht allzu gut bewertet. Für mich stellt sich außerdem immer noch die grundsätzliche Frage, ob ein Vierzehnjähriger wirklich ein Handy braucht.
Verschärft wird die Situation zusätzlich dadurch, dass mein eigenes Handy im Begriff ist, den Geist aufzugeben. Trotz mehrerer Reparaturversuche durch Peter, der sich bei solchen Dingen an und für sich sehr gut auskennt, fällt es ständig aus oder gibt den Ton nur so leise wieder, dass ich kaum ein Wort verstehe. Ich werde mich also wohl oder übel nach einem neuen Gerät umsehen oder wieder auf reinen Festnetzbetrieb umstellen müssen, was ich mir momentan allerdings nicht wirklich vorstellen
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