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Plastikfreie Zone

Plastikfreie Zone

Titel: Plastikfreie Zone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Krautwaschl
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auseinanderzusetzen, sehr oft zu ähnlichen Schlüssen kommen, auch wenn sie von ganz unterschiedlichen Standpunkten ausgehen.
    Mit freundlichen Grüßen
    Sandra Krautwaschl
    Von Seidenstrümpfen und dem Ende der Schnäppchenkäufe
    Im November 2010 soll Werner Boote in Berlin den Deutschen Umweltmedienpreis für Plastic Planet verliehen bekommen. Als besondere Überraschung für ihn werden Peter und ich ebenfalls eingeladen und beschließen, ihm bei der Preisübergabe ein ganz persönliches Geschenk zu übergeben. Einen Holzplaneten als Gegenstück zum Plastikplaneten. Die Idee kam mir, sobald ich von der geplanten Ehrung erfuhr, und als ich Peter davon erzählte, begannen seine Augen regelrecht zu funkeln. Noch am selben Tag machte er sich an die Umsetzung meines Vorschlags, änderte allerdings die reine Holzvariante ein wenig ab.
    Für mich wird durch diese Einladung seit Langem wieder einmal ein klassisches Frauenproblem akut: die Kleiderfrage oder besser gesagt die Strumpffrage. Bei Diskussionsveranstaltungen oder Vorträgen über unser Experiment musste ich immerhin einige Male Fragen über die stoffliche Zusammensetzung meiner Strümpfe beantworten, weshalb ich dazu übergegangen bin, bei solchen Veranstaltungen keine Röcke oder Kleider, sondern Hosen zu tragen. Doch für diesen speziellen Anlass würde ich gerne ein Kleid anziehen.
    Ich mache mich also – anfangs noch sehr zuversichtlich – auf die Suche nach Seidenstrümpfen und bin durchaus bereit, für diese außergewöhnliche Anschaffung tiefer in die Tasche zu greifen. Allerdings gestaltet sich die ganze Sache bei Weitem nicht so einfach, wie ich gedacht habe. Nachdem ich alle mir bekannten Unterwäsche- und Strumpfgeschäfte in Graz und Umgebung erfolglos abgeklappert und circa hundertmal erklärt habe, dass ich nicht bloß »seidige« Strümpfe suche, sondern welche aus echter Seide, beginne ich mich schön langsam innerlich auf einen Auftritt in Hosen einzurichten. Für eine Internetbestellung ist es inzwischen zu spät, und überhaupt konnte ich nur zwei Firmen in Deutschland finden, die Seidenstrümpfe vertreiben. Seidenstrumpfhosen sind bei einer Ökobekleidungsfirma im Angebot, gehören aber zu einer speziellen Produktlinie für Skiunterwäsche und sehen aus wie ein leicht durchsichtiger Strampler. Also in Kombination mit einem eleganten Kleid keine wirkliche Alternative!
    Erst ein Tipp, den ich während eines kurzen Aufenthalts in Wien bekomme, führt einige Tage vor der Preisverleihung schließlich zum Erfolg. In einem äußerst exklusiven Dessousgeschäft in der Wiener Innenstadt entdecke ich Seidenstrümpfe in drei verschiedenen Farben. Obwohl ich mir vorgenommen habe, nicht auf den Preis zu schauen, versetzt es mir doch einen kleinen Stich, als ich der Verkäuferin den durchaus beachtlichen Betrag von 60 Euro für die zwei hauchdünnen Beinkleider aus Seide aushändige.
    Vor einem Jahr hätte ich niemals so viel Geld für ein Paar Strümpfe ausgegeben. Doch sie sind das erste neue Kleidungsstück, das ich überhaupt seit Beginn unseres Experiments anschaffe. Eigentlich habe ich auch genug Klamotten in meinen Schubladen und Schränken, was nicht zuletzt damit zusammenhängt, dass ich eben lange Zeit eine unverbesserliche Schnäppchenjägerin war. Natürlich hängt meine veränderte Einstellung ebenfalls mit unserer neuen Lebensweise zusammen.
    Zum einen weil es außerhalb von Spezialgeschäften kaum Kleidung und schon gar keine Schuhe gibt, die nicht einen gewissen Kunststoffanteil aufweisen, wobei speziell Elastan allgegenwärtig ist. Zum anderen gelangte ich bei intensiverer Beschäftigung mit den Produktionsmethoden, egal welchen Materials, zu dem Schluss, dass auch konventionell erzeugte Baumwolle ohne Fair-Trade-Siegel eigentlich im wahrsten Sinne des Wortes untragbar ist.
    Hinzu kamen Berichte über Gifte in der Kleidung, nicht nur in Billigware wohlgemerkt. Unvergesslich ist mir in diesem Zusammenhang der Kommentar eines Chemikers, der das Kostüm eines bekannten Modedesigners analysiert hatte: »Chemisch betrachtet ist dieses Kleidungsstück Sondermüll.« Nicht dass ich bis zu diesem Moment Stammkundin bei diversen Modedesignern gewesen wäre, doch dämmerte mir, dass es um die günstigen Ausverkaufsangebote made in China, Indien oder Bangladesch, zu denen ich so gerne gegriffen habe, bestimmt nicht besser stand. Die Vorstellung, sie könnten mit Azofarbstoffen, Flammschutzmitteln, Schimmel- und Feuchtigkeitsschutz und Pestiziden

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