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Plastikfreie Zone

Plastikfreie Zone

Titel: Plastikfreie Zone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Krautwaschl
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Wermutstropfen des Abends war, dass sich das Desinteresse am Material meiner Kleidung auch auf meine absolut plastikfreien Strümpfe erstreckte.
    »Change bag – vom Kunststoff zum Echtstoff«
    Schon bald nach Beginn unseres Experiments habe ich mir immer wieder die Frage gestellt, wie es gelingen könnte, der Idee der Müllvermeidung speziell in unserer Region Auftrieb zu verleihen. Während wir aus Deutschland und der Schweiz, sogar aus Portugal und aus den USA durch unseren Blog zahlreiche positive Rückmeldungen erhielten, die mich vermuten ließen, dass anderswo in Sachen Müllvermeidung und Ressourcenschonung bereits einiges lief, fand ich die Resonanz in unserer unmittelbaren Umgebung, in unserer Gemeinde und den Nachbarorten eher unbefriedigend, wenn man von einigen sehr aktiven Freundinnen und ein paar Leuten absah, die uns im Fernsehen oder in der Zeitung gesehen hatten. Ich zerbrach mir immer wieder den Kopf, wie es gelingen könnte, auch in unserer Region mehr Menschen für dieses Thema zu interessieren.
    Im Oktober 2010 bekam dieses Anliegen jedoch unerwartete Unterstützung. Wir erhalten eine Einladung zu einer großen Stofftaschenausstellung in Wieselburg. Die Initiatorin, im Stadtrat zuständig für Umweltfragen, will durch das Sammeln von verschiedensten Stofftaschen auf die Problematik der zügellosen Verwendung von Plastiksackerln aufmerksam machen und gleichzeitig das Bewusstsein für sinnvolle Alternativen schärfen. Außerdem hat sich Wieselburg das ehrgeizige Ziel gesetzt, zur ersten plastiktaschenfreien Stadt Österreichs zu werden. Bei der Veranstaltung, die zum Abschluss der Sammelaktion stattfindet, werden über 4000 Stofftaschen aus aller Welt ausgestellt, darunter auch wunderschöne handgemachte Einzelstücke.
    Mit Werner Boote, der ebenfalls eingeladen ist, weil sein Film an diesem Tag gezeigt wird, diskutiere ich am Abend ausführlich darüber, was man mit diesen Stofftaschen machen könnte, denn der spätere Verwendungszweck ist vorerst noch unklar. Seine Idee, den ganzen Stephansdom damit zu verkleiden, lässt sich wohl kaum in die Tat umsetzen, weshalb ich lieber meine eigenen Ideen entwickle, um die Leute zu einem überlegteren Umgang mit Plastik anzuregen.
    Da ich seit dem Frühjahr dieses Jahres ein Mandat in unserem Gemeinderat habe, beginne ich gleich ein paar Tage später mit der Ausarbeitung eines Konzepts. Ausgehend von den Erfahrungen aus Wieselburg, wo es gelungen ist, die Menschen aktiv an einer Aktion zu beteiligen, was meines Erachtens die Bewusstseinsbildung enorm fördert, will ich das Gleiche in unserer Gemeinde versuchen. Dabei denke ich speziell an drei »Säulen«: erstens das Sammeln von Stofftaschen, die zu Hause nur herumliegen, zweitens das Bemalen, Bedrucken oder Nähen von neuen Stofftaschen und drittens das Einbringen von eigenen Vorschlägen für einen Ideenwettbewerb zum Thema Vermeidung von (Plastik-)Müll. Auch ein Motto habe ich parat: »Vom Kunststoff zum Echtstoff.«
    Um den Sportsgeist der Leute ein wenig anzustacheln, lautet das primäre Ziel, den inoffiziellen Weltrekord aus Wieselburg von 4300 verschiedenen Taschen zu brechen. Außerdem soll bei uns der spätere Verwendungszweck von vornherein feststehen: Wir planen, die Taschen in den Geschäften der Region als kostenloses Angebot für die Kundschaft zur Verfügung zu stellen und damit eine Alternative zu den Wegwerftaschen aus Plastik oder Papier zu bieten. Weil damit auch die beteiligten Firmen die Möglichkeit haben, sich in den Wettbewerb einzubringen, erhoffe ich mir zusätzliche Effekte wie zum Beispiel die gezielte Einführung von Mehrwegverpackungen und verpackungsarmen Produkten.
    Als ich mein Konzept für die Aktion schließlich Anfang November an alle Mitglieder des Gemeinderats schicke, befinde ich mich in regelrechter Aufbruchstimmung. Jetzt wird sich endlich auch bei uns was bewegen, denke ich zuversichtlich und von keinen Zweifeln getrübt. Doch so einfach und schnell, wie ich mir das in meiner Euphorie vorgestellt habe, läuft die Sache nicht. Zunächst vergehen fast zwei Monate, ohne dass überhaupt etwas passiert. Nur ein Einziger aus dem Kollegenkreis reagiert auf meinen Vorschlag, allerdings alles andere als positiv.
    Ich fühle mich an die Kommentare des Kunststofftechnikers auf unserem Blog erinnert. Besonders enttäuschend an seiner Rückmeldung ist für mich, dass er sich ausschließlich über die angebliche Unglaubwürdigkeit unseres Experiments und die seiner Meinung

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