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Platinblondes Dynamit

Platinblondes Dynamit

Titel: Platinblondes Dynamit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Juretzka
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nachdem das bejaht worden war, entfernten sich Stimmen wie Schritte, die Eingangstür fiel ins Schloss, und Windell und Brains fanden sich allein in der Bar.
    Windell ging schnurstracks hinter die Theke, schraubte den Verschluss von der teuersten Flasche Whisky, warf ihn hinter sich und gönnte sich ordentlich einen, direkt aus der Pulle.
    Alles lief wie am Schnürchen. Oder?
    „Ah, verdammt! Wir haben den Teppich vergessen“, fiel ihm plötzlich ein.
    „Kein Problem, Chef.“
    Brains ging ins Hinterzimmer, hob die Kopfseite des Billardtischs mit einer Hand an und zog mit der anderen den Teppich drunter weg, dann verfuhr er mit der anderen Seite genauso.
    Den zur Rolle gewickelten Teppich auf der Schulter, trat er mit Windell raus auf die Straße.
    Keine gute Gegend, musste Brains feststellen. Tätowierbuden, seltsam dekorierte Friseure, ein Headshop – was immer das sein mochte –, ein Secondhand-Buchladen, ein – Brains stutzte, stoppte, griff sich ein Buch vom Wühltisch. Las denTitel. Sah auf und sah dem misstrauisch dreinblickenden Buchhändler direkt in die Augen.
    „Kauf ich“, sagte Brains.
    „Hm.“ Friseur Clive hielt den Geldschein ins Licht. Er sah echt genug aus, aber was will das bei Dollars schon heißen.
    „Du weißt, dass man bei uns normalerweise in Euro zahlt, Schätzchen, oder?“ Er würde ihn behalten, entschied er. Bekam er ihn nicht eingewechselt, konnte er ihn als Souvenir an die Wand pinnen, zu den ganzen anderen Scheinen, mit denen ihm die Kundschaft des internationalen Telefonladens gegenüber schon gekommen war.
    „Oder natürlich mit Karte“, fügte er hinzu. Langsam beschlich ihn derVerdacht, dass die Dame möglicherweise gar nicht retro-gestylt, sondern authentisch, will sagen aus einer der Ecken der Welt zugereist war, die das einundzwanzigste Jahrhundert noch nicht vollständig erreicht hatte.
    „Eine Karte?“, fragte Pussy.
    „Schätzchen, sag mir eins: Wie nennt sich das, wo du herkommst?“
    „Wie sich das nennt? ‚Großer Apfel‘, warum?“
      „‚Großer Apfel‘ ? Nie gehört. Das liegt im Osten, hab ich recht?“ Pussy nickte. New York war definitiv Ostküste.
    „Pass auf: Da wo du herkommst, kann man vielleicht mit allem zahlen, Zlotys, Rubel, Forint,Vorkriegs-Dollars, doch hier bei uns, da brauchst du eine Karte , Schätzchen. Hier, so eine wie die. Schon mal gesehen, so was?“
    Pussy drehte die kleine, bunte, mit Prägeschrift versehene und erstaunlich elastische Karte in ihren Fingern hin und her.
    „Nein“, gestand sie dann. „Was macht man damit?“
    „Nun, Schätzchen, das ist total einfach. Man bezahlt.“
    „Ich wusste es“, sagte Windell, als er und Brains die Tiefgarage betraten. Schon Jack Knife hatte gern unter falschem Namen im Plaza übernachtet, wenn er auf einer heißen Fährte war. Und Pussy machte es nicht anders. „Da steht mein … da vorne steht ihr Auto.“
    Sie versteckten die Teppichrolle unter dem Käfer, Windell schloss die Fahrertür auf und Brains quetschte sich, so gut es ging, in den Rücksitz. Die Tiefgarage war angenehm schummrig und der Rücksitz lag unter dem winzigen, geteilten Heckfenster schön im Dunkeln. Mit ein bisschen Glück sollte es klappen.
    „Du bleibst unten, bis Pussy sitzt, dann überwältigst du sie, wickelst sie ein und lieferst sie bei Jack Knifes alter Wohnung ab, verstanden?“
    Brains nickte.
    „Ich gehe schon mal vor und treffe ein paar Vorbereitungen. Also, bis später.“
    Brains brummte. Windell drückte die Autotür ins Schloss und hastete davon.
    Sobald er sie anliefert, schubsen wir Pussy durch die Zelle zurück in den Roman, dachte er, und ich sorgeinzwischen schon mal dafür, dass ihr der Rückweg in die Realität versperrt ist. Gründlich versperrt. Dann haue ich eine Story herunter, die sich gewaschen hat, eine Romanze mit einem Bilderbuch-Happy-End, so honigsüß, dass einem vom Lesen allein die Zähne löchrig werden. Ja! Es müsste doch mit dem … mit IHR zugehen, wenn er das nicht hinbekäme.
    Doch erstmal, dachte er und nahm die Treppenstufen hoch zum Appartement im Laufschritt, erstmal werde ich Pussy den Rückweg verbarrikadieren. Gründlichst.
    Im Grunde, dachte Meckenheim und unterbrach zum x-ten mal die Arbeit an seinem Bericht über den McDonald’s-Vorfall, im Grunde müsste ich hingehen und Selbstanzeige erstatten. Er hatte im Dienst getrunken, er hatte sich von einem Zuhälter bestechen lassen und er hatte – aus welchen Gründen auch immer, möglicherweise für

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