Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Platinblondes Dynamit

Platinblondes Dynamit

Titel: Platinblondes Dynamit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Juretzka
Vom Netzwerk:
unbeeindruckt feindselig. „Gib mir die Tüte, Blondie“, schnarrte er, „und dann nehme ich dich bis zum Eintreffen der Polizei in Gewahrsam.“
    Das eine so ausgeschlossen wie das andere. Pussy überdachte kurz ihre Optionen und entschied sich dann, ihreschärfste Waffe zum Einsatz zu bringen: ihren weiblichen Charme.
    Lächelnd strich sie sich ihr Haar zurück und im nächsten Moment hatte sie den Wachmann in Rücklage im Arm, wo sie ihm einen langen, sinnlichen Kuss aufdrückte. Bevor sie ihn fallenließ.
    „Sind Sie der Wachmann?“ Meckenheim trat raus auf den Parkplatz vor dem Lokal. Der Mann in der dunkelblauen Uniform trug eine große, eckige Papiertüte über dem Kopf. Er stocherte in einem Mülleimer herum, in dem etwas unter erheblicher Qualmbildung vor sich hinkokelte. „Ich war“, kam es düster von unter der Papiertüte hervor. „Ich bin kein Wachmann mehr. Ich habe nicht das Zeug dazu.“
    „Was verbrennen Sie da?“
    „Videokassette.“ Die beiden in die Front der Tüte gerupften Augenöffnungen bewegten sich ein Stück aufwärts, wo von der Spitze eines Mastes eine Überwachungskamera auf den Eingangsbereich herabblickte.
    Meckenheim hatte schon mit dem Rest des Personals gesprochen und war somit einigermaßen im Bilde über das, was geschehen war.
    „Wollen Sie Anzeige erstatten?“, fragte er.
    Die Papiertüte bewegte sich energisch von links nach rechts und wieder zurück. „Vergessen, das ist alles, was ich will.“
    „Können Sie sich trotzdem noch erinnern, in welche Richtung die, äh,Täterin geflüchtet ist?“
    Ein bleicher, sommersprossiger Arm zeigte vage in Richtung des hochaufragenden Turms des City-Hotels.
    Meckenheim ging schnurstracks auf das Hotel zu, an das er sich mit Widerwillen als ‚Plaza‘ erinnerte. Delirium, das musste es gewesen sein. Niemals jemals wieder auch nur einen Tropfen, so viel stand für ihn fest.
    Um diese Zeit war an der Rezeption ein reges Kommen und Gehen, doch nach Vorzeigen seiner Dienstmarke bekam er den livrierten Tagportier dazu, sich die beiden erkennungsdienstlichen Aufnahmen von Windell anzusehen. Eine mit, eine ohne Perücke.
    „Nein.“ Der Empfangschef schüttelte den altersgrauen Kopf. „Sind mir bisher nicht begegnet, weder er noch sie. Gleichzeitig haben wir vierhundert Zimmer und arbeiten in zwei Schichten, da ist es nicht leicht, jeden Gast persönlich im Kopf zu behalten. Wie sollen die Personen heißen?“
    Meckenheim sagte es ihm und war nicht weiter überrascht, dass sich weder ein Folkmar Windell noch eine Pussy Cat im Hotelregister antreffen ließ.
    Doch in der Tiefgarage wurde er fündig. Er fasste kurz an den Auspuff des Uralt-Käfers. Kalt.
    Wo immer Pussy Cat hin sein mochte, sie war zu Fuß unterwegs. Vermutlich also im Bereich der Innenbeziehungsweise Altstadt.
    Der Laden war nicht groß und lag zwischen einem Headshop – was immer das war – und einem Tätowierstudio. Doch es war ein Friseursalon, und so einen suchte Pussy. Trotzdem zögerte sie einen Moment. Das Symbol im Schaufenster war ein Rasiermesser, gekreuzt mit einer Schere unter einem schwarzen Totenschädel, der Name des Ladens war ‚Pirate Cuts‘. Doch die Fotos zeigten Haarschnitte ganz auf der Höhe der Zeit, also trat sie ein.
    Jedes Wort, das dieser durchgeknallte Sexpuppen-Gigolo über ‚Celldoor Anticrisis‘ gesagt hatte, war tatsächlich wahr gewesen. Angefangen damit, dass die Beschriftung der goldenen CD-Hülle, schräg betrachtet, zu ‚Helldoor@ Antichrist‘ wechselte.
    Windell scrollte zitternden Fingers durch den Text des ‚Contracts‘, suchte und fand die Ausschlussklausel. Nur falls es ihm gelingen sollte, in der vorgegebenen Zeit die Protagonistin – Pussy Cat – wieder in den Text zu integrieren und die Geschichte dann zu einem Happy End zu bringen, wurde der Vertrag hinfällig.
    Sollte er scheitern, ob aus Gleichgültigkeit oder Unvermögen oder weil ihm die Idee gefiel, wurde er berühmt. Bestsellerautor. Für einen, wie da stand, ‚noch zu verhandelnden Anteil‘ der Einnahmen.
    Windell überkamen Zweifel, was die Stärke seiner Verhandlungsposition anging, nachdem der Vertrag erst einmal in Kraft getreten war.
    Trotzdem …
    Bestsellerautor, dachte er, so wie der Stimmungsmusiker mit der weißen Mütze einst wohl ‚Chartstürmer‘ gedacht hatte.
    Etwas wie akute Atemnot schnürte ihm den Hals zu, als er sich von morgens früh bis abends spät Bestseller auf Bestseller hervorwürgen und trotzdem weiterhin mit Elmo Jock

Weitere Kostenlose Bücher