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Platinblondes Dynamit

Platinblondes Dynamit

Titel: Platinblondes Dynamit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Juretzka
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auf das Geschehen nehmen, musste er zurück nach Hause an seinen Rechner. Und dann? Die große Frage, die im Moment unausgesprochen wie unbeantwortet im Raum stand, war doch die:Was hatte er falsch gemacht? Wieso war sein Plan, Pussy zu kidnappen, dermaßen in die Hose gegangen?
    „Wer gibt?“, fragte der Maurer. Solange die Ziegelsteine nicht geliefert wurden, konnte er nicht viel ausrichten.
    „Immer der, der fragt“, knurrte Wanda.
    „Likörchen, jemand?“, fragte Ida Shyst, die unverändert hinten lag und so ganz allmählich ihre in Jahrzehnten derGiftmischerei mühsam zusammengerafften Felle davonschwimmen sah.
    „’n Bier wär mir lieber“, sagte der Maurer.
    „Das hätte ich dir gleich sagen können“, meinte Kilius/ Bäumler gereizt. „Mit Gewalt funktioniert da gar nichts.“
    „Gewalt gegen Frauen ist sowieso das Letzte“, fügte die Puppe noch indigniert hinzu. „Mit Ausnahme vielleicht der einen oder anderen Eisprinzessin, die ich so kenne.“
    „Die Figur muss freiwillig zurückgehen, in die Fiktion.“
    „Aber wie soll ich das machen? Ich meine, sie ist meiner Kontrolle komplett entglitten, seit sie getürmt ist!“
    „Da musst du dir eben etwas einfallen lassen. Die Entfernung der Protagonistin ist halt so etwas wie ein Lackmustest für Talentlosigkeit oder mangelnden Willen – das eine oder das andere und du bist schon mit einem Bein in der Schreibsklaverei.“
    „Was einfallen lassen! Was einfallen lassen! Was denn, verflucht noch mal?!“ Windell klang nicht nur panisch. Er war es.
    Kilius/Bäumler dagegen war, wie das so oft den Unterschied markiert zwischen unerfahrenen Beteiligten und erfahrenen Unbeteiligten, die Ruhe selbst.
    „Denk doch mal nach“, meinte er trocken. „Wenn du sie nicht zwingen kannst, musst du sie eben ködern, locken.“
    „Aber wie?“
    „Wie soll ich das wissen? Du bist ihr Schöpfer, du musst sie kennen, ihre Träume, ihre Bedürfnisse, ihre Schwächen.“
    Windell dachte scharf nach. Wovon träumt eine Frau, scheiße verflucht verdammt noch mal? Mit Jack Knife war das alles so einfach gewesen – Scotch, Steaks, Sex …
    Plötzlich boxte er sich in die Hand.
    „Mit einem Mann! Ich ködere sie mit einem Mann! Ich schicke … ich schicke ihr einen Traummann hinterher, einen, der sie umgarnt, ihr den Hof macht, sie flachlegt, von mir aus, ja – einen richtigen, ausgebufften Superlover, der es ihr ordentlich besorgt, einen, der es schafft, jeder Frau den Kopf zu verdrehen … Und der sie dann, postkoital, überredet, mit ihm zurückzukehren, nach New York – und in den Text.“
    „Mal langsam“, meinte Elmo.
    „Was?“ Windell fuhr ungehalten herum. „Hast du Einwände? Oder eine bessere Idee? Dann raus damit! Die Zeit läuft!“
    „Was ich nur vorsichtig einflechten wollte, war: Du hast sie noch nicht gesehen, deine Pussy. So, in ihrem ganzen, überwältigenden Liebreiz. Ich schon. Also, wenn du jemanden dazu bringen willst, ihr zu schmeicheln, ihr den Kopf zu verdrehen und sie dann allen Ernstes auch noch zu besteigen, dann brauchst du einen Schauspieler von einem Kaliber, wie es ihn seit Laurence Olivier nicht mehr gegeben hat.“
    „Ach was.“ Windell wischte den Einwand einfach beiseite. „Schönheit, mein lieber Elmo, Schönheit liegt immer im Auge des Betrachters. Und was dieses Auge wahrnimmt, das bestimme ich. Ich allein. Denn ich bin der Autor, und damit“, dröhnte er, „bin ich der Gott meiner Geschöpfe und ihrer jeweiligen Wahrnehmung.“ Einen Augenblick sah er manisch drein, bis ihn Kilius/ Bäumlers Applaus aus der Trance riss. „Damit der Plan funktioniert, muss ich nur jemanden einsetzen, der ganzaus meiner Feder stammt. Jemanden, der bisher nur die Romanwelt kennt.“
    „So langsam kommst du in Tritt“, meinte Kilius/ Bäumler zufrieden. „Schon eine Idee, wen man schicken könnte? Und auch – wie?“
    „Ja! Bloß – wie komme ich hier raus? Ich meine, unbemerkt? Ohne Alarm auszulösen?“
    „Holla, wen haben wir denn da?“, gurrte die Puppe und rollte langsam und mit sehr viel Augenaufschlag an Elmo vorbei, der nicht recht wusste, was zu sagen. Dann fuhr sie herum und drückte Windell ein Stück Karton in die Hand. Es war Elmos Besucherausweis. „Damit“, erklärte Kilius/Bäumler und warf ihm auch noch einen Schlüssel zu. Einen Autoschlüssel. „Fahr mir bloß keine Beule rein.“
    „Sie haben ein Auto ?“
    „Klar doch. Warum nicht? Schließlich bin ich Freigänger.“
    „Sie sind Freigänger

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