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Platon in Bagdad

Platon in Bagdad

Titel: Platon in Bagdad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Freely
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über Dinge auszufragen, die jenseits des Horizonts der Sterblichen liegen. Er beginnt mit den Himmelssphären:

    Ein Modell des kopernikanischen Weltbilds (Abbildung aus Thomas Digges,
A Prognostication Everlasting,
1576).
    Sag, ob es viele Sphären überm Mond?
    Sind alle Himmelskörper nur ein einzger Globus,
    beschaffen wie die Erde, die ihr Zentrum ist?
    Die Vorstellung eines unendlichen Weltraums gehörte zu den revolutionären Ideen, für die der italienische Mystiker Giordano Bruno (1548 – 1600) von der Katholischen Kirche zum Tode verurteilt und am 17. Februar 1600 in Rom auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Am Anfang seines Dialogs in
Über das Unendliche, das Universum und die Welten
, 1584 veröffentlicht, lässt Bruno eine seiner Figuren sagen, dass es in diesem endlosen Raum unzählige Welten gebe, die unserer Erde ähnelten und sich jede um ihre eigene Sonne drehe. »So gibt es also unzählige Sonnen, und es gibt unendlich viele Erden, die in ähnlicher Weise diese Sonnen umkreisen – so wie wir diese sieben Erden [die fünf sichtbaren Planeten sowie die Erde und der Mond] um diese Sonne kreisen sehen, die uns nahe ist.«
    Brunos Universum war nicht nur unendlich, sondern auch dynamisch, im Gegensatz zum endlichen Kosmos des Aristoteles, für den die Himmelsregion unveränderlich war. Inspiriert hatte ihn dazu die Atomtheorie des Demokrit, wie sie Lukrez im 1417 wiederentdeckten Lehrgedicht
De rerum natura
wiedergab. Laut Giordano Bruno ist das lebendige Universum weder in seinem Ausmaß noch in seiner sich ständig wandelnden Mannigfaltigkeit begrenzt:

    Es gibt keine Enden, Grenzen, Ränder, Mauern, die uns der unendlichen Fülle der Dinge beraubten und diese uns entzöge …
    Denn aus dem Unendlichen entsteht immer eine neue Menge an Materie – dies in der Weise, daß Demokrit und Epikur, die behaupten, daß sich alles bis ins Unendliche erneuere und wiederherstelle, es besser verstanden als jener, der sich bemüht, die Beständigkeit des Universums für die Ewigkeit zu retten, damit dieselbe Zahl immer derselben Zahl folge und sich dieselben Materieteilchen immer wieder untereinander austauschen.

    Die Vorstellung von einem unendlichen Universum taucht auch bei dem englischen Wissenschaftler William Gilbert (1544 – 1603) auf, der möglicherweise von Thomas Digges und Giordano Bruno beeinflusst war. Gilberts Abhandlung
De magnete
, 1600 veröffentlicht,war das erste Werk zum Magnetismus seit Peter Peregrinus im 13. Jahrhundert. Im sechsten und letzten Buch des Werks widmete sich Gilbert seiner kosmologischen Theorie, in der er die kristallinen Himmelssphären des Aristoteles zurückwies und behauptete, dass die scheinbare tägliche Rotation der Sterne tatsächlich auf die Drehung der Erde um ihre eigene Achse zurückzuführen sei, wobei er sich die Erde als einen riesigen Magneten vorstellte. Dass er die Theorie der täglichen Bewegung der Sterne für falsch hielt, beruhte auf seiner Überzeugung, dass die Zahl der Sterne unendlich war und diese in die Unendlichkeit hinausreichten; somit war die Vorstellung, sie drehten sich jede Nacht um den Himmelspol, einfach lächerlich.
    Inzwischen war der dänische Astronom Tycho Brahe (1546 – 1601) dabei, die Astronomie zu revolutionieren. Im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts stellte er systematische Beobachtungen von einer Genauigkeit an, die alle früheren Beobachtungen in den Schatten stellten, und das vor der Erfindung des Teleskops.
    Tycho Brahe stammte aus einer dänischen Adelsfamilie und hatte schon als kleiner Junge leidenschaftliches Interesse für die Astronomie gezeigt; er verbrachte ganze Nächte mit der Beobachtung des Himmels. Im Alter von 13 Jahren schrieb er sich an der Universität von Kopenhagen ein und setzte anschließend seine Studien an den Universitäten in Leipzig, Basel und Rostock fort. Zu den Astronomiebüchern, die er las, gehörte Sacroboscos
De sphaera
, das seit dem 13. Jahrhundert in Gebrauch gewesen war, und andere Werke, die auf den homozentrischen Sphären des Aristoteles und den Epizykeln und Exzentern des Ptolemaios beruhten. An der neuen Theorie des Kopernikus, den er »der zweite Ptolemäus« nannte, war er besonders interessiert.
    Seine erste wichtige Beobachtung gelang ihm im August 1563, als er eine Konjunktion von Saturn und Jupiter verfolgte. Dabei stellte er fest, dass die
Alfonsinischen Tafeln
bei der Vorhersage des Datums der Konjunktion um einen Monat irrten und die
Preußischen
Tafeln
immer noch

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