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Platon in Bagdad

Platon in Bagdad

Titel: Platon in Bagdad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Freely
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beobachtete. In seiner Abhandlung
Über den Ozean
beschrieb er die Gezeiten und erklärte das Phänomen aus dem Zusammenspiel von Sonne und Mond. Von seinen breit gefächerten Werken zu den verschiedensten Themen sind nur Fragmente überliefert, doch auf die Geistesgeschichte der römischen Welt und des mittelalterlichen Europa übte er großen Einfluss aus.
    Vom römischen Dichter Lukrez (um 94 – um 50 v. Chr.) heißt es, er habe die epikureische Maxime »Lebe im Verborgenen!« so gewissenhaft befolgt, dass über sein Leben praktisch nichts bekannt ist. Der Kirchenvater Hieronymus erwähnt, dass Lukrez 94 v. Chr. geboren wurde, dass er durch einen Liebestrank dem Wahnsinn verfallen sei, dass er in den Momenten der Klarheit mehrere Bücher verfasst habe, die Cicero später herausgab, und dass er im Alter von 44 Jahren Selbstmord beging.
    Bekannt ist Lukrez für sein brillantes Lehrgedicht
De rerum natura
(Von der Natur der Dinge). Es besteht aus sechs Büchern und beruhtauf dem Atomismus und den Lehren Epikurs. Im ersten Buch enthüllt Lukrez seine Absicht, mit der Atomtheorie gegen den Irrglauben anzugehen, denn »öfter sogar hat jene Religion Schandtat und Verbrechen geboren«. Aufgrund der Beständigkeit der atomischen Materie verneint er die Schöpfung und behauptet: »Nichts entsteht aus nichts, wenn selber die Götter es wollten.« Die Leere biete den Rahmen, in dem sich die Atome bewegen, und »… auch bestehet die Zeit für sich nicht; erst aus den Dingen / Selber ergibt der Begriff sich von dem, was früher geschehen, was jetzt eben geschieht und was in der Folge gescheh’n wird.« Wir müssen beim Studium der Natur auf unsere Sinne vertrauen, denn, so fragt er: »Auf was könnten wir halten, auf was uns sicherer stützen / Als auf die Sinne? Was sollen wir Wahrheit nennen, was Irrtum?«
    Das zweite Buch des Lehrgedichts befasst sich mit der Kinetik der Atomtheorie, mit den willkürlichen Bewegungen und Zusammenstößen der Atome, deren Gruppierungen und Trennungen die verschiedenen in der Natur vorhandenen Körper hervorbringen. Lukrez folgte Epikur in seiner Erklärung für den Zusammenstoß der Atome: »weder in sicherer Zeit, noch auch am sicheren Orte / Durch ihr eigen Gewicht von der Bahn abtreiben ein wenig, / so viel nur, als die mindeste Veränderung du nennen könntest.« Später interpretierte man das so, dass die Atomtheorie keine deterministische Theorie sei, weil das »Abtreiben« die Bewegung der Atome unvorhersagbar mache. Auf diese Weise wurde der Atomismus auch für Christen eher annehmbar, denn er räumte die Möglichkeit des freien Willens im menschlichen Handeln ein. So fand
De rerum natura
im Europa des Mittelalters weite Verbreitung, was schließlich im 17. Jahrhundert zur Wiederaufnahme der Atomtheorie führte.
    Der römische Architekt und Ingenieur Vitruv(ius) Pollio war im 1. Jahrhundert v. Chr. tätig. Über sein Leben ist fast nichts bekannt, außer den Angaben in seinem einzigen bekannten Werk
De architectura
(Baukunst)
,
einer Abhandlung zu Architektur und Ingenieurwesen, die teils auf seinen eigenen Studien und teils auf denArbeiten früherer, meist griechischer Architekten beruht. Es ist enzyklopädischen Umfangs und befasst sich nicht nur mit der Geschichte und den Grundlagen der Architektur, sondern auch mit Militärtechnik und Bauingenieurwesen, mit Physik und Astronomie, einschließlich des Baus von Sonnenuhren. In der europäischen Renaissance wurde das Werk wieder aufgegriffen und ist bis heute für das Studium der Architektur von Bedeutung.
    Plinius der Ältere (um 23 – 79) wurde in Comum (Como) geboren und wuchs vermutlich in Rom auf. Er war Kommandant der römischen Flotte und starb, als diese Flotte beim Ausbruch des Vesuvs 79 n. Chr. zur Evakuierung von Flüchtlingen im Einsatz war. Sein einziges überliefertes Werk heißt
Naturalis historia
(Naturgeschichte), das er im ersten Buch wie folgt beschreibt: »Zwanzigtausend merkwürdige Gegenstände (…), gesammelt durch das Lesen von etwa zweitausend Büchern … von Hundert der besten Schriftsteller, habe ich in XXXVI Bänden zusammengefasst …« Plinius der Jüngere, sein Neffe und Adoptivsohn, bezeichnete die
Naturgeschichte
als »ein allumfassendes Werk, hochgelehrt und nicht weniger abwechslungsreich als die Natur selbst«. Trotz ihrer uneinheitlichen Qualität und ihres geringen Anspruchs war die
Naturgeschichte
im mittelalterlichen Europa sehr bekannt, denn sie enthielt einen großen Teil des zur

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