Platon in Bagdad
damaligen Zeit verfügbaren Wissens.
In den ersten Kapiteln von Buch XXX der
Naturgeschichte
berichtet Plinius über den Ursprung und die Geschichte der Magie, die durch die Werke des Pythagoras, Empedokles, Demokrit und Platon in der griechischen Welt verbreitet worden seien. Über die Magie heißt es: »Niemand darf sich wundern, dass sie in solchem Ansehn gestanden, denn sie allein ist es, welche drei andere, den menschlichen Geist am meisten beherrschende Fächer umfasst und in sich vereinigt« – Medizin, Religion und Weissagung, vor allem Astrologie –, »denn ein Jeder ist begierig, sein zukünftiges Schicksal zu erfahren, und glaubt, dies könnte ihm am sichersten vom Himmel verheissen werden.«
Der römische Stoiker Seneca, der im 1. Jahrhundert n. Chr. wirkte, ist vor allem durch seine Dialoge, Briefe und Tragödien bekannt, aber wegen seiner
Naturwissenschaftlichen Untersuchungen
ist er auch für die Wissenschaftsgeschichte von Interesse
.
Das Werk befasst sich hauptsächlich mit Themen der Physik, Meteorologie und Astronomie und beruft sich vor allem auf Aristoteles und Theophrast. Er beklagt den niedrigen Stand, auf den die Astronomie gesunken sei, seit die alten Griechen »Zahl und Namen den Sternen bestimmt« hatten, und stellt fest: »… heute noch gibt es Völker, die den Himmel nur vom Anschauen kennen und noch nicht wissen, warum der Mond verfinstert und verdeckt wird.« Doch er ist auch voller Hoffnung: »Es wird eine Epoche kommen, wo die Zeit und die Forschung langer Jahrhunderte das heute Verborgene ans Licht bringen wird.«
Im frühen Mittelalter vertraten christliche Gelehrte die Haltung, ein Studium der Naturwissenschaften sei nicht erforderlich, weil der Glaube an Gott für das Seelenheil ausreiche. Der Kirchenvater Augustinus von Hippo (354 – 430) schrieb in seinem
Enchiridion
: »Für den Christen ist es genug, wenn er den Grund alles Geschaffenen, sei es im Himmel oder auf der Erde, sei es Sichtbares oder Unsichtbares, in gläubiger Gesinnung nirgends anderswo sieht als in der Güte des Schöpfers, welcher der eine und wahre Gott ist, und wenn er glaubt, daß es keine Wesenheit gibt, die er [Gott] nicht entweder selbst ist oder die nicht von ihm stammt …«
Der griechische Philosoph Plotin (205 – 270) stammte offenbar aus Ägypten; er studierte in Alexandria und zog im Alter von 40 Jahren nach Rom. In seinen Werken behandelt er die ganze Bandbreite der Philosophie, einschließlich der Kosmologie und Physik. Sie bieten eine Synthese aus platonischem, pythagoreischem, aristotelischem und stoischem Denken, die man später Neuplatonismus nannte und die über die Antike hinaus bis ins Mittelalter die in der griechisch-römischen Welt vorherrschende philosophische Richtung war.
Iamblichos (250- um 325), ein Gelehrter syrischer Herkunft, studierte in Rom bei dem neuplatonischen Philosophen Porphyrios und gründete später in Syrien eine eigene Schule. Sein überliefertes Werk besteht aus neun Büchern über die Pythagoreer, auch zu ihrer Zahlenmystik, sowie Arbeiten zur Anwendung der Arithmetik in Physik, Ethik und Theologie. Iamblichos fordert eine vollständige Mathematisierung der Natur und geht damit noch weiter als Platon, weil er meinte, die Mathematik sei der Schlüssel zum Verständnis nicht nur der Gestirne, sondern auch der irdischen Phänomene.
Der römische Philosoph Calcidius, der im 4. Jahrhundert tätig war, ist für seine lateinische Übersetzung von Platons
Timaios
bekannt sowie für seinen Kommentar zu diesem Werk. Im frühmittelalterlichen Europa waren dies die einzigen verfügbaren Quellen zu Platons Kosmologie. Calcidius war zudem von den Ideen des Aristoteles beeinflusst und gab diese an das mittelalterliche Europa weiter, wenn auch in leicht abgewandelter Form. Zwei der wichtigsten auf diese Weise übermittelten Ideen der aristotelischen Naturwissenschaft waren die Theorie der vier Elemente und die astronomische Idee der homozentrischen Sphären, die die Dichotomie zwischen den irdischen und den himmlischen Regionen umfasste. Calcidius bezieht sich auf die astronomischen Theorien des Herakleides Pontikos, der auch bei den römischen Neuplatonikern Macrobius und Martianus Capella Erwähnung findet.
Macrobius, möglicherweise aus Nordafrika stammend, war Anfang des 5. Jahrhunderts tätig. Neben seiner Erwähnung der Theorien des Herakleides schreibt Macrobius auch über die Zahlenmystik der Pythagoreer und merkt an, verschiedene Platoniker hätten angenommen,
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