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Platon in Bagdad

Platon in Bagdad

Titel: Platon in Bagdad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Freely
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(1013 – 1054), ein Sohn des Grafen Wolfrat von Altshausen in Süddeutschland, spielte ebenfalls eine wichtige Rolle bei der anfänglichen Übermittlung der arabischen Wissenschaften ins lateinische Abendland. Als einer der ersten lateinischen Autoren führte er drei in der islamischen Welt weit verbreitete astronomische Instrumente im Abendland ein: das Astrolab, den Chilinder und den Quadranten. Diese Geräte sind in
De mensura astrolabii
und
De utilitatibus astrolabi
beschrieben; beide Schriften werden Hermann zugeschrieben, obwohl der erste Teil der späteren Schrift möglicherweise von Gerbert d’Aurillac stammt. Alle drei Instrumente fanden daraufhin auch im Abendland bei astronomischen Beobachtungen und Berechnungen breite Anwendung.
    Hermann verfasste auch ein Lehrbuch für das Erlernen der Multiplikation und Division mit dem Abakus, unter alleiniger Verwendung römischer Zahlen. Und er schrieb die früheste bekannte Abhandlung zur
Rithmomachie
, einem komplizierten Brettspiel auf der Basis der pythagoreischen Zahlen, das im Europa des Mittelalters sehr beliebt war.
    Der erste wichtige Übersetzer der griechisch-islamischen Wissenschaften aus dem Arabischen ins Lateinische war Konstantin der Afrikaner (um 1020 – 1085). Eine Darstellung seiner jungen Jahre findet sich bei einem Mediziner aus dem 12. Jahrhundert aus Salerno, der nur als Magister Mathaeus F. bekannt ist. Diesem Bericht zufolge war Konstantin ein muslimischer Kaufmann aus dem nordafrikanischen Karthago, der bei seinem Besuch am langobardischen Hof in Salerno erfuhr, dass es keine medizinische Literatur in lateinischer Sprache gab. Er kehrte nach Nordafrika zurück und studierte drei Jahre lang Medizin, um dann, vielleicht schon 1065,mit einer Sammlung medizinischer Schriften auf Arabisch nach Salerno zurückzukehren. Einige Jahre später konvertierte er zum Christentum und wurde Mönch in der Benediktinerabtei Monte Cassino. Dort lebte er bis an sein Lebensende unter dem berühmten Abt Desiderius, dem späteren Papst Viktor III., und fertigte lateinische Übersetzungen und »Kompilationen« arabischer Medizintexte an.
    Petrus Diaconus, der Historiker des Klosters Monte Cassino, erwähnt 20 Übersetzungen Konstantins, darunter Werke von Hippokrates und Galen sowie des jüdischen Mediziners Isaak Israeli und der arabischen Autoren Ibn al-Jazzar und al-Magusi. Sein ambitioniertestes Werk war al-Magusis
Kitab al-Maliki
, das er mit dem lateinischen Titel
Liber pantegni
übersetzte, unterteilt in zwei Teile mit je 10 Kapiteln: »Theorica« und »Practica«. Dabei unterschlug er allerdings den Namen des Autors und machte sich somit des Plagiats schuldig. Konstantin übersetzte vermutlich nur etwa die Hälfte des Werks und sein Schüler Johannes Afflacius beendete die Arbeit.
    Es gibt keinen Hinweis darauf, dass Konstantin etwas mit der Medizinschule von Salerno zu tun hatte, die Mitte des 11. Jahrhunderts gegründet wurde. Johannes Afflacius unterrichtete offenbar dort und nahm Konstantins Übersetzungen unter dem Titel
Ars medicine
oder
Articella
in den Lehrplan auf; bis ins 16. Jahrhundert galten diese beiden Schriften in Europa als wichtige Grundlagenwerke für die Medizinerausbildung. Konstantin hatte immer betont, die Medizin solle als Bestandteil der Naturphilosophie gelehrt werden, die »Theorica« im
Liber pantegni
bot eine gute Basis für ein solches integriertes Studium.
    Der jüdische Gelehrte Isaak Israeli wirkte in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts in Tunesien als Leibarzt des letzten aghlabidischen Emirs und des fatimidischen Kalifen, seines Nachfolgers. Seine drei wichtigsten medizinischen Werke sind das
Buch der Fieber
, das
Buch über den Harn
und das
Buch über die Diäten
, die allesamt von Konstantindem Afrikaner ins Lateinische übersetzt wurden. Die ersten beiden waren als Lehrbücher weit verbreitet und wurden auch ins Hebräische übersetzt. Isaak schrieb auch einige kurze Abhandlungen zur Philosophie. Das bekannteste davon war das
Buch der Definitionen und Beschreibungen
, das im Wesentlichen auf der Arbeit von al-Kindi beruht: Gerhard von Cremona übersetzte es ins Lateinische, und an den ersten europäischen Universitäten war es ein Standardlehrwerk. Das Buch ist eine Sammlung von 57 Definitionen, von denen die meisten Umschreibungen oder Zitate der Terminologie bei al-Kindi entnommen sind, die sowohl auf irdische Phänomene als auch auf Himmelskörper angewendet wurde.
    Der erste Kreuzzug, der 1096 begann, führte

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