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Platon in Bagdad

Platon in Bagdad

Titel: Platon in Bagdad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Freely
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ausländischer Studenten in Bologna.
    Die Brüder wohnten vermutlich als zahlende Gäste im Haus von Domenico Maria da Novara (1454 – 1504) aus Ferrara, einem Astronomieprofessor an der Universität. Nikolaus meinte, dass er »nicht so fast als Schüler wie als Mitarbeiter und Zeuge der Beobachtungen des hochgelehrten Mannes Dominikus Maria« war, wie sein Freund Rhetikus ihn später zitierte. Eine dieser Beobachtungen betraf die Mondfinsternis des Sterns Aldebaran, die sie, so Kopernikus, »am 9ten März nach Sonnenuntergang im Jahre Christi 1497« beobachtet hatten.
    1499 erlangte Kopernikus in Bologna den Magistergrad in Jura und ging danach für ein Jahr nach Rom, wo er, wie Rhetikus berichtet, als »Professor der Mathematik unter großem Schülerandrang und im Kreise großer Männer und Meister in diesem Zweig der Wissenschaft« tätig war. Am 6. November 1500 beobachtete Kopernikus in Rom eine Mondfinsternis. Er verglich sie mit einer von Ptolemaios »im 19ten Jahre Hadrians« (136/7 n. Chr.) in Alexandria beobachtetenFinsternis, um »… auch die Oerter dieser Bewegung für die früher angenommenen Anfänge festzustellen«.
    Im Mai 1501 kehrten Nikolaus und Andreas nach Polen zurück. Am 27. Juli des Jahres erbaten sie bei den Behörden des Frauenburger Domkapitels eine zweijährige Verlängerung der Beurlaubung, um ihr Studium in Italien abschließen zu können. Das Domkapitel stimmte zu, und im August brachen sie nach Italien auf: Andreas, um in Bologna seinen Abschluss in Kirchenrecht zu erlangen, und Nikolaus, um in Padua Medizin zu studieren.
    Im Herbst 1501 schrieb sich Nikolaus an der Universität Padua in Jura sowie in Medizin ein. Nach zwei Jahren wechselte er an die Universität Ferrara, wo er am 31. Mai 1503 den Abschluss eines Doktors des Kirchenrechts erwarb. Danach setzte er sein Medizinstudium in Padua fort, verließ die Universität jedoch 1505 ohne Abschluss.
    Nach seiner Rückkehr aus Italien wohnte er wieder bei seinem Onkel Lukas im Schloss Heilsberg, der offiziellen Residenz der Bischöfe im Ermland, und diente ihm in den nächsten sechs Jahren als Leibarzt und Staatssekretär. Er vertrat auch das Ermland auf den preußischen Landtagen und weilte in diplomatischer Mission beim König von Polen in Krakau. Anfang 1512 begleitete er seinen Onkel zur Hochzeit von König Sigismund und zur Krönung von dessen Braut nach Krakau. Doch auf der Rückreise, am 29. März 1512, starb Bischof Lukas in Thorn; seine sterblichen Überreste wurden nach Frauenburg zurückgebracht und dort im Dom bestattet.
    Nach dem Tod des Onkels verließ Kopernikus Heilsberg und kehrte nach Frauenburg zurück, wo er seine Pflichten als Domherr wieder aufnahm. Seine Wohnung befand sich in der nordöstlichen Ecke der Umfassungsmauer des Doms in einem Wehrturm, dem späteren Kopernikusturm, der ihm auch als Observatorium diente. Die erste aufgezeichnete Beobachtung ist auf den 5. Juni 1512 datiert, als er festhielt, dass der Mars in Opposition war – d. h., dasser bei Sonnenuntergang auf- und bei Sonnenaufgang unterging, weil er sich direkt gegenüber der Sonne in der Himmelssphäre befand. Es war die erste von mindestens 25 Beobachtungen, die Kopernikus in Frauenburg durchführte, bei denen er auch die mathematischen Methoden entwickelte, die in seine neue astronomische Theorie einfließen sollten.
    Um diese Zeit begann er mit der Arbeit an seinem Werk
Nicolai Copernici de hypothesibus motuum caelestium a se constitutis commentariolus
(Nikolaus Kopernikus’ kleiner Kommentar über seine Hypothesen der Bewegungen der Himmelskörper). Bekannt wurde es unter dem Titel
Commentariolus
, Kleiner Kommentar, und ist der erste Hinweis auf die neue astronomische Theorie, an der Kopernikus arbeitete. Er gab einigen Freunden Abschriften von dieser kurzen Abhandlung, veröffentlichte sie jedoch nie als Buch. Nur zwei Handschriften haben überlebt, von denen eine 1878 in Wien zum ersten Mal veröffentlicht wurde. Der früheste Nachweis des
Commentariolus
ist die Notiz eines Krakauer Professors, Matthias von Miechow, im Mai 1514, in seiner Bibliothek befände sich »ein Sexternus [sechslagiges Heft] der Theorie, die besagt, dass die Erde sich bewegt, die Sonne aber ruhe«. Matthias wusste nicht, wer der Verfasser war, weil Kopernikus mit der ihm eigenen Vorsicht seinen Namen nicht auf das Manuskript geschrieben hatte, denn wie er später zugab, befürchtete er, dass er für seine revolutionären Ideen gerügt und verlacht werden

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