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Plattenbaugefühle: Jugendroman

Plattenbaugefühle: Jugendroman

Titel: Plattenbaugefühle: Jugendroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jannis Plastargias
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vor anderen gedemütigt zu werden. Könnte so etwas passieren? Jetzt, da mich Shad M. und Co. gerade beginnen zu akzeptieren?
    Der Tag danach.
    Er geht nicht ans Telefon, beantwortet keine SMS. Mir geht es furchtbar schlecht. Weder Fabi am Telefon noch Danny bei mir zuhause können mich aufmuntern. Ich suche ihn in der Schule, drehe Runden am Sportplatz, laufe durch die Straßen der Plattenbau-Siedlung. Afyon scheint von der Bildfläche verschwunden zu sein.
    Deprimiert lasse ich mich am Abend überreden, mit Danny zu Aaron zu gehen. Ich schütte mich mit Alkohol zu, kann mich nicht mehr stoppen, will meine Gedanken loswerden, den Kuss vergessen, die ganzen blöden Bilder vor meinen Augen verscheuchen. Alles dreht sich um mich. Alles. Die Discokugel an der Decke, die Stimmen um mich, sogar mein Magen. Es ist ekelhaft, das erste Mal betrunken zu sein.
    Ich möchte sterben. Vorher muss ich aber kotzen. Einmal, zweimal, dreimal – lieber Gott! Geht das irgendwann mal zu Ende? – viermal, fünfmal, das saure Gefühl, das immer wieder hoch kommt, bis ich schwach werde, bis meine Beine mich nicht mehr tragen können.
    Danny – wahrscheinlich ist es Danny, der mich nach Hause bringt, oder ist es Afyon? – »Afyon?« – »Pssscht!« – jemand legt mich auf mein Bett, jemand flüstert mir etwas zu, »sei leise, Alda, deine Eltern«, jemand versucht mich zu umarmen, – das muss Danny sein – »hier ist der Eimer« – ich kann lachen, zwei Hände ziehen mich aus – »musst du noch mal ins Bad?« – ich kann weinen – »schlaf jetzt!« – ich möchte sterben – »es ist so sauer!«, ich kann sprechen, – »Pssscht! Nicht so laut, Jonas!« – jemand kennt mich, »Jonas, ja, das ist mein Name« – »korrekt, Mann« – jemand legt einen Hund neben mich – »hallo Wuffi!« – »Pssscht!« …

    Das Wasser läuft über mich, das Bad dampft. Der Tag vergeht ohne mich – welcher Tag ist heute? – der nächste Tag ist grauenvoll.
    Ich bin allein.
    ›Sind zu Barbara gefahren, du hast zu fest geschlafen, deswegen haben wir dich liegen lassen‹. Ein Zettel auf dem Küchentisch. Der Kühlschrank voll, mein Magen leer. Die Uhr an der Wand tickt zu laut, eine schreiende Stimme in mir wiederholt seinen Namen. »Afyon. Afyon, Afyon …«.
    Ich falle aufs Bett. Traurige Musik von Sigur Rós begleitet meine Tränen.

    Ich befinde mich im Gebirge, doch Afyon ist weit und breit nirgends zu sehen. Wo ist er? Ich fühle mich einsam. Ein schwarzer Hund nähert sich mir, er ist klein und niedlich, ich gehe in die Hocke, streichele ihn. Jetzt ist alles gut. Er winselt leise, es gefällt ihm, wie ich ihn liebkose. Plötzlich höre ich ein Geräusch hinter mir. Doch ich kann nichts sehen, ich blicke um mich herum – nichts. So drehe ich mich wieder zum kleinen Hund, der plötzlich gar nicht mehr so klein ist, im Gegenteil, er überragt mich. Noch schlimmer: Er schaut mich mit funkelnden bösen Augen an, bellt ganz laut und macht mir Angst. Wird er mich beißen? Seine Schnauze kommt meinem Mund näher, was wird dieser bescheuerte große Hund machen? Ich habe keine Möglichkeit mehr wegzurennen, bin ihm schutzlos ausgeliefert. Doch anstatt mich zu beißen, streckt er plötzlich seine riesengroße Zunge aus dem Maul – und schleckt mich ab. Als ich wieder in seine Augen sehen kann, schauen sie lieb. Und der Hund wird auch wieder klein.

VOR 30 TAGEN UND NÄCHTEN … DOCH
    A lles ist trist. Afyon geht mir aus dem Weg. Kurzmitteilungen beantwortet er ebensowenig wie Nachrichten bei SchülerVZ oder über MSN. Alle meine Versuche, ihn zu treffen, sind aussichtslos. Niemand kann mich aufmuntern. Afyon – er ist in all meinen Gedanken, all meinen Träumen.

    »Lass uns ins Einkaufszentrum gehen.« Danny fordert mich wieder einmal auf.
    »Was soll ich dort?«
    »Schokolade und Eis kaufen.«
    Ich schaue ihn lustlos an. Er lässt nicht locker.
    »Dann zeige ich dir einen Ort, den du noch nicht kennst.«
    »In Kranichstein?«
    »Etwas Persönliches!« Danny ist merkwürdig ernst. »Komm!« sagt er und schubst mich nach vorne.
    Fünf Minuten später laufen wir am Dönerladen vorbei, in dem ich mit Afyon gemeinsam Döner gegessen habe, nach dem Fußballspiel. Die Bilder werden wach, sein Lächeln, seine dunklen Augen, die Joghurtsoße, die aus seinem Mundwinkel tropfte.
    »Wir kaufen ganz viel Schokolade!« sagt Danny und stupst mich liebevoll, »und eine Tonne von leckeren Pistazien-Eis, ne?« Er knufft mich, meine Traurigkeit braucht wohl

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