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Plattenbaugefühle: Jugendroman

Plattenbaugefühle: Jugendroman

Titel: Plattenbaugefühle: Jugendroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jannis Plastargias
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Auffassungen über die Beziehung, die er und sein Freund miteinander hatten, von Liebe, Treue und Sexualität. Dass es nicht selbstverständlich sei, dass man nur Sex mit dem Partner habe, sondern dass viele Schwule Sex als etwas sehen, was primär Spaß mache, Abwechslung bringen solle, und dass mit dieser Abwechslung auch gemeint sei, dass man sich noch einen dritten oder vierten Mann dazu holte oder es auch mal mit anderen Männer ausprobierte.
    »Das ist doch ekelhaft!« rufe ich aus.
    »Finde ich auch!« sagt er und wirkt nun etwas traurig.
    Unwillkürlich nehme ich seine Hand und streichle sie. Als ich es merke, ziehe ich sie schnell weg. Paul schaut mich verwirrt an.
    »Lass uns gehen, Paul, es waren harte Tage für mich, ich bin müde!«
    »Sorry, du hast recht, Es ist wegen Afyon. Ruf ihn an und finde heraus, wie seine Stimmung ist, wenn du Lust hast, sehen wir uns noch einmal, bevor du zu ihm fährst.«
    »Danke, würde mich freuen!«
    Paul lächelt. Er sieht wirklich sehr gut aus.

    Ich telefoniere mit Danny, danach mit Fabian. Später auch mit Afyon. Ich bin aufgewühlt.
    »Dein Verschwinden hat sehr viel Staub in Kranichstein aufgewirbelt!« sagt Danny, und ich fühle mich schlecht ihm gegenüber, weil er nicht die Wahrheit kennt.
    »Und Afyon? Hast du ihn gesehen?«
    »Habt ihr immer noch keinen Kontakt?«
    »Er beantwortet meine SMS nicht!«
    »Wie gehabt!« spricht Danny die bittere Wahrheit aus.
    Fabian ist weiterhin genervt und erzählt, dass meine Omama kurz vor dem Ausrasten gewesen sei, als er vorhin vorbeigeschaut habe.
    »Sie ist doch eine blöde deutsche Kuh!« schreit Afyon ins Telefon. Als ich ihn darauf anspreche, legt er auf und schaltet sein Mobiltelefon aus.
    Verwirrt liege ich im Bett. Meine Gedanken drehen sich, verknoten sich, entknoten sich aber nicht mehr, machen mich kirre und unruhig, lassen mich keinen Schlaf finden. Afyon-Paul, Paul-Afyon, Kranichstein-Berlin. Was fühle ich? Mein Kopf ist ein Chaos. Mein Leben gleicht einer Karussellfahrt. Auf einem schlingernden Boot bei Unwetter. Mir ist kotzübel, ich habe Angst davor, ins Wasser zu fallen. Afyon-Paul. Sie sehen sich so ähnlich. Omama – wie eine zweite Mutter für mich - und ich hatte gehofft nun auch für Afyon. Sie verstehen sich nicht. Sehnsucht – nach Danny, aber auch nach Kranichstein. Sehnsucht nach Berlin – nach Fabian und Omama. Paul? Scheiße! Ein schlechtes Gewissen plagt mich, wenn ich noch mehr Tage in München bleibe, so wie meine Mutter es geplant hat, verbunden mit der Tatsache, dass ich dann Paul noch einmal sehen würde. Schlechtes Gewissen meiner Omama gegenüber. Fabian ist auch keine Hilfe. Er mag Afyon nicht.
    Ich muss eine Entscheidung treffen, schnell, jetzt, sofort, vor dem Frühstück.

VOR 4 TAGEN UND NÄCHTEN … REAL
    D Meine Mutter ruft mich dauernd an, doch ich gehe nicht dran. Auch nicht, wenn Elisa oder Anna versuchen, mich zu erreichen. Ich bin auf dem Weg nach Berlin – Paul wäre eine Zuflucht gewesen, ein Wegrennen vor den Problemen. Das Problem ist Afyon, das Problem ist, dass er sich alleine fühlt. Er hat doch keinen Bezug zu Omama, und er braucht mich. Er ist alleine in einer riesengroßen Stadt, in der er niemanden kennt. Wenn meine Mutter die Gefahren sieht, hat sie zwar recht, aber von meinen Gefühlen her ist es absoluter Blödsinn, dass Afyon ohne mich in Berlin ist. Ich muss möglichst schnell hin.
    Der dämliche ICE ist viel zu langsam für mich. Meine Nerven sind zum Zerreißen gespannt, ich möchte nicht mehr untätig rumsitzen, möchte ihn in meine Arme schließen, sein Lächeln sehen, seine langen Wimpern, ich möchte ihn spüren. Verdammt! Es ist nicht nur die Ungeduld, die mich so nervös macht, ich habe ein schlechtes Gefühl, ohne zu wissen, woher es rührt. Vielleicht die Angst, dass es sich Afyon bereits mit Omama verscherzt hat?
    Wir bleiben irgendwo in der Pampa stecken. »Getriebeschaden«, lautet die Durchsage. Ist das der Code für ›Da hat sich jemand vor den Zug geworfen?‹ Boah! Ich halte es nicht mehr aus. »Baddäung!« würden die Kranichsteiner sagen. Werde ich dorthin zurückkehren? Es hält mich nicht auf dem Sitz, ich laufe panisch durch den Zug, als hätte ich einen wichtigen Termin, oder müsste jemandem das Leben retten und mir würde die Zeit davonrennen. Wieso ist dieses Gefühl so stark?
    Am Bahnhof wartet niemand. Niemand weiß, dass ich heute in Berlin ankomme. Fabian wird um diese Uhrzeit noch in der Schule sein, und Afyon möchte ich

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