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Anstellung zu suchen. Sie verfügten über Computer mit Internetanschluß und hochentwickelte Software, mit der sich der Markt verfolgen ließ. Häufig schlossen sie sich zu Clubs zusammen, um über ein größeres Anfangskapital verfügen zu können. Sie lebten mit ihrem Computer zusammen, lösten sich rund um die Uhr ab, fuhren nie in Urlaub. Das Ziel, das sie alle verfolgten, war ausgesprochen einfach: Sie wollten Milliardäre werden, ehe sie dreißig waren.
Jean-Yves und Valérie gehörten der Generation einer Übergangszeit an, in der es noch schwer war, sich eine Laufbahn außerhalb eines Unternehmens - oder eventuell des Staatsdienstes - vorzustellen. Ich war etwas älter als sie, befand mich aber im Grunde in der gleichen Situation; wir saßen alle drei in diesem Gesellschaftssystem fest wie Insekten in einem Bernsteinblock, wir hatten keinerlei Möglichkeit, aus ihm herauszukommen.
Am Vormittag des 1. März nahmen Valérie und Jean-Yves offiziell ihre Arbeit innerhalb der Gruppe Aurore auf. Für Montag, den 4. März war bereits eine Sitzung mit den wichtigsten Mitarbeitern anberaumt, die an dem Projekt Eldorador beteiligt waren. Die Unternehmensleitung hatte Profiles, ein ziemlich bekanntes Institut für Konsumforschung, mit einer Marktstudie über die Zukunft der Ferienclubs beauftragt.
Als Jean-Yves zum erstenmal den Sitzungssaal im 23. Stock betrat, war er doch ziemlich beeindruckt. Gut zwanzig Mitarbeiter waren dort versammelt, die alle bereits seit mehreren Jahren bei Aurore arbeiteten; und ihm fiel jetzt die Aufgabe zu, dieses Team zu leiten. Valérie setzte sich links neben ihn. Er hatte das Wochenende damit verbracht, die Unterlagen zu studieren: Er kannte den Namen, die genaue Funktion und die berufliche Vergangenheit jedes einzelnen der um den Tisch versammelten Mitarbeiter; dennoch hatte er Mühe, ein leichtes Gefühl der Beklommenheit zu unterdrücken. Ein grauer Himmel legte sich über die Vororte in der Essonne, allesamt soziale Brennpunkte. Als Paul Dubrule und Gérard Pélisson sich für Évry als Standort für ihren Firmensitz entschieden, hatten die niedrigen Grund
Stückspreise, die Nähe der Südautobahn und des Flughafens Orly den Ausschlag gegeben; damals war Évry noch ein ruhiger Vorort gewesen. Heute hatten die umliegenden Gemeinden die höchste Kriminalitätsrate in ganz Frankreich. Jede Woche wurden Autobusse und Fahrzeuge der Gendarmerie oder der Feuerwehr angegriffen; wie viele Überfälle und Diebstähle stattfanden, war nicht genau zu beziffern ; manchen Schätzungen zufolge mußte man die Zahl der erstatteten Anzeigen mit fünf multiplizieren, um ein den Tatsachen entsprechendes Bild zu erhalten. Die Gebäude des Unternehmens wurden rund um die Uhr von einem bewaffneten Sicherheitsdienst überwacht. Ein Rundschreiben der Firmenleitung empfahl dringend, nach einer bestimmten Uhrzeit die öffentlichen Verkehrsmittel zu meiden. Für die Angestellten, die abends spät noch etwas zu tun hatten und keinen eigenen Wagen besaßen, hatte Aurore mit einem Taxiunternehmen einen Festpreis ausgehandelt.
Bei der Ankunft von Lindsay Lagarrigue, dem Konsumverhaltenssoziologen, hatte Jean-Yves den Eindruck, sich auf vertrautem Boden zu bewegen. Der Typ war um die Dreißig, hatte eine Stirnglatze und im Nacken zusammengebundenes Haar; er trug eine Adidas-Jogginghose, ein Prada-T-Shirt und ausgetretene Nikes, kurz gesagt: er hatte das Aussehen eines Konsumverhaltenssoziologen. Als erstes verteilte er eine sehr dünne Akte, die vor allem aus Diagrammen mit Pfeilen und Kreisen bestand; in seiner Aktentasche befand sich sonst nichts. Die erste Seite war eine Fotokopie eines Artikels aus dem Nouvel Obser vateur, genauer gesagt der Leitartikel der Urlaubsbeilage mit dem Titel: »Anders Reisen«.
»Im Jahr 2000«, begann Lagarrigue den Artikel vorzulesen, »ist es vorbei mit dem Massentourismus. Die Menschen träumen vom Reisen als Selbstverwirklichung, die zugleich einen ethischen Anspruch erhebt.« Dieser Abschnitt, mit dem der Leitartikel begann, erschien ihm symptomatisch für die gegen
wältigen Veränderungen. Er redete ein paar Minuten lang über dieses Thema, dann forderte er die Anwesenden auf, ihre Aufmerksamkeit auf folgende Sätze zu richten: »Im Jahr 2000 stellt man sich die Frage nach einem Tourismus, der den anderen Menschen respektiert. Die Bewohner der reichen Länder möchten nicht nur aus egoistischem Vergnügen verreisen, sondern
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