Plattform
des Club Méditerranée als solches übernommen, dabei aber die Preise enorm gesenkt. Die Folge davon war, daß die Buchungen drastisch zurückgingen. Wie haben sie es geschafft, die Situation wieder in den Griff zu bekommen? Nun, im wesentlichen, indem auch sie die Preise senkten. Aber sie haben sie nicht so stark gesenkt wie ihre Konkurrenten: Sie wußten, daß ihnen ihr Ruf, ihr Image und die Tatsache zugute kam, daß sie kein new comer auf dem Gebiet waren; sie wußten, daß ihre Kundschaft bereit war, einen gewissen Aufpreis in Kauf zu nehmen - einen Aufpreis, der nach gründlichen Untersuchungen je nach Bestimmungsort auf 20 bis 30 % festgesetzt wurde -, um in den Genuß der authentischen Form des Club Med, also gewissermaßen der > Originalfassung< zu kommen. Das ist die erste Überlegung, die wir im Laufe der nächsten Wochen vertiefen sollten: Ist der Markt der Ferienclubs groß genug, um ein anderes Konzept als das des Club Med zu verkraften? Und wenn ja, können wir es schon in groben Zügen umreißen und uns eine Vorstellung von der Zielgruppe unserer potentiellen Kundschaft machen? Diese Fragen sind nicht leicht zu beantworten.
Ich komme, wie Sie vermutlich schon alle wissen«, fuhr er fort, »von Nouvelles Frontières. Auch dort haben wir, selbst wenn es nicht der bekannteste Sektor des Unternehmens ist, Ferienclubs geschaffen: die Paladiens. Etwa zur gleichen Zeit wie der Club Méditerranée haben auch wir mit unseren Clubs Schwierigkeiten gehabt, aber wir haben sie sehr schnell behoben. Warum? Weil wir der größte französische Touristik-Konzern waren. Nachdem unsere Kunden eine Entdeckungsreise durch das Land gemacht hatten, wünschte sich die überwiegende Mehrzahl von ihnen eine Verlängerung in Form eines Badeaufenthalts. Unsere Rundreisen stehen im durchaus berechtigten Ruf, manchmal ziemlich anstrengend zu sein und eine gute körperliche Verfassung vorauszusetzen. Nachdem sich unsere Kunden gewissermaßen ihre Lorbeeren als >Reisende< hart verdient hatten, waren sie im allgemeinen begeistert, eine Zeitlang die Rolle des einfachen Touristen spielen zu dürfen. Angesichts des Erfolgs dieses Konzeptes haben wir beschlossen, bei den meisten Rundreisen die Verlängerung durch einen Badeaufenthalt von vornherein einzuplanen - was uns erlaubte, die Gesamtdauer in unseren Katalogangeboten zu verlängern: Ein Tag in einem Badeort ist, wie Sie wissen, viel billiger als ein Reisetag. Unter diesen Umständen war es natürlich sehr leicht, unsere eigenen Hotels zu bevorzugen. Das ist die zweite Überlegung, über die Sie sich bitte Gedanken machen sollten: Es kann sein, daß der Erfolg der Ferienclubs von einer engeren Zusammenarbeit mit einem Reiseveranstalter abhängt. Auch da müssen Sie Erfindungsgeist zeigen, Sie sollten sich nicht nur auf die Konzerne beschränken, die auf dem französischen Markt vertreten sind. Das ist ein neues Gebiet, das zu erforschen ich Sie bitten möchte ; vielleicht kann der Zusammenschluß mit einem der großen Touristik-Konzerne Nordeuropas für uns von großem Vorteil sein.«
Nach der Sitzung kam eine Frau in den Dreißigern mit hübschem Gesicht und blondem Haar auf Jean-Yves zu. Sie hieß Marylise Le François und war für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. »Ich wollte Ihnen nur sagen, daß mich Ihre Ausführungen sehr überzeugt haben «, bemerkte sie. » Das war wirklich notwendig. Ich glaube, daß es Ihnen gelungen ist, die Leute zu motivieren. Jetzt ist allen klar, daß jemand wieder das Steuer übernommen hat; jetzt können wir uns wieder richtig an die Arbeit machen.«
4
Es war nicht so leicht, das stellten sie schnell fest. Die meisten britischen und vor allem die meisten deutschen TouristikKonzerne besaßen bereits ihre eigene Kette von Ferienclubs; es lag nicht in ihrem Interesse, sich mit einer anderen Gruppe zusammenzuschließen. Alle Kontakte, die in dieser Hinsicht aufgenommen wurden, erwiesen sich als Fehlschläge. Andererseits schien der Club Méditerranée die einzig brauchbare Lösung für die Ferienclubs gefunden zu haben; seit seinem Bestehen war kein Konkurrent imstande gewesen, ein wirklich innovatives Konzept zu entwickeln.
Zwei Wochen später hatte Valérie schließlich eine Idee. Es war fast zehn Uhr abends; sie saß zusammengesunken in einem Sessel mitten in Jean-Yves' Büro und trank einen Kakao, bevor sie heimfuhr. Sie waren beide erschöpft, sie hatten den ganzen Tag die Bilanz der Ferienclubs
Weitere Kostenlose Bücher