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Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition)

Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition)

Titel: Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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noch eins. »Falls ihr glaubts, i wui eich vergiften.«
    »So dämlich bist aber nicht, oder? Du schießt lieber. Ist nämlich unauffälliger.« Kathi klang eisig.
    Irmi war überrascht, wie gut Kathi sich im Griff hatte.
    »Wer hat wen derschussn?«
    »Du die Regina von Braun. Guter Schuss, Wildererkaliber, kennt man vom Karwendel-Hias.«
    Er überlegte kurz. Dann grinste er. »Ach, der Kugler Franzl hot plaudert.«
    »Ach was! Das ganze Karwendel kennt doch deine Heldengeschichten, und die erzählt der Hias fein selber, oder? Warum musste die Regina sterben?«
    Kathi war heute wirklich gut in Form: beherrscht, zynisch und ungeheuer attraktiv, wie sie mit ihren dunklen Augen Giftpfeile aussendete.
    »De Regina?«
    »De Regina?«, äffte Kathi ihn nach. »Ja, genau die, und die ist tot. Was sagst jetzt, du Karwendelschrat?«
    Viel von seiner Fassade war längst abgefallen. »Aber warum sollt ich die Regina derschießn?«
    »Host ned aufgemerkt, Karwendler? Weil sie di beim Wuidern gstört hot!«
    Bevor Kathi nun ihr wüstestes Tirolerisch auspackte, griff Irmi ein. »Also, Hias: Du hast die Regina gekannt?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Es gibt a Waldbauernvereinigung. Do bin i aa drin.«
    »Ach, der Wilderer mit Waldbesitz?«, schoss Kathi dazwischen.
    »Des is koa Verbrechen.«
    »Nein«, sagte Irmi. »Das nicht. Aber Wilderei ist ein Straftatbestand und Mord erst recht.«
    »Aber i hob sie doch ned derschussen! I doch ned!«
    »Aber gewildert auf ihrem Grund?«
    »De Regina is a saubers Weibets, bei ihr im Revier hob i nia ned gschussn.«
    »Ach, du wilderst nur bei weniger sauberen Weibern?«, rief Kathi.
    »Bei dir dad i aa ned wuidern«, kam es von ihm, aber ziemlich kleinlaut.
    »Schad eigentlich, denn wenn ich dich erwischen würde, tät ich dich hinrichten lassen, wie dein großes Vorbild.«
    »Hinrichtung, ha! Den boarischen Hiasl ham s’ erdrosselt, zertrümmert, dann noch geköpft und gevierteilt, alles Anzeichen dafür, wie sehr er bei der Obrigkeit gefürcht war. Aber der Schiller hot eam als Vorbild für den Karl Moor in die Räuber g’nommen. Das erste Hiasl-Lied hat’s scho 1763 gebn, und ihr kennts doch des Liadl von der Biermösl-Blosn zamm mit die Toten Hosen?«
    »Ach stimmt, der Herr Waldschrat musiziert ja auch!«, rief Kathi.
    Er nahm eine Ziehharmonika von der Truhe und sang drauflos: »Bin i der boarisch Hiasl, koa Jager hat de Schneid, der mir mei Feder und Gamsbart vom Hiatl obakeit! Drum tu i d’Felder schützn mit meine tapfern Leit, und wo i aa bloß hikimm, oh mei, da is a Freid!«
    Dieses alberne Hiasl-Lied konnte Irmi auf den Tod nicht leiden. »So ganz glaub ich nicht, dass überall eitel Freude herrscht, wo du hinkommst«, sagte sie.
    »Ach, kimm, i schiaß doch nix mehr. Des letzte Wuid hob i in Scharnitz beim Gaugg eikauft und g’sagt, dass es g’wuidert is. Für a Freindin, die steht dodrauf. Und dem Gaugg hob i g’sagt, er derf nix sagen, sonst …«
    »Sonst derschießt ihn?«, ranzte Kathi ihn an. »So wie die Regina!«
    »I hob niemand derschussn.«
    »Also, Hias, dann fassen wir mal zusammen. Du hast kein Alibi, du warst in der fraglichen Nacht allein zu Hause. Ich hätte gerne deine Waffen und deine Stiefel. Es kommt gleich noch jemand und schaut sich das Profil deines Jeeps an«, erklärte Irmi.
    »Hobts so an Durchsuchungsbeschluss?«
    »Wenn du magst, hab ich den in dreißig Minuten, aber du hast doch nix zu verbergen, oder? Waffen, Schuh, auf geht’s!« Irmi strahlte ihn regelrecht an.
    Er öffnete die Truhe, auf der die Ziehharmonika gelegen hatte, und holte zwei Gewehre heraus.
    »Du weißt schon, dass die in einen ordnungsgemäßen Waffenschrank gehören?«, fragte Irmi.
    Er gab ein knurrendes Geräusch von sich.
    »Die anderen Waffen auch!«
    Der Hias stand tatsächlich auf, Irmi folgte ihm. Er öffnete die Tür zum ehemaligen Stall und zerrte hinter einem alten Rupfensack noch zwei verwegen aussehende Gewehre heraus.
    »Alle?«, vergewisserte sich Irmi.
    »Ja«, knurrte er. »Aber bloß, damit du glaubst, dass i des ned war.« Er beugte sich verschwörerisch zu ihr und sonderte eine scharfe Schnapsfahne ab. »Die Regina, die hot a Buch mit Jagdg’schichterl g’schriebn. Die hot mi dazu aa interfjut. Und do steht so mancherlei drin. Do san Leit erwähnt, die mechten sich sicher ned in am Buch lesen.«
    »So, so, und wo ist das Buch?«
    »I glaub, des kimmt erst aussi. Du bist doch die Polizei!«
    »Allerdings«, sagte Irmi und war ganz froh, dass zwei

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