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Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition)

Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition)

Titel: Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Wildtier ermöglicht hat. Sepp war ein Star! Dass er in die ›ewigen Jagdgründe‹ einging, ist in dem Fall keine Floskel. Die Indianersprache habe ich bewusst gewählt, denn ich habe mir beim Jagen die Denkweise der Indianer zu eigen gemacht. Wenn Indianer jagen, dann sprechen sie vorher mit dem Tier und erklären ihm, dass sein Tod nötig sein wird. Das ist Ehrerbietung vor dem Tier, und auch hierzulande gibt es solche Rituale: dem Tier den letzten Bissen ins Maul zu stecken, vor dem toten Tier eine Weile zu verharren. Ein Tier sofort ohne jegliche Emotion abzutransportieren lehne ich ab. Ich habe genug Jagdkollegen, die mich auslachen und unter Druck setzen wollen, nach dem Motto: ›Bis du mal abdrückst!‹ Aber ich habe eine Verantwortung für das Tier, ich schieße nur, wenn ich mir hundertprozentig sicher bin.
    Auch wenn ich schießwütige Frauen kenne und übervorsichtige Männer, so gibt es doch eine Tendenz, dass Frauen den Finger nicht so schnell am Abzug haben und bei großen Distanzen eher mal verzichten. Was ich bei Frauen auch selten erlebe, ist diese Vernarrtheit in Waffen. Das Sammeln von Waffen. Wir benutzen die Waffe einfach als Arbeitsgerät.
    Warum ich jage?
    Nun, ich bin schwer vorbelastet und mit Wald und Flur aufgewachsen. Ich besitze einen Forstbetrieb mit über achtzig Hektar. Das ist vergleichsweise klein, aber ab achtzig Hektar ist das eine Eigenjagd, ich will und muss den Bestand regeln. Aber ein Jagdschein ist kein Schussschein. Und nicht für ein Wochenendseminar geeignet. Im Saarland beispielsweise gibt es Crashkurse, für die man ein paar Tausend Euro hinblättert, aber es fehlt die Praxis, und es fehlt etwas ganz Entscheidendes: die Passion. Jagd aus Prestigegründen hat nichts mit Naturliebe zu tun. In Bayern hingegen ist der Schein sehr aufwendig, man spricht nicht umsonst vom »grünen Abitur«, das Waffenkunde, Jagdrecht, Hundekunde, Forst- und Landwirtschaft sowie Naturschutz, Schießübungen und sehr viel Wildtierkunde umfasst. Ein Jäger ist sein eigener Fleischbeschauer, das heißt, er muss sehr genau über Krankheiten Bescheid wissen.
    Wie kann gerade ich Tiere töten?
    Die Antwort hat etwas mit ebendieser Ehrerbietung zu tun und mit einer gesunden Einstellung zur Ernte. Bestimmte Jagdpraktiken lehne ich ab, die reine Trophäenjägerei ist für meine Begriffe abartig. Jagd hat da ihre Berechtigung, wo ich das Tier dann auch als Fleischlieferant verwerte. Und das erfordert einmal mehr Umsicht. Das Tier darf in keinem Fall wissen, wer dahintersteht. Es darf keinen Kontakt zum Schützen aufnehmen, womöglich sogar herübersehen. Ich als Mensch brauche die Distanz, und das Tier sollte auch aus ganz pragmatischen Gründen keinerlei Anspannung spüren, denn Stressadrenalin schadet dem Fleisch. Aber was sehe ich bei den männlichen Kollegen? Ich sehe Brunftverhalten bei Männern – wie bei der Jagd die Geweihe klappern, das ist ganz großes Kino.
    Liebe Leser, wenn wir heute nicht umdenken, ist es morgen schon zu spät. Frauen sind ihr ganzes Leben lang dahin gehend erzogen worden, eine Synthese zu finden, das mussten wir in allen unseren Lebensbereichen lernen. Die Jagd profitiert nur davon.
    Ihre Regina von Braun
    Es war eine Weile still, bis Andrea sagte: »Das mit den Indianern find ich schön.«
    »Ja, das war wieder mal klar«, meinte Kathi. »Shitting Bull hat gesprochen und so.«
    »Des hoaßt Sitting Bull«, kam es von Sailer, der wohl auch eine große Vergangenheit als Indianer in Kindertagen gehabt hatte.
    »Ach?«, fragte Kathi mit einem süffisanten Grinsen und fuhr fort: »Ich bin mir nicht ganz sicher, ob da nicht zwischen Selbstbild und Fremdwahrnehmung ganz schöne Abgründe klaffen. Diese Regina von Braun war gewiss keine, die Synthesen finden konnte. Sie wiegelt doch schon in ihrem Vorwort auf und …«
    »… ist dir da so was von ähnlich!«, ergänzte Irmi.
    Andreas Miene entspannte sich. Irmi lächelte sie an und meinte in Kathis Richtung: »Dabei gebe ich dir sogar recht. Ich kann diese Regina von Braun nicht greifen und schwanke, ob ich sie sympathisch oder unsympathisch finden soll.«
    »Ich finde sie mutig«, flüsterte Andrea.
    »I woaß ned«, kam es von Sailer. »Wär s’ doch besser Biologielehrerin worden.«
    Irmi seufzte. »Ihr seid auch keine große Hilfe. Wir müssen das Buch komplett lesen und herausfinden, wem sie außer von Brennerstein noch auf die Füße getreten ist. Das könnten Leute sein, die das Erscheinen des Buches verhindern

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